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andrias, 19
(2012)
Die Vergiftungs-Informations-Zentrale
Die Vergiftungs-Informations-Zentrale Freiburg
(VIZ) ist eine Einrichtung des Landes Baden-
Württemberg und der Universitätsklinik Freiburg.
Sie berät Laien und Fachpersonal im Falle ver-
muteter oder tatsächlicher Vergiftungen. Die acht
Mitarbeiter/innen der VIZ geben täglich rund
um die Uhr Rat, sei es beispielsweise, wenn
Kinder beim Erkunden ihrer Umgebung etwas
Falsches in den Mund gesteckt haben, Patienten
ihre Tabletten verwechselt haben oder wenn der
Verdacht besteht, dass Gesundheitsschäden
durch die akute Aufnahme von Chemikalien,
Medikamenten, Pflanzen oder Pilzen bestehen.
Das Team der VIZ setzt sich aus Ärztinnen und
Ärzten, einer pharmazeutisch-technischen Assi-
stentin, einer Pharmazeutin und einem Biologen
zusammen.
Der Kontakt mit der VIZ erfolgt überwiegend te-
lefonisch, seltener per E-Mail. Persönliches Er-
scheinen in der VIZ ist die Ausnahme. Die VIZ
beantwortet jährlich ca. 22.000 Anfragen. In
94 % der Anfragen geht es um einen akuten Ver-
giftungsverdacht. Knapp 2/3 der Anfragen kom-
men aus der allgemeinen Öffentlichkeit (meist
Betroffene oder deren Angehörige). Die anderen
Anfragen erfolgen überwiegend durch Ärztinnen
und Ärzte, die Betroffene behandeln. Gut die
Hälfte dieser Fälle (52 %) betrifft Kinder im Alter
unter 5 Jahren.
Die Beratungsfälle werden ausgewertet, um
neue Risiken zu erkennen, bekannte Problem-
stoffe besser einschätzen zu können sowie The-
rapiestrategien zu entwickeln und zu verbessern
(Toxikovigilanz). Dies betrifft auch Pilzunfälle.
Einige Pilzarten sind essbar, viele jedoch nur im
gegarten Zustand. Andere Pilze sind sicher giftig
(vgl. unten). Bei vielen Großpilzarten ist nicht klar,
wie gefährlich sie sind. Die VIZ beteiligt sich der-
zeit an einer Studie der Gesellschaft für Klinische
Toxikologie (GfKT), bei der einzelne Pilzunfälle
nachverfolgt werden, um neue Erkenntnisse da-
rüber zu gewinnen, welche Pilze zu Vergiftungen
führen und welche Beschwerden sie auslösen.
Ein wesentlicher Punkt ist dabei die intensive Zu-
sammenarbeit mit Pilzsachverständigen, da die
beteiligte Pilzspezies häufig unklar ist.
Jahresberichte der VIZ mit weiteren Informa-
tionen finden sich auf der Homepage der VIZ
).
Eine Auswahl wichtiger, durch Pilze aus-
gelöster Krankheitsbilder
Phalloides-Syndrom
Ausgelöst wird dieses Syndrom durch Amato-
xine, Cyclopeptide, die in einigen Knollenblät-
terpilzarten (Amanita phalloides, A. virosa u.ä.),
aber auch in anderen Pilzen wie Gifthäubling
(Galerina marginata) oder Giftschirmlingen (Le-
piota helveola z.B.) enthalten sind. Die Patienten
entwickeln nach 6-24 Stunden Übelkeit, Bauch-
schmerzen und schwere Durchfälle. Nach ca. 1
Tag bessern sich diese Symptome. In den näch-
Abbildung 1. Die An-
zahl der Vergiftungen
durch Pilze und der
Anteil dieser Vergif-
tungen am Gesamt-
aufkommen aller in
der VIZ beratenen
Vergiftungsfälle
in
den Jahren 2002 bis
2010.