B
eck
et al.
:
Taxonomie der Gattung
Phthiracarus
119
Bemerkung:
N
iedbała
(1992, 2011) und
W
eigmann
(2006) betrachten
Ph. flexisetosus
als synonym
von
Ph. longulus
. Der Unterschied zu
Ph. lon-
gulus
beschränkt sich im Wesentlichen auf die
Borstenkonfiguration auf Femur I, bei
Ph. flexi-
setosus
mit einer langen, borstenförmigen (nicht
hakenförmigen!)
d-
Borste, die in Längsrichtung
betrachtet etwa auf gleicher Höhe mit den beiden
übrigen Borsten steht.
P
arry
bildet keinen Femur
von Bein I ab, beschreibt lediglich eine Borste
u’ auf Tarsus I als kurz, dick, einem Eupathidi-
um ähnelnd, was wir nicht nachvollziehen kön-
nen.
N
iedbała
(1992: 116, 386) hat offensichtlich
einen Paratypus von
Ph. flexisetosus
gesehen
und auch gezeichnet, mit langer, nur schwach
gekrümmter
d
-Borste auf Femur I.
An unserem mehrfach beprobten Standort Crails-
heim wurde die Form
Ph. flexisetosus
regelmäßig,
wenn auch meist in geringer Indviduenzahl gefun-
den. Das Merkmal der
d-
Borste auf Femur I stimmt
mit der Angabe in der Abbildung des
P
arry
’schen
Paratypus von
N
iedbała
(1992: 386) überein und
unterscheidet sich eindeutig von seinen abgebil-
deten
Ph. longulus
-Exemplaren
(
N
iedbała
1992:
388, 390). Auch die in Crailsheim ebenfalls re-
gelmäßig zusammen mit den
Ph. flexisetosus
-
Formen
gefundenen Exemplare von
Ph
.
longulus
lassen sich eindeutig von
Ph. flexisetosus
abgren-
zen. Damit ließe sich die Berechtigung der Art
Ph.
flexisetosus
P
arry
, 1979, zunächst bestätigen.
Nun fanden wir aber an zwei montanen Standor-
ten des Schwarzwalds, Ottenhöfen und Donau
eschingen-Eisenbach, bei weitgehender Über-
einstimmung der Merkmale mit
Ph. longulus
(vor
allem die NG-Borstenlänge
c
1
um 95 µm,
h
3
um
145 µm) 2 Ex. mit
d-
Borste auf Femur I, die nicht
hakenförmig ist und auch nicht die Femur-Vorder-
kante überragt, während 3 weitere Ex. der Probe
in diesem Merkmal gänzlich
Ph. longulus
ent-
sprechen
.
Weitere 6 Ex. aus einem modernden
Baumstubben in Ottenhöfen entsprechen den
genannten 2 abweichenden Exemplaren, die wir
nicht eindeutig, aber doch eher zu
Ph. flexiseto-
sus
stellen müssten. Gestützt wird dies durch die
gleichen Unterschiede zwischen der
Ph. longu-
lus
- bzw.
Ph. flexisetosus
-Population am Stand-
ort Donaueschingen-Eisenbach.
Auch in Mannheim (LfU-Standort 520, am Stadt-
rand) fanden wir bei insgesamt 4 Ex. aus F- und
H-Schicht 2 Ex. mit kräftiger, gerader, mittellan-
ger
d-
Borste auf Femur I, die aber nicht den Vor-
derrand des Femur erreicht, und 2 Ex. mit einer
d-
Borste, ausgebildet als kräftiger „Spazierstock“
à la
Ph. longulus
.
Als Ergebnis bleibt festzuhalten, dass eine Art
Ph.
flexisetosus
nicht immer eindeutig von
Ph. longu-
lus
abzugrenzen ist, dass es aber wohl Standorte
gibt, an denen sich beide Morphen deutlich un-
terscheiden lassen. Um dies zu dokumentieren,
schlagen wir vor, die abweichenden Formen mit
langer, gerader
d-
Borste auf Femur I als
Ph. lon-
gulus
forma
flexisetosus
(
P
arry
, 1979) zu führen.
Vorkommen: 7 Fundorte in Baden-Württemberg,
punktuell, planar bis montan.
Gruppe 2.2 Sensillus kurz, spindel- bis paddel-
förmig, Femur I mit 4 Borsten, Notogaster mit 2
oder 4 Fissuren.
Nach
W
eigmann
(2006) 8 Arten:
Phthiracarus affinis
(
H
ull
, 1914) – species in-
quirenda
Phthiracarus clavatus
P
arry
, 1979 =
Phthira-
carus borealis
T
rägårdh
, 1910
Phthiracarus compressus
J
acot
, 1930
Phthiracarus crenophilus
W
illmann
, 1951 =
Phthiracarus borealis
forma
crenophilus
Phthiracarus globosus
(C. L.
K
och
, 1841)
Phthiracarus laevigatus
(C. L.
K
och
, 1844)
Phthiracarus opacus
N
iedbała
, 1986 =
Phthi-
racarus bryobius
J
acot
, 1930
Phthiracarus stramineus
(C. L.
K
och
, 1841)
sensu
B
erg
et al. (1990) =
Phthiracarus bryo-
bius
J
acot
, 1930
Hinzu kommen nach
N
iedbała
(1992, 2011):
Phthiracarus bryobius
J
acot
, 1930
Phthiracarus montanus
P
erez
-I
ñigo
, 1969
Phthiracarus spadix
N
iedbała
, 1992
sowie nach
P
arry
(1979):
Phthiracarus borealis
T
räg
Å
rdh
, 1910 (als
Ph.
clavatus
P
arry
, 1979, siehe oben)
Bemerkung: Von den genannten Arten ist
Ph. stra-
mineus
(C. L.
K
och
, 1841) nach
N
iedbała
(1992,
2011) eine species inquirenda, und auch nach
W
eigmann
(2006) ist die Identität der Art unklar.
Er stützt seine Definition der Art ausdrücklich auf
die Beschreibung von
B
erg
et al. (1990). Wir ha-
ben das zu Grunde liegende Material nachunter-
sucht und kommen unter Berücksichtigung von
N
iedbała
(1992) zu der Überzeugung, dass
Ph.
stramineus
sensu
B
erg
et al. (1990) identisch ist
mit
Ph. bryobius
J
acot
, 1930. Die Identität dieser
Art kann aber nicht mehr geklärt werden, da kein
Typusmaterial existiert.
NB: Um den Spekulationen über die Identität von
„
Hoplophora straminea
“ C. L.
K
och
, 1841, eine
weitere hinzuzufügen:
K
och
zeichnet die Art in