R
ietschel
& S
trauss
: Wanzen vom NSG „Alter Flugplatz Karlsruhe“
79
zwar jeweils zu ca. 90 % A. gracilis den Sandra-
sen und A. parvula das Nardetum. Lediglich die
Population von A. marginata ist etwa je zur Hälfte
im Sandrasen und dem Nardetum verbreitet und
schließt als die häufigste Art die Mai/Juni-Lücke
zwischen den Maxima der beiden vorgenannten
Arten (Abb. 9). Setzt man die Aktivitätskurven
mit der Populationsdichte gleich, so wäre Kon-
kurrenzvermeidung eher der Biotopwahl und da-
mit verbunden dem Vorkommen von Nahrungs-
pflanzen zu verdanken als Entwicklungszyklen,
die ebenfalls durch Nahrungspflanzen verur
sacht sein können. Abbildung 9 zeigt jedenfalls
deutlich, dass sich in der Entwicklung Maxima
und Minima bei den drei Acalypta-Arten zeitlich
nicht nennenswert überlappen, also Konkurrenz
keine besondere Rolle spielt.
Bei A. parvula sind submakroptere und makro-
ptere Formen selten. Im vorliegenden Materi-
al finden sich nur zwei submakroptere und ein
makropteres Männchen sowie drei makroptere
Weibchen (keine submakropteren Weibchen).
Das entspricht zusammengenommen knapp 4 %
des Gesamtmaterials der Art. Die submakropte-
re Form ist tatsächlich nur im Ansatz vorhanden.
Die Deckflügel der makropteren Tiere haben wie
die von A. gracilis eine einfache Zellenreihe im
Randfeld und vereinzelt eine Verdoppelung von
Zellen im hinteren Bereich. Das Seitenfeld trägt
viele kleine Zellen, das Mittelfeld ist mit 5-6 Rei-
hen etwas größerer Zellen kleiner als bei der
brachypteren Form. Die Proximalader grenzt ein
Stück weit das Seitenfeld gegen das zur Mem-
bran erweiterte Innenfeld ab. Die Membran hat
große Zellen und reicht, schmäler werdend, weit
nach vorn. Sie schließt mit dem inneren Randfeld
ab. Dieses hat große bis sehr große Zellen, die
größten liegen in der Fortsetzung des äußeren
Randfeldes so, wie das auch bei A. gracilis der
Fall ist. Im Unterschied zu dieser Art fehlt aller-
dings bei A. parvula eine „Quer- oder Postcubi-
talader“.
4.2.3 Weitere Tingiden
Kalama tricornis (S
chrank
, 1801) ist eine mit ca.
3,5 mm Körperlänge mittelgroße Netzwanze.
Sie lebt in den obersten Bodenschichten und
am Boden unter verschiedenen Pflanzen. In Bo-
denfallen ist sie allgemein nicht selten (W
ach
-
mann
, M
elber
& D
eckert
2006: 137). Auf dem
Flugplatz ist sie mit insgesamt 112 Exemplaren
– 97
)
, 15
(
, 3 Larven – relativ häufig (Abb. 10).
Die ersten Fänge im Jahr stammen von Anfang
Juni am Standort S 8 mit 1
(
und 3 Larven (L V).
Abbildung 10. Phänologie der Männchen und Weibchen von Kalama tricornis (S
chrank
, 1801).