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O
berwinkler
: Mykologie am Lehrstuhl der Universität Tübingen 1974-2011
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Cystobasidium, C. fimetarium (= C. lasioboli),
wurde von S
ampaio
& O
berwinkler
(2011a) nach
mikromorphologischen Merkmalen der Haupt-
fruchtform und der Hefephase sowie nach Daten
zur Substratverwertung und der Molekularphy-
logenie dargestellt. – O
berwinkler
(1990) be-
schrieb Occultifur internus, einen Mykoparasiten,
der in Fruchtkörpern von Dacrymyceten wächst
und tremelloide Haustorien mit Nanometerpo-
ren sowie Septenporen mit Cystosomen (B
au
-
er
2004) besitzt. S
ampaio
et al. (1999a) fanden
eine weitere Art, Occultifur externus, die unter
Laborbedingungen zur Fruktifikation gebracht
werden konnte. Für diese Spezies konnte auch
molekularphylogenetisch die Zuordnung zu den
Cystobasidiales erbracht werden. Die Arten der
Gattung Occultifur haben S
ampaio
& O
berwinkler
(2011c) nach morphologischen, biochemischen
und molekularphylogenetischen Merkmalen be-
sprochen.
Platygloeales
(Tafel 1, Abb. 4)
Die pflanzenparasitischen Platygloeales kommen
auf Laubmoosen, Farnen und Samenpflanzen
vor. Ihre Phragmobasidien sind quer septiert. Als
O
berwinkler
et al. (1990a) Platygloea peniopho-
rae in die eigene Gattung Colacogloea transfe-
rierten, haben sie auch die Typusart der Gattung
Platygloea, P. disciformis, ausführlich behandelt.
Bei der Bearbeitung Farne bewohnender, nicht
den Rostpilzen zugehörender, auricularioider
Parasiten der Gattungen Herpobasidium und
Platycarpa haben O
berwinkler
& B
andoni
(1984)
auch deren Verwandte auf Caprifoliaceen ver-
gleichend untersucht. Sie haben Herpobasidium
australe aus Australien neu beschrieben und die
Gattungen Ptechetelium für Herpobasidium cy-
atheae sowie Insolibasidium für H. deformans
vorgeschlagen. Herpobasidium abnorme wurde
als neue Art aus Idaho von O
berwinkler
& W
ells
(1985) beschrieben. Für den Vergleich von Basi-
dientypen hat O
berwinkler
(1982) die Mikromor-
phologie von Eocronartium muscicola, einem
Laubmoosparasiten, dargestellt. Meiose, Spin-
delpolzyklus und Septenporen von Herpobasi-
dium filicinum wurden von B
auer
& O
berwinkler
(1994) transmissionselektronenmikroskopisch
untersucht, um weitere Daten für die systema-
tische Interpretation der Art zu erhalten.
Helicobasidiales
L
utz
et al. (2004a) konnten zeigen, dass Tubercu-
lina spp. zu Helicobasidium-Nebenfruchtformen
gehören, relativ nahemit denRostpilzen verwandt
sind und diese parasitieren. Die Identitäten von
Tuberculina spp. und der Hauptfruchtform Helico-
basidium spp. mit krustenförmigen (corticioiden)
Fruchtkörpern konnten experimentell belegt wer-
den (L
utz
et al. 2004b). B
auer
et al. (2004) haben
den Mykoparasitismus von Tuberculina persicina
auf Puccinia silvatica und Tranzschelia pruni-
spinosae untersucht. Sie fanden die Fusion von
Parasiten- und Wirtszellen und deren Zytoplas-
mamembranen. Die Fusionskanäle erreichen
bis zu 1 µm Durchmesser, was ungehinderten
Zellorganelltransfer ermöglicht. Experimente zur
Wirtsspezifität von Tuberculina haben eine hohe
Diversität der Mykoparasiten ergeben (L
utz
et al.
2004c). Für den Projektfinanzierer, die Deutsche
Forschungsgemeinschaft, haben wir (L
utz
et al.
2006) einen Artikel geliefert, der das Doppelle-
ben des Birnengitterrost-Parasiten beschreibt. In
die Titelzeile hatte sich der gravierende Fehler
eingeschlichen, der dem Birnengitterrost selbst
das Doppelleben als Pilz- und Pflanzenparasit
zuschrieb. Dies konnte in der englischen Version
des Beitrages (L
utz
et al. 2007) korrigiert wer-
den.
Pucciniales (Uredinales), Rostpilze (
Abb. 5)
Die artenreichen Rostpilze sind obligate Pflan-
zenparasiten, die mehrere morphologisch unter-
schiedliche Sporentypen ausbilden können, u.
a. die namengebenden rostroten Uredosporen
(Uredinales). Zahlreiche Arten sind wirtswech-
selnd und einige sind ökonomisch bedeutende
Kulturpflanzenschädlinge, so der Schwarzrost
des Getreides (Puccinia graminis) und der Kaf-
fee-Rost (Hemileia vastatrix).
In seiner Dissertation hat S
ebald
(1977) die Spo-
renontogenien, -ornamente und Septenporen
von Rostpilzen transmissionselektronenmikro-
skopisch vergleichend untersucht. – Beim Studi-
um des Keimungsverhaltens der Sporen von Co-
leosporium tussilaginis fanden sich Hefekolonien
an Pycnosporen (D
eml
et al. 1982a, b). Diese Be-
funde wurden lichtoptisch als Hefekeimung inter-
pretiert. Erst als molekulare Charakterisierungen
möglich wurden, ließ sich zeigen, dass die aufbe-
wahrten Kulturen nicht mit den untersuchten
Rostpilzen identisch waren (M
üller
, 1989). Die
Pyknidialstruktur und Pyknosporogenese sowie
die Basidiosporenkeimung und den Infektionsvor-
gang beim Birnengitterrost hat M
etzler
(1981,
1982) untersucht. – Experimentell-ontogene-
tische und karyologische Untersuchungen hat
B
auer
(1983, 1986, 1987) durchgeführt. Er konn-
te zeigen, dass Sekundärsporenbildung nur im
1...,31,32,33,34,35,36,37,38,39,40 42,43,44,45,46,47,48,49,50,51,...376
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