Andrias 19 - page 40

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andrias, 19
(2012)
Spiculogloeales
Arten dieser Ordnung (B
auer
et al. 2006) sind
Mykoparasiten mit tremelloiden Haustorien. Die
Mikromorphologie der Fruchtkörper von Spi-
culogloea occulta, die Interaktion mit dem Wirt
Hyphodontia sambuci sowie Merkmale in Kultur
wurden von L
anger
& O
berwinkler
(1998) dar-
gestellt. Die Autoren haben auch die bis dahin
bekannten auricularioiden Gattungen mit intrahy-
menialen Arten geschlüsselt.
Atractiellales
Vertreter dieser Ordnung besitzen subzelluläre
Organellen aus Membranstapeln, die wir Sym-
plechosomen nannten. Diese Pilze leben saprob,
können aber auch in epiphytischen Orchideen
als Wurzel-Mykobionten auftreten. In einer Über-
sicht der gestielt-kopfigen, gasteroiden, auricu-
larioiden Heterobasidiomyceten fassten O
ber
-
winkler
& B
andoni
(1982a) in der neuen Ordnung
Atractiellales drei Familien zusammen: Hoehne-
lomycetaceae mit den Gattungen Agaricostilbum
und Atractiella, Chionosphaeraceae mit Chiono-
sphaera und Stilbum sowie die Phleogenaceae
mit der einzigen Gattung Phleogena. Auch ein
höchst ungewöhnlicher, holobasidialer, stilbo-
ider Heterobasidiomycet, Pachnocybe ferrugi-
nea, wurde behandelt (siehe: Pachnocybales).
Mit Atractogloea fügten O
berwinkler
& B
andoni
(1982c) den Hoehnelomycetaceae eine weitere
Gattung hinzu, deren einzige Art, A. stillata, sit-
zend-pustelige Fruchtkörper hat.
O
berwinkler
& B
auer
(1989) haben die genann-
ten Gruppen einer erneuten Revision unterzo-
gen. Es wurden vergleichend dargestellt: Frucht-
körper, Hyphen und Hyphensysteme, Septen
und Septenporen, Spindelpolkörper, Membran-
komplexe, Basidien, Basidiosporen, Hefen, Koni-
dien und 5S ribosomale RNAs. Sie fanden, dass
die behandelten Taxa heterogen sind und führten
daher die Agaricostilbales, Agaricostilbaceae,
Pachnocybaceae und Atractogloeaceae ein. Fer-
ner beschrieben O
berwinkler
& B
auer
(1989) ein
bis dahin unbekannt gebliebenes Zellorganell
aus Membrankomplexen, das Symplechosom,
das für Arten der Atractiellales typisch ist. Der
systematische Wert dieses Merkmals wird durch
molekulare Stammbäume dieser Gruppen und
ihrer Verwandten bestätigt (B
auer
et al. 2006).
Entsprechend werden in der Ordnung neben
Atractiella auch Helicogloea und Phleogena zu-
sammengefasst. – Aus Taiwan haben C
hen
&
O
berwinkler
(2000b) Helicogloea globosa und
H. musaispora beschrieben und die Arten der
Gattung geschlüsselt. – Atractiellales aus Costa
Rica wurden von K
isimova
-H
orovitz
et al. (2000b)
studiert. – Zwei pyknidiale, zumeist in Borken-
käfergängen vorkommende Atractiellales wur-
den von O
berwinkler
et al. (2006) beschrieben.
Basidiopycnis hyalina ist im Basidien- und Koni-
dienstadium bekannt, Proceropycnis pinicola nur
als Anamorph. K
irschner
& O
berwinkler
(2009)
fanden, dass Basidiopycnides albertensis mit
dem Anamorph von Basidiopycnis hyalina über-
einstimmt, somit ein Synonym ist. Es konnte auch
gezeigt werden, dass Mycogelidium sinense kein
Basidiomycet ist, vielmehr eine Nebenfruchtform
eines Ascomyceten aus der Verwandtschaft
der Capnodiales. – In terrestrischen und epiphy-
tischen neotropischen Orchideen wurden moleku-
lar und ultrastrukturell Hyphen nachgewiesen, die
zu Atractiellalesarten gehören (K
ottke
et al. 2010).
Dieser Befund ist bisher singulär geblieben.
Classiculales
Bis jetzt ist nur eine Art, Classicula fluitans, mit
reif transversal septierten Basidien, subterminal
angeschwollenen Sterigmen und langspindeligen
Basidiosporen bekannt geworden. Dagegen kennt
man Jaculispora submersa nur als konidienbil-
denden Deuteromyceten. Beide Pilze sind aus
Süßwasser isoliert worden. B
auer
et al. (2003) ha-
ben die teleomorphe Gattung Classicula und das
anamorphe Taxon Jaculispora in dieser Ordnung
zusammengefasst. Classicula fluitans ist das Ba-
sidienstadium von Naiadella fluitans. Die Arten
besitzen tremelloide Haustorien. In der phyloge-
netischen Systematik einfachporiger Heterobasi-
diomyceten wurde die eigene Klasse Classiculo-
mycetes vorgeschlagen (B
auer
et al. 2006).
Naohideales
O
berwinkler
(1990) hat für Platygloea sebacea
eine eigene Gattung, Naohidea, eingeführt, weil
die Art durch mehrere mikromorphologische
Merkmale von P. disciformis, der Typusart der
Gattung, deutlich abweicht (vergleiche Platy-
gloeales). B
auer
(2004) fand Nanometerporen
in den intrazellulären Haustorien, und W
eiss
et
al. (2004a) konnten die molekularphylogenetisch
unterstützte Position von Naohidea in den Cysto-
basidiomycetes zeigen.
Cystobasidiales
Es handelt sich hier um dimorphe Pilze mit meist
rosa bis orangefarbenen Hefekolonien und Hy-
phen mit tremelloiden Haustorien für mykopara-
sitische Interaktionen. Die Typusart der Gattung
1...,30,31,32,33,34,35,36,37,38,39 41,42,43,44,45,46,47,48,49,50,...376
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