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andrias, 17
(2008)
Weinbau einen gewissen wirtschaftlichen und
landschaftsprägenden Einfluss. Die Forstwirt-
schaft ist mit Ausnahme der Bergstraße im ge-
samten Gebiet sehr bedeutsam. Im Vorderen
Odenwald spielen vor allem Laubbäume (insbe-
sondere Buche) eine große Rolle, wohingegen
auf den armen Böden des Buntsandsteins weit-
hin Nadelbäume (v.a. Fichte, Kiefer) das Wald-
bild prägen.
2.2.1 Naturräumliche Gliederung
Nach der naturräumlichen Gliederung (K
LAUSING
1967, M
ENSCHING
& W
AGNER
1963, S
CHMITHÜSEN
1952) umfasst das Untersuchungsgebiet drei na-
turräumliche Haupteinheiten:
144 Sandstein-Odenwald
145 Vorderer Odenwald
226 Bergstraße
Zu den Naturräumen Vorderer Odenwald und
Sandstein-Odenwald wurde die Bergstraße in
das Untersuchungsgebiet mit aufgenommen, da
sie eine Sonderstellung zwischen Rheinebene
und Mittelgebirge einnimmt. Analog der Roten
Liste der Farn- und Samenpflanzen Hessens
(B
UTTLER
et al. 1996) wurde die Bergstraße nicht
zum Nördlichen Oberrheintiefland gestellt, son-
dern aufgrund des anstehenden Gesteins und
der Lössauflage bis zum Hangfuß dem Natur-
raum Odenwald zugerechnet. Das Gleiche gilt
für das Otzberger Randhügelland (231.2) und
die Kleine Bergstraße (231.3), die als Vorberge
im Übergang zur Untermainebene ebenfalls an-
stehendes Gestein und eine Lössauflage zeigen.
Diese beiden Untereinheiten, die nach K
LAUSING
(1967) zum Rhein-Main-Tiefland gestellt werden,
wurden in das Untersuchungsgebiet integriert.
Der kristalline
Vordere Odenwald
wird durch
ein dichtes Talnetz kuppig aufgelöst; er ist gegen-
über der Rheinebene tektonisch herausgehoben
und bildet den Grundgebirgsstock des Odenwal-
des. Es handelt sich um eine waldreiche, sehr
dicht besiedelte Mittelgebirgsregion mit Höhen
zwischen 200 m und 600 m. Der Vordere Oden-
wald ist ein Buchenwaldgebiet mit wechselnden
Standorten auf den Granitverwitterungsböden,
stellenweise mit einer Lössdecke, die aber vie-
lerorts bereits verlehmt und entkalkt ist.
Die naturräumliche Haupteinheit
Sandstein-
Odenwald
zeichnet sich durch langgestreckte,
weitgehend bewaldete Bergrücken aus und ist
mit Höhen zwischen 150 m und 550 m eine typi-
sche Mittelgebirgslandschaft. Die Taleinschnitte
sind zum Main und Neckar gerichtet. Die ur-
sprüngliche Vegetation bildeten bodensaure,
± eichenreiche Buchenwälder, die heutzutage
aber weithin durch Fichten- und Kiefernforste er-
setzt sind.
Die
Bergstraße
erstreckt sich am Westrand des
Odenwaldes im Höhenbereich von etwa 120 m
bis 220 m in der kollinen Stufe und gehört zu den
klimatisch begünstigten und wärmsten Gegen-
den Mitteleuropas. Sie erstreckt sich von Darm-
stadt („Bessunger Hang“) bis Nussloch südlich
von Heidelberg. Die Hänge tragen vielerorts
mächtige Lössauflagen.
Das
Otzberger Randhügelland
liegt im Bereich
freigelegter kristalliner Gesteine am Nordrand
des Vorderen und Hinteren Odenwaldes im
Übergang zur Untermainebene. Die klimatisch
begünstigte Hangzone wird überwiegend obst-
und ackerbaulich genutzt. Als markante Erschei-
nung erhebt sich der 368 m hohe vulkanische
Basaltkegel des Otzberges vor dem eigentlichen
Odenwald.
Als
Kleine Bergstraße
wird der Nordabhang des
Sandstein-Odenwaldes zur Untermainebene hin
bezeichnet. Es handelt sich um ein fruchtbares
Obst- und Ackerbaugebiet, das nur einen gerin-
gen Waldanteil besitzt. Auf den Westhängen (v.a.
bei Groß-Umstadt) wird Wein angebaut.
2.2.2 Geologie, Geomorphologie
Die Entstehung des Odenwaldes ist verbunden
mit der variszischen Gebirgsbildung im mittleren
Paläozoikum (Devon bis Karbon) vor etwa 300
bis 400 Millionen Jahren. Auf die verschiede-
nen Phasen der Auffaltung, die zur Bildung ei-
nes Systems von Hochgebirgen führten, folgte
in der Trias vor etwa 200 Millionen Jahren eine
Senkung des Grundgebirges, wodurch sich das
„Germanische Becken“ bildete. In dieser Senke
wurden jene Schichten abgelagert, aus denen
durch Druckeinwirkung die verschiedenen Bunt-
sandsteine entstanden. Durch die Ausbildung ei-
nes Binnenmeeres kam später in größerer Men-
ge Muschelkalk zur Ablagerung.
Eine erneute Hebung der Landoberfläche vor
etwa 180 Millionen Jahren hatte zur Folge, dass
große Teile der Sedimentschichten wieder abge-
tragen wurden. Im Westen des heutigen Oden-
waldes erfolgte diese Abtragung bis auf das
Grundgebirge, während im Osten zumindest
Teile der Buntsandsteindecke, im Übergang zum
Bauland stellenweise sogar der darüber liegen-
de Muschelkalk, erhalten geblieben sind. Infolge
eines Grabenbruchs ist auch eine isolierte Mu-
schelkalkscholle bei Erbach und Michelstadt vor
der Abtragung bewahrt worden.
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