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Auswertung
tes zusammenhängen, basiert aber auf einer
vergleichsweise größeren ökologischen Mannig-
faltigkeit, die sich vor allem aus der hohen Relief-
energie in Verbindung mit geologischer Vielfalt
ergibt, insbesondere aber auch den günstigen
Feuchteverhältnissen dieser ozeanisch getönten
Region zu verdanken ist. Die Untersuchungser-
gebnisse legen nahe, dass die Höhe der Nieder-
schläge und die Häufigkeit von Nebelbildungen
einen ausschlaggebenden Einfluss auf die Diver-
sität der Flechten hat.
Zudem hat sich, trotz überwiegend intensiver
landwirtschaftlicher Nutzung, in weiten Teilen
eine vielfältige Kulturlandschaft mit einem klein-
räumigen Wechsel unterschiedlicher Lebens-
räume erhalten. Besonders auffällig sind die
zahlreichen Obstbäume, die maßgeblich zumAr-
tenreichtum des Kartiergebietes beitragen. Hin-
zu kommen zahlreiche anthropogene Biotope,
wie alte Mauern, Friedhöfe usw., die zahlreichen
Gesteinsflechten Nischen bieten.
Angesichts der hohen Gesamtartenzahl könnte
man glauben, der Odenwald sei ein an Flech-
ten sichtlich reiches Gebiet. Tatsächlich bietet
sich dem Betrachter jedoch über weite Strecken
das Bild einer flechtenarmen Gegend. Wer den
Odenwald durchwandert, wird mit Ausnahme
von Blockmeeren und der zahlreichen Obstbäu-
me kaum einmal eine arten- und individuenrei-
che Flechtenvegetation wahrnehmen können.
Nur sehr lokal – und auch hier optisch selten her-
vortretend – ist die Flechtenflora reich.
Der baden-württembergische Teil des Odenwal-
des weist entsprechend seines geringeren Flä-
chenanteils eine etwas niedrigere Artenzahl auf
als der hessische Gebietsteil. Die demgegenüber
deutlich geringere Zahl an Arten im bayerischen
Odenwald erklärt sich aus dessen kleinerem
Flächenanteil und den weniger ausgeprägten
geomorphologischen und geologischen Gegen-
sätzen des vorwiegend durch Oberen Buntsand-
stein geprägten Gebietsteils.
Die kartierten Arten sind nicht nur in quantitativer,
sondern auch in qualitativer Hinsicht ungleich
über das Kartiergebiet verteilt. Beträchtliche flo-
ristische Unterschiede bestehen beispielsweise
zwischen den Naturräumen.
Von herausragender Bedeutung für das Vor-
kommen von Flechtenarten (inkl. fakultativ liche-
nisierter Pilze) erweist sich der Sandstein-Oden-
wald, dem 224 Arten eigen sind, die ansonsten
im Kartiergebiet nach bisherigem Kenntnisstand
fehlen. Ausschließlich an der flächenmäßig unter-
geordneten Bergstraße kommen immerhin noch
20Arten vor, während der intensiv landwirtschaft-
lich genutzte Vordere Odenwald lediglich 25 Ar-
ten aufweist, die nur dort gefunden wurden.
7.1.2 Häufigkeit der Arten
Es wurden sechs Häufigkeitsklassen unterschie-
den (siehe Kap. 5.3.1). Die meisten Arten sind
im Kartiergebiet sehr selten, viele selten. Beide
Häufigkeitskategorien umfassen zusammen gut
35 - 106
214 - 266
107 - 159
267 - 320
160 - 213
17
17
18
18
19
19
20
20
21
21
22
22
23
23
60
60
61
61
62
62
63
63
64
64
65
65
66
66
67
67
Artenzahl pro Messtischblatt-Quadrant
Tabelle 3: Verteilung der Arten auf die Bundesländer
und deren Anteil am Gesamtartenbestand
Bundesland
Anzahl
Anteil
Baden-Württemberg (BW)
638
84,2 %
Bayern (BY)
467
61,6 %
Hessen (HE)
645
85,1 %
Tabelle 4: Anzahl der auf einen Naturraum beschränk-
ten Arten und deren Anteil am Gesamtartenbestand
Naturraum
Anzahl
Anteil
Bergstraße
20
2,6 %
Vorderer Odenwald
25
3,3 %
Sandstein-Odenwald
1
225
29,7 %
1
Die Vorbergzone im Norden (Otzberger Randhügelland,
Kleine Bergstraße) wurde hier dem Sandstein-Odenwald
zugerechnet
1...,463,464,465,466,467,468,469,470,471,472 474,475,476,477,478,479,480,481,482,483,...532