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andrias, 17
(2008)
(YPOTRACHYNA AFROREVOLUTA
zwei Drittel aller festgestellten Arten. Fast 40 %
der Arten sind als „sehr selten“ zu bezeichnen;
dies bedeutet, dass sie auf maximal fünf Kar-
tierfeldern festgestellt wurden und aktuell nicht
mehr als fünf bekannte Wuchsorte aufweisen.
Dagegen lassen sich lediglich rund 10 % der Ar-
ten in die Kategorien „häufig“ bzw. „sehr häufig“
einordnen.
7.1.3 Verbreitungstypen von Flechten
Areale von Arten lassen sich mittels florengeo-
grafischer Kriterien beschreiben, zu denen die
Zonalität (Nord-Süd-Erstreckung), der Ozeani-
täts- bzw. Kontinentalitätsgradient (Ost-West-Er-
streckung bzw. Meeresnähe) und die Verbreitung
in Höhenstufen gehören.
Die im Odenwald aktuell vorkommenden Flech-
tenarten gehören verschiedenen Florenelemen-
ten an. Viele Arten sind in Europa weit verbreitet,
kommen in mehreren Arealzonen vor. Beispiel-
haft wird im Folgenden der
Ozeanitätsgradient
der Arten (nach W
IRTH
1995a) betrachtet.
Nach W
IRTH
(1995a) sind rund 130 Arten der
historisch und aktuell im Gebiet festgestellten
Flechtenarten dem subatlantischen Florenele-
ment zuzurechnen (Arten mit einem Verbrei-
tungsschwerpunkt in West- und Mitteleuropa, die
in Osteuropa fehlen bzw. allenfalls noch Vorpos-
ten der Verbreitung besitzen). Mehr als ein Drittel
jener Arten ist inzwischen jedoch ausgestorben
oder gilt als verschollen.
Dieses angesichts des weithin subatlantisch ge-
prägten Klimas des Kartiergebietes zu erwarten-
de Ergebnis wird unterstützt durch die äußerst
geringe Zahl an subkontinental verbreiteten Ar-
ten, von denen eine Art (
Solorinella asteriscus
)
bereits seit mehr als 100 Jahren im Gebiet nicht
mehr beobachtet wurde.
Arten des subatlantischen Florenelements wei-
sen eine deutliche Bindung an wintermilde La-
gen auf. Weitere entscheidende Klimafaktoren
sind die geringen Temperaturschwankungen und
die relativ gleichmäßige Verteilung der Nieder-
schläge.
Die oben wiedergegebene Punktverbreitungs-
karte von
Hypotrachyna afrorevoluta
(Afrika-
nische Schüsselflechte) spiegelt beispielhaft
die Verbreitung eines subatlantischen Floren-
elements wider. Deutlich zu erkennen sind die
Verbreitungsschwerpunkte an der Bergstraße, im
Neckartal und im Bereich der größeren Oden-
wälder Bachtäler.
Die Karte zur Verbreitung montaner Arten (nach
W
IRTH
1995a) ergibt auf den ersten Blick keine
direkte Korrelation zwischen dem aktuellen Vor-
kommen montaner Arten und weiterer Themen-
karten zu Klima (Niederschlag, Temperatur) oder
Geographie (Geländehöhe). Bei Berücksichti-
gung der in den Messtischblättern wiedergege-
benen orographischen Verhältnisse zeigt sich,
dass montane Arten vor allem in gebirgigen
Tabelle 5: Verteilung der Arten auf die Häufigkeitsklas-
sen
Häufigkeitsklasse
Anzahl
Anteil
sehr selten (ss)
291
38,4 %
selten (s)
231
30,5 %
mäßig selten (ms)
99
13,1 %
mäßig häufig (mh)
55
7,3 %
häufig (h)
64
8,4 %
sehr häufig (sh)
18
2,4 %
0
50
100
150
200
250
300
ss
s
ms
mh
h
sh