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carolinea, 70
(2012)
Eine artenreiche
Magerwiese
findet sich am
nordwestlichen Gebietsrand. Sie ist charakte-
risiert durch Echtes Labkraut (Galium verum),
Wiesen-Salbei (Salvia pratensis), Mittleren We-
gerich (Plantago media), Skabiosen-Flocken-
blume (Centaurea scabiosa) und Zypressen-
Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias). Im Bestand
befinden sich einzelne Sträucher und kleine
Strauchgruppen mit Schlehe (Prunus spinosa)
und Hundsrose (Rosa canina). Der hohe Be-
standsanteil der Bunten Kronwicke (Coronilla va-
ria) ist mit Blick auf Blüten besuchende Insekten
sehr zu begrüßen.
Im östlichen Gebietsdrittel bedecken unter-
schiedlich alte, vermutlich nie bewirtschaftete
Laubwälder
2,2 ha des Gebietes. Die Baum-
schicht des älteren Waldes besteht aus Stiel
eichen (Quercus robur), Vogel-Kirschen (Prunus
avium) und Robinien (Robinia pseudacacia). In
kleineren Bereichen sind Eschen (Fraxinus ex-
celsior) und Felsen-Kirschen (Prunus mahaleb)
vertreten. Standortfremde Arten und Formen
(Fichten, Picea abies; Pyramidenpappeln, Popu-
lus nigra „Italica“) kommen in nur wenigen Exem-
plaren vor. Der Anteil stehenden und liegenden
Totholzes ist insgesamt hoch. Die teils dichtere
Strauchschicht besteht aus verschiedenen
Straucharten unter Dominanz der Hasel (Cory-
lus avellana). Die oft dichte Krautschicht wird im
Bestandsinneren von größeren Beständen mit
Efeu (Hedera helix) und Arten nährstoffreicher
Standorte geprägt.
Jüngerer Wald besitzt bei gleicher Artenzusam-
mensetzung ein lückiges Kronendachmit dichtem
Unterwuchs von Sträuchern und baumfreie Inseln
mit kleinen Gebüschflächen. In dieWaldfläche in-
tegriert sind kleine verbuschte Brachflächen mit
Obstbäumen, vor allem Zwetschgen. Häufigere
Arten der Strauchschicht und der Gebüschzo-
nen sind Schlehe (Prunus spinosa) und Liguster
(Ligustrum vulgare) sowie Hasel (Corylus avella-
na), Hundsrose (Rosa canina), Roter Hartriegel
(Cornus sanguinea) und Eingriffeliger Weißdorn
(Crataegus monogyna).
Für diesen Bereich wird über (teilweise bereits
erloschene) Orchideenvorkommen berichtet:
das Weiße Waldvögelein (Cepahalantera dama-
sonium), das gefährdete Kleine sowie das Statt-
liche Knabenkraut (Orchis morio und O. mascu-
la), das Große Zweiblatt (Listera ovata) und die
Breitblättrige Stendelwurz (Epicatis helleborine);
weiter über das Vorkommen typischer Arten der
Magerrasen (z.B. die gefährdete Gemeine Kü-
chenschelle, Pulsatilla vulgaris, sowie die in der
Vorwarnliste geführten Arten Gefranster Enzian
und Deutscher Enzian, Gentianella ciliata und
G. germanica, J
oachim
H
eller
, pers. Mitt. 2010).
Mit Ausnahme von Waldvögelein (Cepahalante-
ra damasonium) und Stendelwurz (Epicatis hel-
leborine) handelt es sich um Pflanzen, die meist
vollsonnig stehen und eine Beschattung von
maximal 30 % ertragen (E
llenberg
1996). Sollen
diese wertvollen Bestände erhalten und gefördert
werden, muss – und wird – die Gehölzsukzes
sion aufgelichtet werden.
ImGebiet konnten insgesamt 25
Brutvogelarten
,
davon 11 Arten der Roten Liste, weiter 11 Nah-
rungsgäste, davon zwei der Roten Liste sowie
zwei Arten mit einmaliger Sichtung dokumentiert
werden. Aus Vorjahren stammt der Nachweis des
stark gefährdeten Wendehalses (Jynx torquilla)
sowie folgender Arten der Vorwarnliste: Hänfling
(Acanthis cannabina), Pirol (Oriolus oriolus),
Grauschnäpper (Muscicapa striata), Garten-
rotschwanz (Phoenicurus phoenicurus), Girlitz
(Serinus serinus) und Klappergrasmücke (Sylvia
curruca) (J
oachim
H
eller
, pers. Mitt. 2010). Es ist
unklar, warum der Nachweis dieser Arten 2010
nicht gelang. Weitere, auch aktuell nachgewie-
sene Arten der Vorwarnliste sind Goldammer
(Emberiza citrinella), Neuntöter (Lanius collurio),
Fitis (Phylloscopus trochilus) und Dorngrasmü-
cke (Sylvia communis) (K
oslowski
2010).
Besondere Erwähnung verdienen die Felswand-
brüter
Wanderfalke
(Falco peregrinus) und
Uhu
(Bubo bubo). Bis 1955 brütete der Wanderfalke
hier regelmäßig. In den Folgejahren nahm der
baden-württembergische Bestand dramatisch
ab (Tiefstand 1965: weniger als 30 Brutpaare,
S
chilling
1995). Erfolgreiche Schutzbemü-
hungen sorgten für eine Erholung auf heute 260
Brutpaare (A
nonymus
2010). 2003 kam es im
Zuge dieser Entwicklung auch im hier behandel-
ten Gebiet wieder zu einer Brut. 2004, 2005 und
2006 wurden die Brutversuche abgebrochen,
2006 verunglückte das Falkenmännchen. Seit-
dem lässt sich der Wanderfalke nur noch spo-
radisch blicken (alle Angaben von J
oachim
H
el
-
ler
, pers. Mitt. 2010). Möglicherweise steht das
Ausbleiben erfolgreicher Wanderfalkenbruten im
Zusammenhang mit dem Uhu, zu dessen Beute-
spektrum auch der Wanderfalke zählt. Der Uhu,
zwischen 1938 und 1962 in Baden-Württemberg
ausgestorben, ist heute erfreulicherweise wieder
mit ca. 60 Brutpaaren im Land vertreten (Stand
1998, H
ölzinger
& M
ahler
2002). Er brütet erfolg-
reich in einem nahegelegenen Steinbruch (2010
sogar im hier besprochenen Gebiet, T
homas
K
ö
-