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(2012)
beziehungsweise das Ergreifen geeigneter Maß-
nahmen, um den Schaden in der Zukunft zu ver-
meiden. Zur Bekämpfung bzw. Vermeidung der
Schadursache kommen pflanzenbauliche, biolo-
gische, physikalische und chemische Verfahren
im Rahmen des Integrierten Pflanzenschutzes
sowie in besonderen Fällen administrative Maß-
nahmen (Quarantäne) in Betracht.
Nach Eingang von beschädigten Pflanzen beim
LTZ ist zunächst zu klären, ob die Schädigung auf
eine Krankheit (Pilze, Bakterien, Phytoplasmen,
Viren), einen Schädling (tierische Schadorganis-
men), abiotische Ursachen (Wetter, Schadstoffe,
Bodenfaktoren), Veränderungen des Erbgutes
(Mutationen) oder einen Schadursachenkomplex
zurückzuführen ist. Aufgrund dieser ersten Ein-
schätzung erfolgt dann eine eingehende Unter-
suchung in den zuständigen Sachgebieten.
Das Tätigkeitsfeld des Sachgebiets Mykologie
umfasst die Untersuchung kranker Pflanzen auf
pilzliche Schaderreger und nicht-parasitäre Ur-
sachen. Die Anzahl der jährlich zu untersuchen-
den Einsendungen hat seit den 70er Jahren von
gut 200 auf etwa 1.800 im Jahr 2010 zugenom-
men (Abb. 1). Die zu untersuchenden Proben
stammen von anderen Behörden (z.B. Land-
wirtschaftsämtern), Beratungsdiensten, freien
Beratern und von Mitarbeitern des LTZ oder sind
Direkteinsendungen von Privatpersonen.
Die Zunahme der Probenanzahl im Laufe der
Jahre hat drei wesentliche Ursachen:
Die im Pflanzenschutz eingesetzten Fungizide
sind im Laufe der Jahre spezifischer geworden.
So sind Breitbandfungizide, die gegen eine
große Gruppe von Schadpilzarten wirksam wa-
ren, durch Fungizide ersetzt worden, die zwar
aus ökotoxikologischer Sicht eine Verbesserung
darstellen, aber oft nur ein kleines Spektrum von
pilzlichen Schaderregern erfassen. Das macht
eine genaue Bestimmung der Schadpilze auf
Gattungsebene erforderlich, die durch bloße In-
augenscheinnahme des Schadbildes nicht mehr
zu leisten war.
Im Jahr 1986 wurde das Leitbild des integrierten
Pflanzenschutzes erstmals in das Pflanzen-
schutzgesetz aufgenommen. Der integrierte
Pflanzenschutz basiert auf einer Kombination
von Verfahren, bei denen durch vorrangige Be-
rücksichtigung biologischer, biotechnischer,
pflanzenzüchterischer sowie anbau- und kul-
turtechnischer Maßnahmen die Anwendung
chemischer Pflanzenschutzmittel auf das not-
wendige Maß beschränkt wird. Das hat unter
anderem eine genaue Ermittlung der Schadur-
sache, wie sie häufig nur im Labor zu leisten ist,
erforderlich gemacht.
Seit Anfang der 90er Jahre wurden in Baden-
Württemberg zunehmend Beratungsdienste ge-
Abbildung 1. Anzahl jährlicher Einsendungen an das Sachgebiet Mykologie am Landeswirtschaftlichen Technolo-
giezentrum Augustenberg, Außenstelle Stuttgart.
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