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andrias, 17
(2008)
Arten verdrängt werden. Überhängende, nicht
beregnete Stammbereiche können im Extremfall
sogar von Arten der Caliciales bewachsen sein,
wie
Calicium adspersum
,
C. glaucellum
,
C. quer-
cinum
,
C. salicinum
,
Chaenotheca chrysocephala
oder
Chrysothrix candelaris
.
Pappeln
(
Populus
spp.) und
Schwarzer Holun-
der
(
Sambucus nigra
) sind sich hinsichtlich ihres
Flechtenbewuchses relativ ähnlich. Auf beiden
Phorophyten wachsen vor allem basi- und nitro-
phytische Arten von überwiegend weiter Verbrei-
tung. Unterschiede bestehen jedoch im Hinblick
auf jene Arten, die schwerpunktmäßig auf ihnen
vorkommen. Während lediglich der nicht licheni-
sierte Pilz
Phaeocalicium populneum
als eine für
Pappeln spezifische Art registriert wurde, lassen
sich für den Schwarzen Holunder eine größere
Zahl von Arten anführen, die einen eindeutigen
Schwerpunkt ihres Vorkommens auf diesem im
Offenland weit verbreiteten Strauch besitzen.
Es sind allesamt Arten, die zu Beginn der Kar-
tierung, als die Holundersträucher weithin stark
veralgt waren und kaum Flechtenbewuchs tru-
gen, nicht beobachtet wurden oder zumindest
äußerst selten waren:
Caloplaca cerina
var.
cerina
,
C. cerinella
,
C. cerinelloides
,
Lecania
cyrtella
,
L. naegelii
,
Lecanora sambuci
. Hierher
gehören auch die beiden Blattflechten
Physcia
aipolia
und
P. stellaris
, deren Bindung an den
Phorophyten Holunder jedoch nicht ganz so aus-
geprägt ist wie bei den vorgenannten Arten. Fast
ausnahmslos auf Holunder gefunden wurden die
leicht zu übersehenen Krustenflechten
Piccolia
ochrophora
,
Psoroglaena abscondita
und
P. sti-
gonemoides
.
Obgleich nur 81 Arten an ihr gefunden wur-
den, ist die
Hainbuche
(
Carpinus betulus
) im
Kartiergebiet ein wichtiger Trägerbaum. Diese
Aussage trifft jedoch nur auf die innerhalb von
Wäldern wachsenden Hainbuchen zu, wohinge-
gen ± freistehende oder als Bestandteil von He-
cken vorkommende Hainbuchen allenfalls eine
triviale Artenausstattung aufweisen. Die große
Bedeutung der Hainbuche für Flechten besteht
darin, dass ihre lange Zeit glatt bleibende Rin-
de für zahlreiche Arten der Arthonietalia bzw.
des Graphidion ein außerordentlich günstiges
Substrat darstellt, wie es im Kartiergebiet kein
anderer Phorophyt bereitstellen kann. Nur auf
Hainbuche kommt
Arthothelium spectabile
vor;
nicht ausschließlich, aber doch bevorzugt auf
Hainbuche wurden
Arthonia didyma
,
A. radiata
,
A. ruana
,
Enterographa hutchinsiae
,
Graphis
scripta
,
Lecanora albella
,
L. argentata
,
Opegra-
pha atra
,
O. viridis
,
Pertusaria leioplaca
,
P. pus-
tulata
,
Porina aenea
,
P. leptalea
,
Pyrenula nitida
und
P. nitidella
beobachtet. Die Hainbuchen im
Kartiergebiet sind überwiegend auf die Nieder-
waldwirtschaft zurückzuführen, die vielerorts erst
Mitte des 20. Jahrhunderts aufgegeben wurde.
Demzufolge sind die meisten Hainbuchen nur
von mittlerem Alter. Vereinzelt gibt es jedoch
auch alte Hainbuchen, deren zunehmend rissiger
werdende Rinde auch Arten des Pertusarietum
hemisphaericae eine Ansiedlung ermöglichen,
wodurch sich vergleichbare Vegetationsverhält-
nisse ergeben wie bei der Rotbuche.
Gehölzarten der Gattung
Prunus
wie
Kirsche
(
Prunus avium
) und
Zwetschge
bzw.
Pflaume
(
Prunus domestica
) besitzen von Natur aus eine
saure Borke. Hier sind folglich vor allem Azido-
phyten zu finden, während Nitrophyten nur bei
entsprechender Eutrophierung vorkommen. Die
Schlehe
(
Prunus spinosa
), die aufgrund der weit-
hin basenarmen Standorte im Odenwald zumeist
keine große Rolle spielt, stellt sich bezüglich des
Epiphytenbewuchses anders dar. Unter güns-
tigen kleinklimatischen Bedingungen können
Schlehen eine sehr artenreiche Epiphytenvege-
tation aufweisen, in der vielfach Azidophyten und
Basi- bzw. Nitrophyten in enger Nachbarschaft
zueinander wachsen. Besonders häufig auf den
dünnen Ästchen von Schlehe zu finden sind
Le-
canora symmicta
var.
symmicta
und
Melanelixia
subaurifera
.
Weiden
(
Salix
spp.) finden sich einerseits als
Feuchtgehölze in Auen (v.a.
Salix fragilis
), ande-
rerseits als Pioniergehölze (
Salix caprea
) im Of-
fenland und in Vorwäldern. Ihr Flechtenbewuchs
ist stark abhängig von den jeweiligen standörtli-
chen Verhältnissen; überwiegend handelt es sich
jedoch um von basi- bzw. neutrophytischen Arten
geprägte Flechtenvergesellschaftungen.
Ausschließlich auf
Birken
(
Betula
spp.) kom-
men nur sehr wenige Arten vor. Während
Lepto-
rhaphis epidermidis
die glatten Stammbereiche
der Hängebirke (
Betula pendula
) besiedelt,
wachsen
Lecanactis abietina
am Stamm und
Cetraria sepincola
auf dünnen Zweigen der Kar-
patenbirke (
Betula pubescens
ssp.
carpatica
).
Die Karpatenbirke bildet zusammen mit der Eber-
esche (
Sorbus aucuparia
) charakteristische lich-
te Blockwälder (
Betula pubescens
-
Sorbus aucu-
paria
-Gesellschaft) im Bereich der vor allem an
den Talhängen des Neckars, des Ulfenbaches
und des Gammelsbaches anzutreffenden Sand-
stein-Blockmeere.
Alle übrigen im Kartiergebiet registrierten Phoro-
phyten spielen im Hinblick auf ihren Flechtenbe-
wuchs eine untergeordnete Rolle. Hierzu gehö-
ren u.a. auch sämtliche Nadelgehölze wie
Fichte
(
Picea abies
),
Kiefer
(
Pinus
spp.),
Lärche
(
Larix
decidua
) oder
Douglasie
(
Pseudotsuga menzie-
sii
), die mit Ausnahme der Kiefer im Gebiet nicht