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carolinea, 70
(2012)
zunächst nicht alle in den Fallen vorhandenen
Insektengruppen ausgelesen. Erste Stichpro-
ben zeigten jedoch, dass in vielen der ca. 1.500
Proben Wanzen im „Beifang“ enthalten waren.
Daraufhin hat der Erstautor die Wanzen ausgele-
sen und präpariert. So konnte die vom Flugplatz
bereits erfasste Wanzenfauna durch das Material
aus den Bodenfallen ergänzt und um zusätzliche
Informationen bereichert werden. Es zeigte sich,
dass vom Frühling zum Sommer hin in einzelnen
Proben die Anzahl der Wanzen erheblich an-
steigt. Das gilt besonders für die Tingiden mit bis
zu 25 Exemplaren je Falle im Mai/Juni. Trotzdem
wurden alle Wanzen ausgelesen, anschließend
auf saugfähigem Karton leicht angetrocknet, mit
feuchtem Pinsel auf Aufklebeplättchen überführt,
mit wasserlöslichem Zellulosekleber (Glutofix)
befestigt und so weit als möglich präpariert. Au-
ßer bei Larven, einigen Miriden und einzelnen,
teilweise zersetzten Exemplaren erschien dieser
Aufwand angebracht, da sich viele der Tiere in
Flüssigkeit nicht sicher bestimmen ließen und
eine bleibende Dokumentation des Materials
angestrebt war. Nur von wenigen Arten wurden
Larven (< 0,3 %) gefunden. Lediglich ein kleiner
Anteil von ihnen ließ sich sicher zuordnen, wes-
halb die Larven zunächst nicht zur Auswertung
herangezogen wurden. Insgesamt sind ca. 2.750
Wanzen, davon 2.545 adulte Tiere präpariert, eti-
kettiert und nach der Determination mit den ge-
nauen Funddaten in 1.127 Datensätzen im Pro-
gramm SoftCol 3 (© G. S
trauss
) dokumentiert.
Die durch die Bodenfallen erfassten Wanzen ge-
hören 59 Arten aus 12 Familien an. Unter die-
sen sind die häufigsten (Zahl der Exemplare in
Klammern): Acalypta marginata (1.230), A. graci-
lis (506), Plinthisus brevipennis (204), A. parvula
(193), Kalama tricornis (112), Chlamydatus pul-
lus (63), Microporus nigrita (67) und Ischnocoris
hemipterus (52). Außerdem liegen in geringerer
Anzahl u.a. vor: Trapezonotus arenarius, Piono-
somus varius, Nysius- und Scoloposthetus-Arten
sowie in Einzelexemplaren u.a. Alloeorhynchus
flavipes, Aneurus avenius, Arenocoris fallenii, A.
waltlii, Geocoris ater, G. grylloides, Lepidargyrus
ancorifer, Odontoscelis lineola, Peirates hybridus,
Peritrechus geniculatus, P. gracilicornis, P. lundii,
Podops inuncta, Sciocoris cursitans, Tropistethus
holosericus und Xanthochilus quadratus. Hinzu
kommen weitere Arten, die als Zufallsfunde oder
„Irrläufer“ den mit den Fallen erfassten Biotopen
nicht angehören.
ZahlreicheWanzen leben in Bodennähe, auf dem
Boden oder gar oberflächennah im Boden. Der
überwiegende Lebensraum anderer liegt höher
in der Vegetation bis hinauf in die Baumwipfel.
In Bodenfallen sind dementsprechend vorwie-
gend die im Bodenbereich lebenden Wanzen
zu erwarten und dies besonders zu Zeiten hö-
herer Aktivität, die sowohl innere (z.B. Fertilität)
wie äußere Auslöser (z.B. Wetter) haben kann.
Wanzen aus den höheren Vegetationszonen ge-
raten nur selten als „Irrläufer“ in Bodenfallen. Sie
bereichern zwar das in Bodenfallen erfasste Ar-
tenspektrum, lassen jedoch kaum Rückschlüsse
biologischer Art zu.
Jede Sammelmethode ist mit Unsicherheiten
behaftet und kann nur Teilergebnisse zu einer
Fauna liefern. Die Ergebnisse aus Bodenfallen,
das zeigt auch die vorliegende Arbeit, weisen
neben interessanten Aspekten auch große Lü-
cken auf. Das gilt z.B. für Funde von Larven, die
i.d.R. stark unterrepräsentiert sind oder fehlen.
Larven von phytophagen Arten halten sich lan-
ge auf ihren Wirtspflanzen auf und sind daher in
Bodenfallen fast nie zu finden. Im vorliegenden
Material haben sie einen Anteil von weniger als
0,1 %. Samen saugende und räuberisch umher-
streifende Larven sind in Bodenfallen hingegen
etwas häufiger, wenn auch mit weniger als 1%
der adulten Tiere belegt.
Das gesamte Material und die zugehörige Doku-
mentation ist im Staatlichen Museum für Natur-
kunde Karlsruhe aufbewahrt.
3 Die Biotope
Mit den Bodenfallen wurden jene Vegetations-
gesellschaften (Biotoptypen) des Flugplatzes
beprobt, die großflächig sein Bild bestimmen:
Sandrasen, Borstgrasrasen (Nardetum) und
Ruderalflächen. In den Sandrasen sind Silber-
grasbestände und unterschiedliche Anteile von
Magerrasen eingeschlossen, die Ruderalflä-
chen schließen Brombeergestrüpp ebenso ein
wie grasreichere und an Feldgehölz grenzende
Standorte. Der Borstgrasrasen ist vielerorts in-
selartig aufgelöst und weist durch Kaninchen-
bauten hervorgerufene sandige und kiesige
Kleinareale auf. So verwundert es nicht, dass
innerhalb der Biotoptypen die einzelnen Fallen-
standorte deutliche Unterschiede im Artenspek-
trum und in der Anzahl der Wanzen aufweisen.
Unter den häufigen Arten gibt es einige, die in
allen drei untersuchten Biotoptypen vorkommen,
während andere auf ein Biotop oder gar nur eine
Fundstelle beschränkt bleiben. Einige Arten sind