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carolinea, 70
(2012)
der Männchen und Verschwinden oder gerin-
gerer Mobilität der Weibchen nach der Kopula-
tion und Eiablage zusammenhängen. Die Art ist
zweifelsfrei univoltin und überwintert nach R
ieger
(1981) im letzten Larvenstadium.
A. marginata erscheint Ende April/Anfang Mai
gleichzeitig im Nardetum und im Sandrasen
(Abb. 4). Die Anzahl der Tiere nimmt im Nar-
detum schnell zu, im Sandrasen erst mit einer
Woche Verzögerung. Nach einer weiteren Wo-
che erscheint die Art mit einzelnen Exemplaren
auch im Ruderal. Mitte Juni erreicht die Zahl der
Exemplare ihr Maximum, um dann bis Mitte
Juli deutlich zurückzugehen. Letzte, vereinzelte
Nachweise liegen bis Mitte August vor. Die Men-
genkurve steigt nach einem kleinen Einbruch Mit-
te Mai stark an und erreicht in beiden Biotopen
ihren Gipfel Mitte Juni, um dann wieder parallel
bis Mitte Juli fast auf Null abzusinken. Die Anzahl
der Männchen steigert sich zwischen Anfang Mai
und Mitte Juni im Sandrasen bis zum Vierfachen
der Weibchen und nimmt dann Ende Juni schnell
ab; im Nardetum bleibt die Zahl in etwa gleicher
Größenordnung, wenn auch schwankend. Die
Anzahl der Weibchen bleibt zwischen Anfang
Mai und Ende Juni im Sandrasen recht konstant;
im Juni verdoppelt sie sich im Sandrasen und im
Ruderal. Ein detaillierter Vergleich der wöchent-
lichen Anzahl von Männchen und Weibchen aus
den Fallen der drei Biotope brachte keine sicher
erklärbaren Tendenzen. Die Werte der sonst
recht stetigen Kurve zeigen zwar mehrere Hö-
hen und Einbrüche auf. Diese ließen sich aber
z.B. nicht mit Wetterdaten in Verbindung bringen
(Abschn. 5). Die kleine Anzahl von Tieren im Ru-
deral (4,4 %) zeigt, dass die Art in der Biotopwahl
neben ihrer Präferenz für den Sandrasen und für
das Nardetum, insgesamt recht flexibel ist. Nach
der Reproduktionsphase im Mai/Juni folgt keine
weitere Generation, und die Larvalentwicklung
zieht sich wohl nicht nur bis zum Herbst, sondern
auch noch bis in das nächste Frühjahr hin. Die
Entwicklung der Larven findet vermutlich in der
stellenweise bodendeckenden Moos-Flechten-
Gesellschaft statt, die auf dem Flugplatz weite
Teile der Sandrasenflächen und des Nardetum
besiedelt. Bei R
essl
& W
agner
(1960: 9) findet
sich für A. marginata in Niederösterreich die
Angabe: „Sie erscheint in der zweiten Aprilhälf-
te und ist ständig an Zahl abnehmend bis Ende
VIII anzutreffen“, was gut mit dem Ergebnis vom
Flugplatz übereinstimmt. R
ieger
(1981: 232-233)
stellt für A. marginata fest: „Eine häufige Art, von
der aus Baden-Württemberg nur wenig Mel-
dungen vorliegen“. Seine für Württemberg zu-
sammengestellten Nachweise stammen alle aus
den Monaten April bis Juni; Larven führt er aus
den Monaten Juli, November und März auf.
Die 1.230 Imagines von A. marginata sind fast
ausnahmslos brachypter. Im gesamten Material
fand sich nur ein einziges makropteres Weib-
chen. Zwar variiert die Gestalt von Männchen
und Weibchen geringfügig, indem beide Ge-
schlechter etwas breiter oder schmäler als das
Mittelmaß sein können (Taf. 1). Dabei kann das
Mittelfeld der Flügeldecke ebenfalls etwas kürzer
sein – die „Proximalader“ (R+M+Cu-Ader, „ner-
vure posterieure“ bei P
éricart
, 1983) ist dann
länger und trennt einen größeren Bereich des
Innenfeldes vom Ende des Seiten- und Rand-
feldes. Das Hinterende des Deckflügels erscheint
zudem weniger gerundet, eher leicht ausgelängt.
Diese Abweichungen führen zwar zu einer etwas
schlankeren Gestalt (besonders bei den Männ-
chen), aber nicht zu einem submakropteren
Deckflügel wie bei den Arten der parvula-Grup-
pe. Verglichen mit den beiden Arten der parvula-
Gruppe sind Missbildungen der Deckflügel bei A.
marginata relativ selten zu beobachten.
Acalypta gracilis (F
ieber
, 1844) ist in den Boden-
fallen mit 506 Exemplaren (340
)
, 166
(
) und
einem Anteil von 26,5 % die zweithäufigste der
drei Acalypta-Arten. Sie erscheint als letzte von
ihnen erst Anfang Juni im Sandrasen. Mit 69 %
der Gesamtmenge dominiert die Zahl der männ-
lichen Tiere die der weiblichen. Im Juni ist zwar
das Verhältnis der Geschlechter weitgehend aus-
geglichen, doch werden im Juli die Männchen
häufiger, und die Zahl der Weibchen geht im Au-
gust und September sehr stark zurück (Abb. 5).
Ab Mitte Juli sinkt die Zahl der in den Fallen
gefangenen Tiere bereits wieder und nimmt von
Mitte August bis Ende September phasenweise
ab. Für die Häufigkeitsmaxima in diesen Phasen
ist das Vorhandensein vieler Männchen verant-
wortlich, während Weibchen ab Mitte August
nur vereinzelt im Mobilitätsspektrum – etwas
anderes stellt die Häufigkeitskurve ohnehin nicht
dar – auftreten.
A. gracilis ist eine Art des Sandrasens (90,6 %)
und des Hochsommers. Im Nardetum kommt sie
erheblich seltener vor (nur 9,4 %) und im Rude-
ral fehlt sie völlig (Abb. 6). Im trockenen Sandra-
sen mit seinem spärlichen Bewuchs ist sie ge-
genüber den beiden anderen Acalypta-Arten
dominant. Möglicherweise nutzt sie auch andere
Nahrungspflanzen als diese (W
achmann
, M
elber
& D
eckert
, 2006: 102). Im Verhältnis zwischen