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andrias, 17
(2008)
Niederlanden zu dem Ergebnis, dass ein hoher
Prozentsatz der in der Untersuchung erfassten
(sub)tropisch bzw. pantropisch verbreiteten Arten
(vornehmlich Epiphyten) sich ausbreiten, wobei
sehr viele dieser Arten in Europa eine (sub-)at-
lantische Verbreitung aufweisen. Die Hälfte der
berücksichtigten aktisch-alpinen und boreal-mon-
tanen Arten (v.a. epigäische Arten) scheint statt-
dessen im Rückgang begriffen zu sein. Während
für den Zeitraum 1979–1995 der Rückgang der
SO
2
-Immissionen und der Anstieg des NH
3
-Ein-
trags als Ursachen festgestellt wurden, ergab
sich für den Zeitraum 1995–2001 eine eindeutige
Korrelation mit den Faktoren SO
2
-Reduktion und
Anstieg der Temperatur. Nicht geklärt werden
konnte, ob bestimmte untere oder obere Tem-
peraturschwellen (z.B. Häufigkeit oder Intensität
von Frostereignissen) oder die jährlichen bzw.
saisonalen Durchschnittstemperaturen für die
Veränderungen in der Flechtenflora verantwort-
lich sind.
Zumindest der erste Teil der Aussage lässt sich
anhand der Veränderungen in der Flechtenflora
des Kartiergebiet bestätigen. Arten wintermil-
der Lagen haben in allen Teilen des Gebietes
deutlich zugenommen. Dies betrifft einerseits
Arten (luftfeuchter) Laubwälder wie
Arthonia
didyma
,
Dimerella pineti
,
Porina aenea
oder
P.
leptalea
, andererseits und in verstärktem Maße
Offenlandarten, wobei es sich hier vor allem um
Blattflechten handelt. Zur letztgenannten Gruppe
zählen beispielsweise
Hypotrachyna afrorevolu-
ta
,
Normandina pulchella
,
Opegrapha rufescens
,
Parmotrema perlatum
oder
Punctelia borreri
.
Während sich die Situation der Epiphyten im
Kartiergebiet somit insgesamt deutlich verbes-
sert hat, ist bei den epigäischen Arten allgemein
eine Verschlechterung der Bestandessituation
festzustellen. Durch die weiterhin zunehmende
Intensität der landwirtschaftlichen Nutzung und
den hieraus, aber auch aus anderen Quellen
(z.B. Straßenverkehr) stammenden hohen Stick-
stoffemissionen können sich Boden bewoh-
nende Flechtenarten in der Regel nur noch an
Sonderstandorten gegenüber den konkurrenz-
stärkeren Gefäßpflanzen behaupten. Besonders
kritisch wird von den Verfassern die zukünftige
Bestandesentwicklung bei vielen Arten der Gat-
tung
Peltigera
eingeschätzt (
P. canina
,
P. dege-
nii
,
P. hymenina
,
P. neckeri
,
P. polydactylon
und
P. rufescens
).
Selbst in den Odenwälder Blockmeeren, die für
viele Arten nährstoffarmer Standorte den haupt-
sächlichen Lebensraum darstellen, sind inzwi-
schen Anzeichen für eine Eutrophierung in Form
von verstärktem Brombeerwuchs unübersehbar.
Sollte sich an dieser Situation in den nächsten
Jahren nichts Entscheidendes ändern, ist zumin-
dest regional mit einem Verschwinden einzelner
epigäischer Flechtenarten zu rechnen.
Keine auffälligen Veränderungen hat die epi-
lithische Flechtenflora erfahren, die sich auch
in anderen Regionen trotz starker Verluste bei
Epiphyten auffällig konstant erweist (z.B. Fich-
telgebirge, W
IRTH
& F
UCHS
1980). Diese Aussage
betrifft sowohl die stellenweise artenreichen Be-
stände auf anthropogenen Substraten als auch
die im Odenwald von Natur aus nicht allzu üppi-
gen Vorkommen auf anstehenden Gesteinen.
Ähnlich der in Deutschland derzeit praktizier-
ten Vorgehensweise bei der Erstellung von Ro-
ten Listen wurde versucht, für sämtliche aktuell
nachgewiesenen Arten eine Einschätzung der
Bestandesentwicklung in den vergangenen zwei
Jahrzehnten vorzunehmen und darzustellen.
In den nachstehend wiedergegebenen Zah-
len kommt deutlich die bereits mehrfach ange-
sprochene, weitgehend positive Entwicklungs-
tendenz für die Mehrzahl der Flechtenarten im
Untersuchungsgebiet zum Ausdruck. Von dieser
Aussage auszunehmen sind die meisten der Bo-
den besiedelnden Arten. Ebenfalls gesondert zu
betrachten sind die charakteristischen Flechten-
arten alter Mauern, deren Wuchsorte einerseits
begrenzt sind und andererseits beständig der
Gefahr ausgesetzt sind, „Säuberungsaktionen“
zum Opfer zu fallen.
7.4
Flechten und Naturschutz
7.4.1 Gefährdung von Flechten
Die Gefährdung von Arten wird seit den 1970er
Jahren durch die Einstufung in Rote-Liste-Ka-
tegorien wiedergegeben. Die Gefährdung der
einzelnen Arten wird dabei anhand der aktuellen
Bestandesgröße sowie der kurz- und langfristi-
gen Bestandesentwicklung bewertet. Rote Listen
beziehen sich normalerweise auf Länder oder
deren politische Teilräume – im Fall der Bun-
desrepublik Deutschland z.B. die Bundesländer.
Rote Listen für vergleichsweise kleine räumliche
Geltungsbereiche wurden aber nicht nur für die
Stadtstaaten, sondern auch für andere Städte
Tabelle 8: Tendenz in den letzten zwei Jahrzehnten
Kurzfristige Tendenz
Anzahl
stark zunehmend
7
zunehmend
53
± unverändert
544
abnehmend
17
stark abnehmend
1
1...,472,473,474,475,476,477,478,479,480,481 483,484,485,486,487,488,489,490,491,492,...532