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carolinea, 70
(2012)
oder vergleichbare Methoden erfasst werden
können, sind sie i.d.R. in den durch Streifnetz
und Klopfschirm gewonnenen Faunen stark un-
terrepräsentiert. Das gilt u.a. für einige Gattungen
besonders kleiner (z.B. Tingiden) oder in der
obersten Erdschicht (z.B. Cydniden) lebenden
Wanzen. Insofern boten die Ergebnisse aus den
Bodenfallen eine gute Ergänzung zu der bei Ex-
kursionen auf unterschiedliche Weise dokumen-
tierten Wanzenfauna des Flugplatzes. Allerdings
spiegeln die Fänge aus Bodenfallen stark den
Aufstellungsort der Falle innerhalb eines Biotops
und die Vegetation seiner Umgebung wieder,
wobei für das Fangergebnis die Fangflüssigkeit
ebenso eine Rolle spielen kann, da sie ggf. ge-
schlechtsspezifisch wie auch für manche Arten
sowohl neutral wie auch anlockend oder absto-
ßend wirken kann.
Bei den Ergebnissen aus Bodenfallen geht die
Phänologie weitgehend auf Aktivitätsphasen
der jeweiligen Art am Boden zurück, und die
erfassten Daten sind dementsprechend nicht
direkt mit einem Häufigkeitsspektrum der Art
gleichzusetzen, sondern als Annäherung an
dieses unter besonderen Umständen (Boden-
falle) anzusehen. Da nur die im Laufe einer Wo-
che in der Bodenfalle gefangenen Individuen
einer Art als Sammelprobe gezählt wurden,
blieben kurzfristige Ereignisse unberücksichtigt.
Z.B. könnten in einer Woche 7 Exemplare eben-
so an einem Tag in die Falle geraten sein wie
je 1 Exemplar pro Tag. Die Häufung vieler Ex-
emplare einer Wanzenart in einer einzigen Falle
kann ebenso auf äußere Einflüsse zurückge-
hen wie einen biologischen Hintergrund haben.
Das gilt besonders für einen Lebensraum wie
den Bodenbereich des Flugplatzes, der extre-
men Wettereinflüssen unterliegt. Deshalb wurde
versucht, Unregelmäßigkeiten in den Aktivitäts-
kurven der häufigeren Arten mit den vom KIT
2010 erfassten Wetterdaten (
.
edu/5289.php) in Beziehung zu setzen. Der Ver-
such ergab aber keine schlüssigen Ergebnisse.
Wahrscheinlich würden sich nur durch eine täg-
liche Beobachtung und Probenentnahme bei ei-
ner sehr großen Population überhaupt Werte er-
geben, die sich mit dem Wettergeschehen oder
anderen externen Faktoren in Verbindung brin-
gen lassen. So kann die Anzahl der gefangenen
Exemplare nur als eine Funktion ihrer Häufigkeit
und Aktivität betrachtet werden, ebenso wie der
bei einzelnen Arten auffallend unterschiedliche
Anteil der Geschlechter. Für diesen ist durch-
aus wahrscheinlich, dass bei einigen Arten die
Männchen nach der Kopulation noch längere
Zeit aktiv bleiben, während die Weibchen sich
bald zur Eiablage zurückziehen (z.B. bei Kala-
ma tricornis). Über die Larvalentwicklung der
Arten kann die Methode mit Bodenfallen bei
Wanzen keine brauchbaren Werte liefern, auch
wenn eine geringe Zahl von Larven durch die
Fallen erfasst wurde. Die Larven, insbesondere
die der phytophagen Arten, sind überwiegend
sessil und nicht vagil.
Für die drei verschiedenen Biotoptypen des ins-
gesamt xerothermen Gebietes ergab sich ein
unterschiedliches Artenspektrum. Im Kleinklima
weisen die drei Biotoptypen durch die unter-
schiedliche Vegetation Unterschiede auf: Der
Sandrasen ist am stärksten wechselnden Luft-
und Bodentemperaturen, Winden, Sonnenein-
strahlung, Platzregen und Frost ausgesetzt; das
Nardetum bietet einen besseren Schutz gegen
kurzzeitige Änderungen der Witterungseinflüsse;
im Ruderal sind die Schwankungen von Tem-
peratur und Luftfeuchtigkeit, Luftbewegung und
Sonneneinstrahlung am stärksten abgeschirmt.
Neben den Unterschieden im Kleinklima ist für
phytophage Wanzen zusätzlich ein jeweils an-
deres Angebot von Nahrungsquellen in den drei
Biotopen gegeben.
Die Funde von Arten, die nur in wenigen Exem-
plaren als „Irrläufer“ in die Fallen fielen, bestäti-
gen lediglich deren lokale Anwesenheit. Hinge-
gen ließen die Arten mit hoher Individuenzahl
weitergehende Rückschlüsse auf ihre Biologie
zu. Das gilt besonders für die drei Acalypta-Ar-
ten, Kalama tricornis, Microporus nigrita, die drei
Peritrechus-Arten und Plinthisus brevipennis.
Durch die Gegenüberstellung von Bestimmungs-
merkmalen konnte bei Acalypta-Arten Sicherheit
bei der Determination geschaffen werden, die
Grundvoraussetzung für Aussagen zur Biologie
jeder Art ist. Einerseits zeigt sich, dass A. mar-
ginata in der Wahl des Biotops recht flexibel ist,
sowohl in großer Zahl im Nardetum als auch im
Sandrasen vorkommt und in Einzelexemplaren
auch noch im Ruderal zu finden ist. Dabei er-
scheint sie früh in der zweiten Aprilhälfte, erreicht
Anfang Juni bei einem bemerkenswerten Über-
schuss an männlichen Tieren ihre größte Häu-
figkeit und verschwindet, sieht man von Einzel-
funden ab, bereits wieder in der ersten Julihälfte.
Die beiden Arten der parvula-Gruppe zeigen ein
ganz anderes Bild, indem sie ganz überwiegend
auf einen Biotoptyp beschränkt sind und eine
völlig unterschiedliche Phänologie haben. A.
gracilis erscheint als letzte Acalypta-Art in der