carolinea 70 - page 216

178
carolinea, 70
(2012)
5 Wissenschaftliche Abteilungen
5.1 Abteilung Geowissenschaften
5.1.1 Referat Geologie, Mineralogie und
Sedimentologie
Wissenschaftliche Schwerpunkte und
Projekte
Permokarbon
Das kontinentale Permokarbon ist mit seiner se-
dimentologischen Beschaffenheit (Sandsteine,
Kohlen, Salze) einer der wichtigsten geologischen
Zeitabschnitte für die deutsche Wirtschaft. Salze
und Kohlen wurden und werden abgebaut;
Sandsteine sind Speichergesteine für Kohlen-
wasserstoffe und in neuerer Zeit z.B. für die geo­
thermische Energiegewinnung und die Deponie
flüssiger und gasförmiger Abfallprodukte interes-
sant. Die Grundlage dafür ist die Erarbeitung von
Ablagerungsmodellen für die Sedimente und die
Rekonstruktion der tektonischen Beckenentwick-
lung. Darüber hinaus gestattet das Permokarbon
einen Einblick in die Auswirkungen eines globa-
len Klimawandels (globale Erwärmung, abtauen-
de Eiskappen und Übergang zu einer eisfreien
Erde) und liefert damit ein Untersuchungsmodell
für die Wirkung eines solchen Klimawandels
ohne den Einfluss des Menschen.
Die Basis dafür sind möglichst lange, gut unter-
suchte Profile (vollständig gekernte Bohrungen).
Im Auftrag und in Zusammenarbeit mit dem Lan-
desamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-
Anhalt wurde deshalb die Bohrung Querfurt 1/64
neu bearbeitet, die fast 2.000 m Permokarbon der
Saalesenke aufschließt und so einen Zeitraum
von ca. 40 Millionen Jahren überstreicht. Sie bie-
tet damit einen unvergleichlich vollständigen Ein-
blick in die sedimentologische Entwicklung des
Permokarbons, sodass sie bei entsprechender
Bearbeitung als Richtprofil für weitergehende
Untersuchungen zur Paläogeographie, Paläokli-
matologie, Paläoökologie usw. dienen kann. Dazu
werden vielfältige und für das Permokarbon z.T.
unübliche Methoden eingesetzt, wie z.B. mathe-
matische Zeitreihenanalysen, petrographische
Zusammensetzung der Sandsteine, Biostrati-
graphie, radiometrische Altersdatierungen und
Magnetostratigraphie. Die feinstratigraphische
Dokumentation dieser Bohrung war 2009 weit-
gehend abgeschlossen.
Im Ergebnis dieser Dokumentation wurden für
die Bohrung Querfurt neue Alterseinstufungen
sowohl im Karbon als auch im Rotliegend not-
wendig. Im Karbon wurde die Querfurt-Subfor-
mation am Top der Rothenburg-Formation einge-
zogen; die entsprechenden Sedimente wurden in
die Grillenberg-Subformation umgestuft. Daraus
ergibt sich, dass das Karbon-Profil das komplette
Stefan aufschließt und nicht, wie bisher ange-
nommen, nur die obersten Teile. Das Grund-
gebirge ist etwa 150 bis 200 m unterhalb der
Abbildung 43. Abtei-
lungsleiter Prof. Dr.
E
berhard
„D
ino
“ F
rey
präsentiert zum Tag der
offenen Tür im soge-
nannten Eiszeitkeller,
dem Magazin für plei-
stozäne Fossilien, den
Schädel eine Höhlen-
bären (Ursus spelaeus)
aus dem Rheinschotter
der Oberrheinebene.
1...,206,207,208,209,210,211,212,213,214,215 217,218,219,220,221,222,223,224,225,226,...246
Powered by FlippingBook