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Carolinea 72
(2014)
waldrand haben kaum je das Interesse der Bota-
niker erregt. Der Grundgedanke, sich vertiefend
mit der Gewässervegetation im Gebiet zu befas-
sen, ergab sich mit der Beauftragung der ARGE
FFH-Management (bestehend aus dem Büro
für Tier- und Landschaftsökologie, Dr.
J
ürgen
D
euschle
und dem Institut für Umweltplanung,
Prof. Dr.
K
onrad
R
eidl
) zur Erstellung des Natura-
2000-Managementplans (MaP) „Untere Schutter
und Unditz“ (umfasst u.a. das FFH-Gebiet 7513-
341) durch das Regierungspräsidium Freiburg,
Ref. 56 – Naturschutz und Landschaftspflege im
Jahr 2011. Die im Rahmen des Auftrags durch-
geführten Fließgewässer-Kartierungen veran-
lassten uns, über die Erfassungen zum Natura-
2000-MaP hinausgehende Untersuchungen zu
tätigen. Das Gebiet gehört zum Ortenaukreis,
der ungefähr in der Mitte der Oberrheinebene
zwischen Basel und Mannheim liegt und sich zu
großen Teilen mit dem Schutter-Unditz-(Kinzig)-
Wasserkörper deckt (
RP
Freiburg 2005).
Die Untersuchungen umfassen neben Schutter
und ihrem Nebenfluss Unditz Gräben und Bäche
(Bruchgraben, Dorfbach, Mittelbach, Kamm-
bach, Tieflachkanal, Pfitzengraben, Muserebach,
Scheidgraben, Neuer Graben), derenWasserfüh-
rung und Dimensionen groß genug sind, um eine
permanente Besiedlung durch Wasserpflanzen
zu ermöglichen. Aus Vergleichsgründen wird zu-
dem kurz auf die makrophytische Vegetation der
Kinzig eingegangen, soweit diese bekannt ist.
Unsere Absicht war es, über die Identifikation
und Bewertung des Lebensraumtyps (LRT 3260)
im Rahmen eines MaP hinaus die Kenntnis der
Vegetation und Flora der Fließgewässer in Ba-
den-Württemberg zu erweitern und durch eine
weitgehend lückenlose Kartierung die Grundla-
ge für spätere Wiederholungskartierungen des
Schutter-Unditz-Systems zu schaffen.
Weiterhin vergleichen wir die Fließgewässer-Ve-
getation des (Kinzig)-Schutter-Unditz-Systems
mit der Fließgewässer-Vegetation anderer Land-
schaften in Baden-Württemberg und benachbar-
ten Regionen, verbunden mit einer Gewichtung
der für die Zusammensetzung und Struktur der
makrophytischen Vegetation und Flora maßgeb-
lichen Faktoren.
2 Geologie und Hydrologie des
Untersuchungsgebietes
Das Untersuchungsgebiet ist Teil der Offenbur-
ger Rheinebene und weist mit Meereshöhen zwi-
schen 133 und 160 Meter über NN nur geringe
Höhenunterschiede auf. Hydrologisch gehört es
zum (Kinzig)-Schutter-Unditz-Wasserkörper (Nr.
32-05-or3) mit einer Länge des Gewässernetzes
von 101 km und einem Einzugsgebiet von 234
km² Größe (RP Freiburg 2005). Im Schuttertal
westlich von Lahr besteht der Untergrund aus
Flussbettsedimenten.
Die Talablagerungen bestehen aus groben Kie-
sen mit kiesigem Sand und wechselnden Schluff-,
Stein- und Blockgehalten. Das schlecht sortierte
Material stammt ausschließlich aus dem Schwarz-
wald. Die Mächtigkeit der Flussbettsedimente und
Sande beträgt wenige Meter (Rp Freiburg 2005).
Das unmittelbare Einzugsgebiet der Fließgewäs-
ser wird in der Regel intensiv ackerbaulich oder als
Grünland genutzt. Im FFH-Gebiet „Untere Schutter
und Unditz“ sind allerdings auch großflächige Ex-
tensivgrünlandstrukturen erhalten geblieben.
3 Gewässer
Die
Schutter
entspringt am Hünersedel ober-
halb von Schweighausen im Mittleren Schwarz-
wald in 680 Meter Höhe und mündet nach 56 km
bei Kehl in die Kinzig (Abb. 1). Bis Lahr ist die
Schutter ein silikatischer Mittelgebirgsfluss, der
unterhalb von Lahr in die Rheinebene übergeht.
Das Talbodengefälle der Schutter zwischen der
Ortschaft Schuttern und der Mündung beträgt
0,075 %, die Entfernung zur Mündung noch
28 km. Mit dem Eintritt in die Rheinebene nimmt
die bisher rhithrale Schutter, die dabei ihre Rich-
tung von Westen nach Norden ändert, über
weite Strecken den Charakter eines potamalen
Tieflandflusses mit schwacher Strömung und
überwiegend schlammiger Sohle an. Besonders
ausgeprägt ist dieses Erscheinungsbild zwi-
schen Hugsweier und Kittersburg. Unterhalb von
Kittersburg zeigt die Schutter allerdings wieder
einen stärker rhithralen Charakter, da Strecken
mit feinkiesigem Untergrund und schnellerer
Strömung wieder zunehmen.
Die mittlere Wasserführung (bezogen auf eine
50-jährige Periode zwischen 1970 und 2009)
am Pegel Lahr beträgt 1,4 m³/s, die Extreme
schwanken zwischen einem Niedrigwasser-Ab-
fluss von 254 l/s und einem Hochwasser-Abfluss
von 70,4 m³/s (LUBW
2012). Das Wasser der
Schutter ist durch eine hohe Fracht an Schweb-
stoffen, die wahrscheinlich zu großen Teilen aus
einer lebhaften Seitenerosion der Ufer stammen,
mehr oder weniger dauerhaft eingetrübt.