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andrias, 17
(2008)
mit Obstbäumen bestandenen Hauswiesen ge-
gen Viehschäden, insbesondere gegen das
Wühlen der Schweine. Solche Stellsteinreihen
bestehen aus in die Erde eingegrabenen, senk-
recht gestellten Sandsteinplatten. Wie schon
B
EHR
(1954a) feststellte, sind sie für das Vorkom-
men von Flechten von erheblicher Bedeutung.
Für die Pflege und Unterhaltung der Stellsteine
war ehemals ein von der Gemeinde beauftrag-
ter Schweinehirte verantwortlich (R
EUTTER
1979).
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges hörte
mit dem Verschwinden der Gemeinde-Schweine-
hirten auch die Unterhaltung der häufig langen
Stellsteinreihen auf. Viele der im Laufe der Zeit
schief gewordenen Stellsteinreihen fielen We-
gebaumaßnahmen im Rahmen von Flurbereini-
gungsverfahren zum Opfer. Erst spät rückten die
kulturhistorisch bedeutsamen Steinstrukturen in
das Bewusstsein der verantwortlichen Behörden,
so dass zumindest für die vereinzelt noch verblie-
benen Stellsteinreihen eine dauerhafte Existenz
möglich scheint.
Arten:
Lasallia pustulata
,
Lecanora intricata
,
Me-
lanelia disjuncta
,
Miriquidica leucophaea
Aufgelassene Abbaustätten
In gewisser Weise können Abbruchwände in auf-
gelassenen Steinbrüchen die Funktion von Fel-
sen übernehmen, doch zeigen Beispiele (nicht
nur) aus dem Odenwald, dass ehemalige Stein-
brüche selbst unter günstigen Rahmenbedingun-
gen erst nach längerer Zeit (mind. 100 Jahre) von
typischen Silikatflechtenarten alter Felsstandorte
besiedelt werden.
Anders verhält es sich bei ehemals zum Abbau
von Lockergesteinen (Kies, Sand, Lehm, Ton)
eingerichteten
Abbaustätten
. In den ersten Jah-
ren nach Einstellung des Abbaus finden sich auf
den Rohböden günstige Bedingungen für all jene
Arten, die in fortgeschrittenen Sukzessionsstadi-
en auf mittleren Standorten gegenüber Gefäß-
pflanzen nicht konkurrenzfähig sind. Als Pionier-
arten vermögen sie auf gestörten Standorten mit
geringem Bewuchs rasch Fuß zu fassen und sich
in kurzer Zeit über Sporen zu reproduzieren.
Über kurzlebige Flechten an ephemeren Stand-
orten ist bislang nur wenig bekannt, da sie mit
Ausnahme einiger weniger Untersuchungen
(z.B. P
OELT
& V
ĚZDA
1990) kaum beachtet wer-
den. Sämtliche Ergebnisse belegen jedoch die
Bedeutung von ephemeren Standorten für eine
Vielzahl von bedrohten Arten, die als Spezialis-
ten an konkurrenzarme Extremstandorte ange-
passt sind und in ihrer Existenz auf in unserer
Kulturlandschaft kaum mehr stattfindende dyna-
mische Prozesse angewiesen sind.
Arten:
Agonimia globulifera
,
Aphanopsis coeno-
sa
,
Cladonia cariosa
,
Gregorella humida
,
Poly-
blastia philaea
,
Sarcosagium campestre
,
Steinia
geophana
,
Strigula sychnogonioides
,
Thelidium
minutulum
,
Thelocarpon impressellum
,
Thrombi-
um epigaeum
,
Trapeliopsis gelatinosa
,
Verruca-
ria bryoctona
,
Vezdaea acicularis
,
V. retigera
,
V.
stipitata
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