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berwinkler
: Mykologie am Lehrstuhl der Universität Tübingen 1974-2011
Tafel 11
Abbildung 32. a) Der Speitäubling, Russula emetica, im subalpinen Mischwald, Oberjoch, 1.10.2002. Die intensiv
rote Huthaut, der weiß gefärbte Stiel und die weißlichen Lamellen sind ein guter Hinweis auf die Art, sein brennend
scharfer Geschmack macht ihn aber unverkennbar. Wie alle Täublinge und die verwandten Milchlinge sind diese
Pilze mit Lamellen keine echten Blätterpilze, Agaricales, vielmehr sind sie in einer getrennten Verwandtschaft zu
diesen, also konvergent, entstanden. Die Gattungen Russula, Täubling, und Lactarius, Milchling, sind sehr arten-
reich und als Symbiosepartner von Bäumen weltweit von großer Bedeutung in Ektomykorrhiza-Wäldern. Messbal-
ken 1 cm. b), c) Basidiosporen in Seiten- (b) und Rückenansicht (c). Das Ornament der Sporen ist stark amyloid,
d.h. aus Melzers Lösung wird Jod selektiv in die Sporenmatrix eingelagert, wodurch diese Strukturen im Licht
mikroskop blau gefärbt erscheinen. Diese Eigenschaft findet sich nicht nur in der Täublings-Familie, sondern bei
den allermeisten Arten, die heute zur Ordnung der Russulales gestellt werden. c) Der oberhalb des Apiculus liegen-
de, nicht ornamentierte und auch nicht amyloide Bereich wird Hilarfleck genannt. Bei ornamentierten Basidiosporen
bleibt diese Stelle immer wenig strukturiert bis glatt. Dies ist nötig für die Ausbildung eines Tropfens gegenüber der
Anheftung des Apiculus am Sterigma. Der Tropfen ist eine funktionelle Voraussetzung für die Abschleuderung der
Basidiospore. Messbalken 2 µm. d) Gefrierbruch einer Lamelle, der die Symmetrie des zellulären Aufbaus verdeut-
licht. Die Außenseiten zeigen die regelmäßige Anordnung der Hymenien (Hym) mit unterschiedlich reifen Basidien.
Darunter folgen die schmalen und stark verflochtenen Hyphen des Subhymeniums (Subhym). Schließlich finden
sich im Lamelleninneren zahlreiche kugelig angeschwollene Zellen, die Sphaerocysten (Sph) genannt werden. Sie
entstehen in der Spätphase der Fruchtkörperbildung und sind mit verantwortlich für die Endausdifferenzierung der
Lamellen und für das Aufspannen des Hutes. Das leichte, „spröde“ Brechen der Milchlings- und Täublingsblätter
liegt in dieser besonderen Mikromorphologie begründet. Sphaerocysten sind innerhalb der Russulales auf die Fa-
milie Russulaceae begrenzt und nicht, wie in manchen Verallgemeinerungen zu finden ist, ein Merkmal der ganzen
Ordnung. Messbalken 20 µm.