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Auswertung
che für diese herausragende Stellung liegt da-
rin, dass die Eiche in Abhängigkeit von Alter und
Wuchsort den auf ihr vorkommenden Epiphyten
unterschiedliche Lebensbedingungen bietet.
Ähnlich verhält es sich mit der
Esche
(
Fraxinus
excelsior
), die sowohl in Wäldern (v.a. Auwälder,
Blockschuttwälder) als auch im Offenland ent-
lang von Wegen vertreten ist. Nach der Eiche
weist sie den vielfältigsten Artenbestand auf. Im
Vergleich zur Eiche sind es mit
Arthonia ruana
,
Porina aenea
und
P. leptalea
jedoch nur wenige
Arten, die regelmäßig an Esche vorkommen. Die
Gruppe jener Arten, welche ausschließlich auf
Eschen festgestellt wurde, setzt sich aus nicht
nur im Kartiergebiet seltenen Arten zusammen:
Bacidia beckhausii
,
Catinaria atropurpurea
,
Le-
cania croatica
,
Nephroma parile
,
Thelenella per-
tusariella
und
Vezdaea rheocarpa
.
Begünstigt durch das insbesondere in den west-
lichen Gebietsteilen milde Klima spielt die
Wal-
nuss
(
Juglans regia
) im Offenland eine große
Rolle. Durch pollenanalytische Untersuchungen
ist belegt, dass diese Baumart im Gebiet seit
dem Frühmittelalter kultiviert wird (L
AGIES
2005).
Der Bewuchs an Walnussbäumen ist sehr unter-
schiedlich. Die glatte Borke junger Stämme wird
bevorzugt von Krustenflechten des Lecanoretum
carpineae besiedelt, wie
Lecanora carpinea
,
L.
chlarotera
oder
Lecidella elaeochroma
. Mit zu-
nehmendem Alter können auch anspruchsvol-
lere Arten Fuß fassen, von denen
Anaptychia
ciliaris
,
Melanelixia subargentifera
,
Melanohalea
exasperata
,
Parmelina pastillifera
oder
Pleuro-
sticta acetabulum
im Kartiergebiet einen deutli-
chen Schwerpunkt auf Walnussbäumen haben.
Gleichzeitig bieten sich auf den glatten Stegen
der Rinde aber weiterhin Wuchsmöglichkeiten
für entsprechend spezialisierte Arten, von de-
nen
Arthonia dispersa
,
A. punctiformis
,
Lecanora
subcarpinea
,
Lecidella elaeochroma
f.
soralifera
,
Naetrocymbe punctiformis
und
Opegrapha atra
bevorzugt auf Walnüssen vorkommen,
Cyrtidula
hippocastani
sogar ausschließlich.
Ahorne
(
Acer
spp.) spielen im Kartiergebiet von
Natur aus keine große Rolle. Der Bergahorn
(
Acer pseudoplatanus
), seltener auch der an-
spruchsvollere Spitzahorn (
Acer platanoides
),
wachsen in Schlucht- und Blockschuttwäldern,
kommen aber gelegentlich auch entlang von
Straßen und Wegen im Offenland vor. Der Feld-
ahorn (
Acer campestre
) ist vor allem in den Wäl-
dern im Neckartal anzutreffen. Mit Ausnahme ei-
nes Einzelfundes von
Biatoridium monasteriense
an Feldahorn besitzen die Ahornarten im Kartier-
gebiet trotz der großen Zahl an festgestellten Ar-
ten (136) keine für sie spezifischen Arten. Ent-
sprechendes gilt für die
Linden
(
Tilia
spp.), die
an ähnlichen Stellen wie die Ahorne vorkommen.
Insbesondere die Winterlinde (
Tilia cordata
) wur-
de durch die jahrhundertelange Niederwaldwirt-
schaft gefördert, doch sind an den in Wäldern
wachsenden Linden nur wenige Flechtenarten
zu finden. Hervorzuheben sind hier lediglich die
in blockreichen, lichten Wäldern vorkommenden
Arten
Anisomeridium macrocarpum
und
Thelo-
trema lepadinum
, die ausschließlich an Linde
beobachtet wurden.
Die weite Verbreitung von Streuobstbeständen
im Kartiergebiet hat zur Folge, dass dem
Ap-
felbaum
(
Malus domestica
) für Epiphyten eine
Bedeutung zukommt, die weit über das aus an-
deren vergleichbaren Gebieten bekannte Maß
hinausgeht. Insgesamt 118 Arten wurden an
Apfelbäumen festgestellt (R
ITSCHEL
1977 ermit-
telte für Nordbayern lediglich 54 Arten), darunter
vor allem basi- und nitrophytische Sippen, von
denen
Bacidia rubella
,
Bacidina delicata
,
Calo-
placa obscurella
,
Catillaria nigroclavata
,
Lepraria
vouauxii
,
Melanelixia subargentifera
,
Norman-
dina pulchella
,
Opegrapha varia
und
Parmelina
tiliacea
bevorzugt auf Apfelbäumen vorkommen.
Ausschließlich am Stamm von Apfelbäumen fan-
den sich die flechtenfloristischen Besonderhei-
ten
Bacidina phacodes
,
Collema occultatum
und
Normandina acroglypta
.
Die
Rotbuche
(
Fagus sylvatica
) ist im gesamten
Odenwald verbreitet und vielerorts der wichtigs-
te Waldbaum; trotzdem wurden an ihr lediglich
110 Arten festgestellt. Das dicht schließende Kro-
nendach der (Hallen-) Buchenwälder lässt nur
wenig Licht in die Bestände dringen, was einen
stark reduzierten Flechtenbewuchs zur Folge
hat. Am Stamm der Buche überwiegen folglich
Arten mit geringen Lichtansprüchen, von denen
Arthonia ruana
,
Biatora efflorescens
,
Lecanora
albella
,
L. argentata
,
L. intumescens
,
Mycoblas-
tus fucatus
,
Ochrolechia androgyna
,
O. micro-
stictoides
,
Parmeliopsis ambigua
,
P. hyperopta,
Porina aenea
,
P. leptalea
und
Ropalospora vi-
ridis
einen ihrer Verbreitungsschwerpunkte auf
Rotbuche haben.
Pertusaria coccodes
,
P. flavi-
da
,
P. hemisphaerica
und
P. pertusa
var.
pertusa
als charakteristische Arten des Pertusarietum
hemisphaericae sind dagegen nur auf alten Bu-
chen mit rissiger Borke zu finden.
Der
Birnbaum
(
Pyrus communis
), ein in Streu-
obstbeständen und in Baumreihen vertrete-
ner Obstbaum, weist mit 102 Arten einen er-
staunlichen Artenreichtum auf. Ähnlich der Eiche
vermag der Birnbaum für unterschiedliche ökolo-
gische Gruppen als Trägerbaum zu fungieren. An
nicht eutrophierten Stammpartien oder im Kro-
nenbereich siedeln acidophytische Arten, die bei
stärkerem Nährstoffeintrag von nitrophytischen
1...,467,468,469,470,471,472,473,474,475,476 478,479,480,481,482,483,484,485,486,487,...532