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R
ietschel
& S
trauss
: Wanzen vom NSG „Alter Flugplatz Karlsruhe“
69
in den Bodenfallen häufig bis sehr häufig, ande-
re kamen nur in Einzelexemplaren als „Irrläufer“
oder „Zufallsgäste“ in die Fallen. Auch im jahres-
zeitlichen Auftreten gibt es recht unterschiedliche
Muster. Sofern das Vorkommen einzelner Arten
überwiegend auf einen einzigen Biotoptyp be-
schränkt ist, lässt sich aus der Probe oft schon
auf denselben rückschließen. Das gilt für:
– Bodenfallen aus dem Sandrasen (S 4, 8-11),
die vorwiegend u.a. folgende Arten enthielten:
Acalypta gracilis (> 90 % aller Exemplare),
Kalama tricornis (82 %), Microporus nigrita
(100 %), ferner Chlamydatus-Arten, Geocoris
ater, Odontoscelis lineola, Pionosomus varius,
Sciocoris cursitans und Trapezonotus arena-
ria. Das Vorkommen von Peritrechus lundii war
ebenfalls auf den Sandrasen beschränkt.
– Bodenfallen aus dem Nardetum (N 5-7), die
u.a. Acalypta parvula (87 %), Plinthisus bre-
vipennis (85 %) und Geocoris grylloides en-
thielten.
– Bodenfallen aus dem Ruderal (R 1-3), die
zwar die größte Artenvielfalt aufwiesen, in de-
nen jedoch die meisten Arten nur mit wenigen
Exemplaren vertreten waren, u.a. mit Dimor-
phopterus spinolai, Orthonotus rufifrons, Sco-
lopostethus-Arten und Lygaeiden des Tribus
Rhyparochromini. Eine Ausnahme stellen mit
22 Exemplaren die Peritrechus-Arten P. gracili-
cornis und P. geniculatus dar.
4 Die Arten
Von den durch Bodenfallen erfassten Arten sind
in der Liste bei R
ietschel
& S
trauss
(2010: 84-
90) folgende 11 Arten nicht aufgeführt: Acalypta
parvula, Berytinus (Berytinus) minor minor, Bery-
tinus (Lizinus) crassipes, Chlamydatus (Chlamy-
datus) saltitans, Legnotus limbosus, Orthonotus
rufifrons, Piesma capitatum, Pithanus maerkeli,
Rhyparochromus pini, Stygnocoris rusticus und
Tingis reticulata. Damit sind nun insgesamt 163
Wanzen-Arten vom Alten Flugplatz Karlsruhe
belegt. Nachfolgend werden die gefundenen Ar-
ten nach Familien geordnet aufgeführt und bei
den Tingiden ein ausführlicheres Kapitel über die
drei Acalypta-Arten eingefügt.
4.1 Familie Nabidae (Sichelwanzen)
Die räuberisch lebenden Sichelwanzen waren
in den Bodenfallen nur vereinzelt vertreten, ob-
wohl sie in allen Biotopen auf dem Flugplatz in
größerer Anzahl vorkommen. Der seltene Al-
loeorhynchus (Alloeorhynchus) flavipes (F
ieber
,
1836) war vom Flugplatz bislang nur durch ein
einzelnes Exemplar belegt; hinzu kommt nun 1
(
(29.6., N 7). Die räuberisch am Boden lebende
Prostemma guttula
(F
abricius
, 1787) ist auf dem
Flugplatz zwar etwas häufiger, doch geriet nur
eine Larve Mitte Juli im Ruderal (R 1) in eine Bo-
denfalle. Von Himacerus (Aptus) mirmicoides (O.
C
osta
, 1834) sind im Ruderal an drei Standorten
vier Weibchen nachgewiesen, zu denen mehrere
Larven kommen, die dieser Art zugehören. Von
der auf Gräsern und krautigen Pflanzen wohl
häufigsten Sichelwanze des Flugplatzes, Nabis
(Nabis) pseudoferus pseudoferus R
emane
, 1949,
ergaben die Bodenfallen nur einen Beleg aus
dem Sandrasen.
4.2 Familie Tingidae (Netzwanzen)
Aus den Bodenfallen wurden fünf Arten von
Netzwanzen nachgewiesen, die drei Gattungen
angehören. An der Gesamtfauna der Bodenfal-
len-Wanzen haben sie mit 2.046 Exemplaren
einen Anteil von 74 %! Bei den bisherigen Sam-
melexkursionen waren Netzwanzen wegen ihrer
versteckten Lebensweise hingegen deutlich un-
terrepräsentiert (vgl. R
ietschel
& S
trauss
, 2010).
4.2.1 Die Gattung Acalypta
Allein von den Arten der Gattung Acalypta liegen
ca. 1.700 Exemplaren vor und geben so Anlass
für eine detailliertere Betrachtung. Zunächst ist
auf die Identifizierung der auf dem Flugplatz ge-
fundenen Acalypta-Arten einzugehen.
Die vorliegenden drei Acalypta-Arten gehören
zu zwei unterschiedlichen Gruppen, der nigrina-
Gruppe einerseits und der parvula-Gruppe ande-
rerseits (P
éricart
1978). Die Unterscheidung bei-
der Gruppen ist einfach, da die nigrina-Gruppe
u.a. kräftige Fühler mit einem langen, zylindrisch
verdickten dritten Glied besitzt, wohingegen die
parvula-Gruppe durch dünnere Fühler mit einem
zwar ebenfalls langen, aber sehr schlanken, an
der Basis zwiebelförmig verdickten, dritten Füh-
lerglied ausgestattet ist. Die beiden einheimi-
schen Arten der nigrina-Gruppe sind allerdings
nicht leicht voneinander zu unterscheiden. Zur
parvula-Gruppe gehören die Arten A. gracilis
und A. parvula.
4.2.1.1 Die nigrina-Gruppe
Die ausführlichsten Merkmalsbeschreibungen
für die beiden Arten der nigrina-Gruppe finden
sich bei S
tichel
(1959/60: 279-280). Nach sei-
ner Darstellung lassen sich zehn Merkmale von
1...,69,70,71,72,73,74,75,76,77,78 80,81,82,83,84,85,86,87,88,89,...246
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