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Carolinea 72
(2014)
Zwischenschritte in Intervallen von 0,5 Schritten
notiert, wenn ein Höcker keiner Kategorie ein-
deutig zugeordnet werden konnte (cf.
W
olf
et al.
2012). Der Durchschnittswert für
Miotragocerus
wurde mit Werten für rezente Ungulaten mit be-
kannter Nahrung aus
M
ihlbachler
et al. (2011)
verglichen.
Stand der Forschungsarbeit und
erste Ergebnisse
Nach Begutachtung der in Karlsruhe und Stutt
gart aufbewahrten, weitgehend vollständigen
Miotragocerus-
Skelette aus der aktuellen Gra-
bungsphase wurde entschieden, die
anato-
mische Beschreibung
des Boviden im We-
sentlichen an einem gut erhaltenen Teilskelett
(SMNK-PAL.7301) der Karlsruher Sammlung
durchzuführen, da dieses durch den unvollstän-
digen Präparationszustand die Vermessung und
morphologische Untersuchung am einfachsten
ermöglichte (Abb. 1). Bei der Bearbeitung war
die Vergleichssammlung des Karlsruher Muse-
ums, die isolierte
Miotragocerus
-Knochen der
früheren Grabungsphasen am Höwenegg bein-
haltet, von großem Nutzen.
Im weiteren Verlauf des Projektes wurden, wie
erwähnt, auch die übrigen neuen Bovidenskelet-
te vom Höwenegg (eines in Karlsruhe in schlech-
ter Erhaltung und in unvollständiger Präparation
(SMNK-PAL.7302) und zwei sehr gut erhaltene,
weitgehend vollständige und vollständig prä-
parierte Skelette (SMNS 47279a und SMNS
47278a) in Stuttgart) anatomisch untersucht und
postkraniale Messdaten erfasst. Dies war insbe-
sondere für den Schädel und die Beckenregion
von großer Bedeutung, da diese im oben er-
wähnten Karlsruher Exemplar fehlen.
Selbst bei den vollständigeren Skeletten der Hö-
wenegg-Fundstelle sind die einzelnen Skelett
elemente generell oftmals beschädigt; außerdem
macht die in-situ-Präparation der Exemplare die
Vermessung sehr schwierig oder unmöglich.
Dennoch konnten metrische Daten für nahezu
alle postkranialen Elemente genommen wer-
den. Des Weiteren wurden anatomische Beo-
bachtungen gesammelt und die Fundlage der
assoziierten bzw. artikulierten Skelettelemente
beschrieben. Diese Daten sind aufgrund der Sel-
tenheit postkranialer Elemente von basalen Bo-
selaphinen im Skelettverband von besonderem
wissenschaftlichem Wert.
Die gesammelten Erkenntnisse der Beschrei-
bung wurden mit früheren Beobachtungen insbe-
sondere von
B
erg
(1970) verglichen; dieser Autor
hat jedoch das postkraniale Achsenskelett auf-
grund der schlechten Erhaltung des damals ver-
fügbaren Materials kaum berücksichtigt, so dass
die im Rahmen dieses Projektes gesammelten
Daten zur Wirbelsäule weitgehend ohne Präze-
denz sein werden. Viele Beobachtungen zum üb-
rigen Skelett stimmen mit denen von
B
erg
(1970)
überein. Interessanterweise konnte eine von
R
o
-
maggi
(1987) gemachte und gelegentlich als be-
sonderes und potentiell artspezifisches Merkmal
von
Miotragocerus
vom Höwenegg angegebene
(z.B.
S
passov
& G
eraads
2004) Beobachtung,
nämlich das Vorhandensein nicht nur einer late-
ralen, sondern auch einer medialen Vertiefung
am proximalen Metatarsus, nicht bestätigt wer-
den (weder an den vollständigen Skeletten noch
am isolierten Vergleichsmaterial).
Obwohl auch in den ersten Grabungsphasen in
den 1950er und 60er Jahren die Fundlage der
Skelettelemente fotografisch festgehalten wurde,
lässt sich diese erst bei den neuen Antilopen
skeletten, die im Labor und im Verband präpa-
riert wurden, genau untersuchen. Es fällt dabei
auf, dass die Fundlage für alle Skelette sehr
ähnlich ist, wobei der Hals der Exemplare jeweils
weit zurückgebogen ist, und die Elemente gene-
rell assoziert, oftmals aber nicht mehr vollstän-
dig artikuliert sind. Viele kleinere postkraniale
Elemente, wie z.B. Handwurzelknochen, wurden
offenbar durch Strömungen im Ablagerungs-
raum eine gewisse Strecke weit bewegt. Eine
genauere taphonomische Interpretation aller
Boviden-Skelette soll noch erfolgen.
Gemäß
D
e
G
usta
& V
rba
(2003) und
P
lummer
et
al. (2008) wurden während der Vermessung der
neuen Antilopen-Skelette spezielle Messwerte
am Astragalus von
Miotragocerus
genommen.
Diese sollen ebenfalls in einem weiteren Schritt
für
funktionsmorphologische/-anatomische
und paläoökologische Analysen verwendet wer-
den.
Für die Erfassung der
Variabilität
der Schädel
und insbesondere der häufig aufgefundenen
Hornkerne wurde alles zugängliche kraniale Ma-
terial in Karlsruhe, Donaueschingen und Immen-
dingen dokumentiert und vermessen. Weitere
Daten sollen in Darmstadt erhoben werden. Die
antero-posterioren und medio-lateralen Längen-
messungen der Hornkernbasen werden gemäß
z.B.
K
ostopoulos
(2006) grafisch dargestellt (Abb.
2). Insbesondere morphologisch lassen sich,
wie bisher vermutet (z.B.
R
omaggi
1987), deut-
liche Unterschiede zwischen Hornkernen von