carolinea 70 - page 219

Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe
181
dieser Arbeiten wurden dann drei weitere Antilo-
penskelette entdeckt, von denen eines sondiert
und abgegipst wurde. Als weiterer Großfund ist
wie im Vorjahr der Schädel eines hornlosen Nas-
horns (Aceratherium incisivum) zu vermelden,
sowie ein sehr gut erhaltener, isolierter Unter-
kiefer der gleichen Form. Die Grabung erbrachte
insgesamt ca. 85 weitere Funde. Ein Großteil
des Materials wurde bereits präpariert. Hiervon
gilt ein Unterkieferbruchstück mit Teilen der Be-
zahnung einer kleinwüchsigen Waldhyäne (Tha-
lassictis robusta) als Rarität und bisher einziger
Beleg für diese Tiergruppe seit 2003. Weiter ist
das Schulterblatt eines (vermutlich) katzenar-
tigen Raubtieres erwähnenswert. Eine genauere
Bewertung lässt sich allerdings erst nach der
Präparation vornehmen. Zu den Funden gehört
auch ein großer Schultergürtel, vermutlich von
einer Weichschildkröte (Trionyx sp.). Bei der Prä-
paration einer großen Landschildkröte (Testudo
sp.) wurde in der Matrix der isolierte Prämolar
eines großen Raubtieres entdeckt. Die Untersu-
chungen ergaben, dass es sich hierbei um den
vierten Prämolaren der linken Unterkieferhälfte
eines so genannten „Bärenhundes“ (Amphicyon
major) handelt. Nicht näher bestimmbare „Bä-
renhunde“ (Amphicyoninae gen. indet.) sind aus
dem Höwenegg durch einen Mittelfußknochen
und ein Zehenglied bereits bekannt. Der gut be-
stimmbare Neufund belegt allerdings eine kon-
krete Form und ist somit als neues Taxon (Erst-
fund) für die Fundstelle Höwenegg zu werten.
Zusätzlich wurde diese Grabung dazu genutzt,
einen Überblick über die vulkanische Abfolge
und die Herkunft der fossilführenden Schichten
am Höwenegg-Vulkan zu gewinnen. Es wurden
Gesteinsproben entlang des Vulkanschlotes
genommen und aufgrund der Funde und Ge-
steinsbestimmung eine vorläufige Anpassung an
die bereits vorhandene, ca. 60 Jahre alte geolo-
gische Übersichtskarte vorgenommen (W. M
unk
,
E. H
anenkamp
, C. B
irnbaum
, S. G
iersch
).
5.1.2 Referat Paläontologie und
Evolutionsforschung
Wissenschaftliche Schwerpunkte und
Projekte
Tongrube Unterfeld
Nach der Öffnung der Fundstelle im Rahmen
eines National Geographic-Projekts des Hes-
sischen Landesmuseums Darmstadt wurden
die Grabungen insbesondere durch die Familie
O
echsler
weitergeführt. Im November wurde die
Tongrube offiziell aus dem Bergrecht entlassen.
Die Übernahme der Tongrube durch die Stadt
Rauenberg ist damit gesichert. Die Grabungen
wurden bis zur Erstellung eines Rahmenplanes
vorübergehend eingestellt (E. F
rey
).
Pleistozän des Oberrheingrabens
D. S
chreiber
hat die Bestandsaufnahme der
Fossilien der Mauerer Sande ehrenamtlich wei-
tergeführt und mit einer Dissertation über die Ta-
phonomie der Elefanten begonnen. Die geplante
Grabung in Mauer ist wegen infrastruktureller
Probleme gescheitert (D. S
chreiber
).
Kurzschwanzflugsaurier
“Flight and flight control in short-tailed ptero-
saurs” (E. F
rey
, D
avid
H
one
, DFG FR 1314/15-1
und 2). Nach dem Ende der Förderperiode be-
endete R. A. E
lgin
seine Promotionsarbeit und
reichte sie am Geologischen Institut der Univer-
sität Heidelberg ein.
Mittelkretazische Fischvergesellschaftungen in
Nordost-Mexiko
Es handelt sich um eine Fallstudie für Actino-
pterygier-Diversifizierung und globale Paläobio­
geographie. S. G
iersch
arbeitete nach dem Ende
der Finanzierungsperiode weiter an seiner Dis-
sertation. Im Rahmen des Projekts wurden zahl-
reiche für Mexiko neue Fischtaxa beschrieben.
Die Rekonstruktion der Autökologie der Fische
basiert auf dem Nahrungsaufnahme- und Lo-
komotionsapparat und ist neben der Taxonomie
ein Projektschwerpunkt (E. F
rey
, Prof. W
olfgang
S
tinnesbeck
, Universität Heidelberg, DFG FR
1314/10-1, 2).
Pinnipedia 2
Ziel des Promotionsvorhabens ist es, mit kon-
struktionsmorphologischen Analysemethoden
die Stammesgeschichte der flossenfüßigen
Raubtiere zu rekonstruieren und mit den Ergeb-
nissen anderer Analysemethoden zu verglei-
chen (C. K
uhn
, Prof. N
orbert
R
ieder
, Universität
Karlsruhe, „Evolution of pinniped Carnivora with
reference to other aquatic Mammalia – a case
study of constructional morphology“, DFG FR
1314/11-2).
Ichthyosaurier
J
udith
P
ardo
hat ihre Dissertation zum Thema
fortgesetzt. Im Februar 2011 untersuchte sie mit
einer Gruppe chilenischer Geologen eine neue
Fundstelle am Grey-Gletscher, wo ebenfalls Ich-
1...,209,210,211,212,213,214,215,216,217,218 220,221,222,223,224,225,226,227,228,229,...246
Powered by FlippingBook