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andrias, 17
(2008)
sen besiedelt, wodurch es neben wenigen häu-
figen Krustenflechten wie
Placynthiella icmalea
,
Trapeliopsis flexuosa
oder
T. granulosa
allenfalls
noch
Cladonia
-Arten gelingt, Fuß zu fassen. Für
die wenigen hoch spezialisierten Besiedler von
stehenden, entrindeten Stämmen ist die loka-
le Luftfeuchte vielerorts zu gering, weshalb an
entsprechenden Stellen vielfach keine Flechten
vorkommen.
Die wenigsten Arten wurden auf Boden be-
obachtet. Dies erklärt sich aus der weithin in-
tensiven landwirtschaftlichen Bodennutzung,
wodurch lückige, konkurrenzarme Vegetations-
bestände (Magerrasen o.Ä.) als Voraussetzung
für das Auftreten von epigäischen Flechtenarten
kaum vorhanden sind. Lediglich an Böschungen
von Wegen, ehemaligen Ackerterrassen und
dergleichen sowie in aufgelassenen Abbaustät-
ten kommen auf Boden wachsende Arten in nen-
nenswertem Umfang vor.
7.2.1 Gehölzarten und ihre Epiphyten
Ein besonderes Augenmerk wurde bei der Kar-
tierung auf die Trägerpflanzen, also vor allem
-bäume (Phorophyten) gerichtet. Für die Aus-
wertung wurden sämtliche Arten (insgesamt 322
Sippen) berücksichtigt, die im Rahmen der Kar-
tierung auf Rinde von Sträuchern und Bäumen
beobachtet wurden, auch wenn es sich teilwei-
se um typischerweise auf Boden oder Gestein
wachsende Arten handelt.
Mit insgesamt 194 Flechtenarten erweist sich die
Eiche
(
Quercus
spp.) im Kartiergebiet als der bei
weitem artenreichste Phorophyt. Eine beträchtli-
che Zahl von epiphytischen Arten besitzt einen
deutlichen Schwerpunkt ihres Vorkommens auf
Eichen; hierzu gehören
Arthonia byssacea
,
A.
vinosa
,
Bacidia biatorina
,
Calicium adspersum
,
C. glaucellum
,
C. salicinum
,
Caloplaca lucifuga
,
Chaenotheca stemonea
,
C. trichialis
,
Chrysothrix
candelaris
,
Cyrtidula quercus
,
Melaspilea proxi-
mella
,
Schismatomma decolorans
,
Thelopsis ru-
bella
,
Usnea florida
. Die Arten
Bacidia rosella
,
B.
viridifarinosa
,
Bactrospora dryina
,
Buellia scha-
ereri
,
Caloplaca herbidella
,
Chaenotheca hispi-
dula
,
C. phaeocephala
,
Cliostomum corrugatum
,
Gyalecta truncigena
,
Lopadium disciforme
und
Mycobilimbia pilularis
wurden sogar ausschließ-
lich auf Eiche beobachtet. Die nicht heimische
Roteiche (
Quercus rubra
) ist demgegenüber in
jungem und mittlerem Alter arm an Flechten; alte
Roteichen mit stark rissiger Borke weisen jedoch
einen vergleichbaren Bewuchs auf wie die ein-
heimischen Arten Stiel- und Traubeneiche.
Die Eiche ist auch in den meisten anderen Ge-
bieten der kollinen bis submontanen Stufe der
artenreichste Trägerbaum. Bereits A
RNOLD
(1900)
charakterisierte die Eiche als flechtenreichste
Holzart in der Umgebung von München; D
OIGNON
(1954) für die Umgebung von Fontainebleau,
und R
OSE
& J
AMES
(1974) in Teilen Südenglands
kamen zu dem gleichen Ergebnis. Am ehesten
mit dem hiesigen Kartiergebiet vergleichbar ist
die Region Nordbayern, wo sich die Eiche als
„mit Abstand artenreichster Phorophyt“ heraus-
stellte (R
ITSCHEL
1977). Eine wesentliche Ursa-
Tabelle 6: Aktuelle Vorkommen auf verschiedenen
Substraten (Doppelnennungen möglich)
Substrat
Anzahl
Gestein (natürlich und bearbeitet)
385
Rinde
321
Holz (natürlich und bearbeitet)
142
Boden
120
Abbildung 2: Anzahl der auf verschiedenen Gehölz-
arten festgestellten Flechtenarten