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berwinkler
: Mykologie am Lehrstuhl der Universität Tübingen 1974-2011
Tafel 3
Abbildung 11. Brandpilze der Gattung Urocystis besit-
zen Sporenballen. a) Der Primelbrandpilz Urocystis pri-
mulae in der Echten Schlüsselblume, Primula veris, Tü-
bingen, 7.1985. Im Schnitt durch den Fruchtknoten der
Schlüsselblume sind keine Samenanlagen der Pflanze
zu sehen. Diese sind durch Brandsporenlager ersetzt.
Die Brandsporenballen sind nur als winzige Punkte
zu erkennen. Messbalken 2 mm. b) In den Blättern
des Leberblümchens, Hepatica nobilis, kann sich der
spezifische Brandpilz Urocystis syncocca entwickeln.
Brandsporen (dickwandig und braun) sind zu mehre-
ren in Ballen zusammengelagert und mit sterilen Zellen
(dünnwandig, weitgehend hyalin) vereint. Ein Teilstrich
der Messskala = 1 µm.
Abbildung 12. Der „Speisebrandpilz“ Yenia (Ustilago)
esculenta im Mandschurischen Wasserreis, Zizania
latifolia. a) Anbauflächen der Wirtspflanze in gefluteten
Feldern bei Puli, Taiwan, 24.3.1987. b) Basale Halmteile
des Grases werden von diesem spezifischen Brandpilz
befallen, der den Wirt zu hypertrophierendem Wachs-
tum anregt. Dadurch entstehen weiche Pflanzengewe-
be, die von Brandsporenlagern durchsetzt sind und die
in diesem Zustand als Delikatesse verspeist werden.
Markt in Taichung, Taiwan, 3.1987. Messbalken 1 cm.
Abbildung 9. Der Staubbeutel-Brandpilz des Seifenkrautes, Microbotryum saponariae. a) Befallsbild auf dem Sei-
fenkraut, Saponaria officinalis, Tübingen, 10.7.2007. Die Brandsporen werden anstatt der Pollenkörner in den An-
theren des Seifenkrautes gebildet. Staubartige, „brandige“ Flecken auf den Kronblättern des Wirtes sind durch die
abgefallenen Brandsporen verursacht. Eine solch dunkel pigmentierte und ornamentierte Brandspore ist in der
rechten Abbildung zu sehen. Messbalken 2 mm. b) Die keimende Brandspore ist die Zelle, in der das Kernpaar zu
einem diploiden Kern verschmilzt, also der Ort vor der Reifeteilung, dementsprechend ein Promeiosporangium. Das
„Keimen“ der Brandspore liefert die Zelle, in der die Reduktionsteilung, die Wiederherstellung der haploiden Kerne,
erfolgt. Diese Zelle nennen wir allgemein Meiosporangium und bei Basidiomyceten Basidie. Nach der Meiose wird
die Basidie quer septiert, sodass sich im Idealfall ein haploider Kern in einer Meiosporangienzelle befindet. Im Bild
ist ein Querseptum zu erkennen. Die terminale Basidienzelle knospt eine Basidiospore, bei Brandpilzen meist Spo-
ridie genannt, ab. Die Orte der Abknospung der unteren Basidiosporen liegen nicht im Fokus. Messbalken 5 µm.