
S
chütz
et al.
:
Wasserpflanzen des (Kinzig)-Schutter-Unditz-Fließgewässer-Systems 57
Vegetationsstruktur mit anderen Gebieten las-
sen sich nicht nur regionaltypische Eigenheiten
ableiten, sondern auch Faktoren erkennen, die
für diese Unterschiede maßgeblich sind (W
iegleb
1981,
S
chütz
1992, 1995).
Landesweite, zeitlich weit zurückreichende Unter-
suchungen wurden vor allem in Großbritannien
durchgeführt (
B
utcher
1933,
H
olmes
et al. 1999,
W
hitton
et al. 1998). Sie betonen die primäre Ab-
hängigkeit der Fließgewässer-Vegetation vonGe-
fälle, Höhenlage und Geologie. Vergleichbare flä-
chendeckendeUntersuchungengrößererGebiete
folgten seit den 1970er Jahren auch in Deutsch-
land von W
eber
-O
ldecop
(1977) und W
iegleb
(1981) in Niedersachsen und von S
chütz
(1990,
1992) in Baden-Württemberg. Zum direkten Ver-
gleich mit dem (Kinzig)-Schutter-Unditz-Fließge-
wässer-System bieten sich besonders mehrere
Fließgewässer-Systeme mit vergleichbaren Di-
mensionen in Süd- und Mittel-Deutschland an,
deren submerse Vegetation gut untersucht ist
(W
orbes
1979, K
rause
1979, H
ilgendorf
& B
rink
-
mann
1980, M
onschau
-D
udenhausen
1982, S
chütz
1990, 1992). Der durch Unterschiede in Gefäl-
le, Höhenlage und Geologie bedingte Wechsel
der makrophytischen Vegetation lässt sich be-
reits sehr deutlich bei einem Vergleich mit dem
östlich benachbarten Schwarzwald erkennen.
Viele der in den Schwarzwaldbächen und -flüs-
sen weit verbreiteten Arten lassen sich in den
Unterläufen von Schutter und Kinzig nicht mehr
nachweisen, auch in der Unditz und den ande-
ren kleinen Nebengewässern des untersuchten
Gebietes in der Rheinebene sucht man sie ver-
geblich. Nach Untersuchungen des Erstautors
ist der Oberlauf der Schutter östlich der Stadt
Lahr ein fast ausschließlich von Wassermoosen
besiedelter kleiner Fluss. Besonders häufig ist
hier das kalkscheue Wassermoos
Amblystegium
fluviatile.
Auch in der Kinzig bei Biberach sind
typische Moose kalkarmer Gewässer (
Amblyste-
gium fluviatile, Hygrohypnum ochraceum
) noch
gut entwickelt, etwas weiter flußabwärts, unter-
halb Bühl, aber nur noch sehr spärlich vertreten.
Der im Schwarzwald recht häufige
Ranunculus
peltatus
wurde ebenfalls vom Erstautor noch in
der Kinzig bei Bühl, aber nicht mehr im Unter-
suchungsgebiet gefunden,
Callitriche hamulata
und
C. stagnalis
, nach M
onschau
-D
udenhausen
(1982), S
chwabe
(1987)
und Erhebungen des Er-
stautors im Schwarzwald weit verbreitet, kamen
im Untersuchungsgebiet ebenfalls nicht vor.
Im Norden bietet erst die von M
onschau
-D
uden
-
hausen
(1982) untersuchte Alb Vergleichsmög-
lichkeiten. In diesem Schwarzwaldfluss nördlich
des Untersuchungsgebietes lässt sich ein Arten-
wechsel von der Weich- zur Hartwasserflora, der
mit einer Zunahme von Leitfähigkeit und Kalkge-
halt einhergeht, beim Eintritt in die Rheinebene
beobachten (M
onschau
-D
udenhausen
1982). Die
makrophytische Vegetation der bis Karlsruhe
noch schnell fließenden Alb ist artenarm und
wird von rheophilen Arten beherrscht. Neben
Ra-
nunculus
fluitans
sind vor allem die Weichwas-
ser-Arten
Ranunculus
peltatus
und
Callitriche
hamulata
häufig. Erst ab dem Rheinhafen Karls-
ruhe ändern sich mit der Abnahme der Fließge-
schwindigkeit (und dem Übergang vom Rhithron
zum Potamon) Artenzusammensetzung und Ve-
getationsstruktur durch das Hinzutreten mehre-
rer eutraphenter Arten (
Potamogeton pectinatus
,
Potamogeton nodosus
,
Butomus umbellatus
,
Polygonum amphibium
) zu dem bisher vorherr-
schenden
Ranunculus
fluitans
. Dieser Wechsel,
der sich auch in einer deutlichen Zunahme der
Artenzahl widerspiegelt, ist nicht nur der Zu-
nahme des Kalkgehaltes, sondern auch einer
Abnahme der Strömung zu verdanken, die es
strömungsempfindlichen Arten mit schwacher
Verankerung im Sediment erlaubt, sich dauerhaft
anzusiedeln und auszubreiten. Bemerkenswert
ist überdies, dass einige dieser in der Rheinebe-
ne weit verbreiteten Arten (
Sagittaria sagittifolia
und
Butomus umbellatus
) in Kinzig, Schutter und
Unditz fehlen, was auf eine geographische Ver-
breitungslücke hindeutet (
S
chütz
1991).
Die 23 Wasserpflanzenarten des (Kinzig)-Schutter-
Unditz-Fließgewässer-Systems kommen auch in
der westlich angrenzenden alluvialen Rheinaue
vor, die sich hinsichtlich Höhenlage, Gefälle und
Karbonatgehalt der Gewässer nicht wesentlich
von denen des erstgenannten Systems abhebt.
Die Gewässer der Rheinaue sind allerdings we-
sentlich artenreicher, da hier zusätzlich zahlreiche
Characeen-Arten, mehrere großblättrige Laich-
kräuter und einige weitere Arten (z.B.
Hippuris
vulgaris, Sagittaria sagittifolia
) auftreten (S
chütz
1993). Die größereVielfalt der Flora ergibt sich hier
vor allem aus der größeren Anzahl (hydrologisch)
verschiedener Gewässertypen mit unterschied-
lichen hydrochemischen Eigenschaften (K
rause
1971). Vor allem fehlt im (Kinzig)-Schutter-Unditz-
Gebiet der Typ des Gießen, der klaren, nährstoff-
armen Quellabläufe, dem bevorzugten Wuchsort
zahlreicher oligo- bis mesotraphenter Characeen
und Phanerogamen wie
Groenlandia densa
und
Hippuris vulgaris
. Auch die in den meist langsam
fließenden, sommerwarmen Altrheinen beheima-