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Carolinea 72
(2014)
teten großblättrigen Arten (
Potamogeton perfo-
liatus, P. lucens, Sagittaria sagittifolia
) fehlen in
Schutter und Unditz.
Wie sieht es aber in den südlich und nördlich
angrenzenden Naturräumen aus, die ebenfalls
von aus dem Schwarzwald kommenden, in den
Rhein abfließenden Flüssen durchquert werden?
Nach Beobachtungen des Erstautors sind Drei-
sam, Elz und Glotter, die drei Hauptflüsse des
Freiburger Beckens, bis weit in die Unterläufe hi-
nein nur spärlich besiedelt, überwiegend durch
Wassermoose, gelegentlich durch
Ranunculus
peltatus
und
Callitriche
spp. Abgelöst werden sie
in den unteren Abschnitten, bei nachlassenden,
Geschiebe-Transport und geringeren Fließge-
schwindigkeiten, von einer artenarmen
Ranun-
culus
fluitans
-Gesellschaft, die sich überwie-
gend aus Massenbeständen von
Ranunculus
fluitans
mit geringen Anteilen von
Myriophyllum
spicatum
und
Ranunculus peltatus
zusammen-
setzt. Über die Vegetation und Flora der südlich
angrenzenden Fließgewässer liegen dagegen
kaum Informationen vor.
Vergleichsweise geringe Übereinstimmungen gibt
es mit den gut untersuchten Fließgewässern der
Schwäbischen Alb (S
chütz
1992). Obwohl die im
(Kinzig)-Schutter-Unditz-System vorkommenden
Arten dort, abgesehen von
Potamogeton nodo-
sus
, keineswegs fehlen, weichen Artenzusam-
mensetzung und Dominanzverhältnisse in den
kalkreichen Fließgewässern der Alb erheblich von
denen in Schutter und Unditz ab. Wir finden auf
der Alb vorwiegend rhithral geprägte, rheophile
Ranunculus
-Gesellschaften: in den Ober- und
Mittelläufen das durch die weit verbreiteten, im
Schutter-Unditz-System fehlenden bzw. seltenen
Arten
Ranunculus trichophyllus
und
Berula erec-
ta
charakterisierte Ranunculo-Sietum und in den
Unterläufen und der Donau die von
Ranunculus
fluitans
dominierte Gesellschaft des Ranuncule-
tum fluitantis. Dabei fällt, bei abnehmendem Ge-
fälle, eine von Westen nach Osten zunehmende
Artenzahl und eine zunehmende Bedeutung po-
tamaler, aber rheotoleranter Arten (
Sparganium
emersum
,
Elodea
ssp.,
Nuphar lutea
) auf, die mit
der von potamalen Arten geprägten Vegetation
von Schutter und Unditz eine zunehmend größere
Ähnlichkeit aufweist. Unterschiede ergeben sich
auch im Verbreitungsmuster mancher Arten. So
kommt
Potamogeton nodosus
in den Fließgewäs-
sern der Schwäbischen Alb und Oberschwabens
nicht vor.
Callitriche
obtusangula
ist nur auf der
Ostalb im Fließgewässer-System der Brenz und,
jedoch selten, in der unteren Donau vertreten.
Wenn Gefälle, Höhenlage und Geologie vorran-
gig die Ausprägung der Fließgewässer-Vegeta-
tion eines Naturraumes bestimmen, sollte sich
daher auch in weiter entfernten Gebieten mit
vergleichbarer Geologie und Hydromorphologie
eine ähnliche Artenzusammensetzung und Vege-
tationsstruktur in den Fließgewässern wiederfin-
den. Vergleichsmöglichkeiten bieten sich mit zwei
eingehend untersuchten Fließgewässer-Syste-
men der hessischen Mittelgebirgslandschaften
an, die eine ähnliche Gefälle-Entwicklung wie
Kinzig und Schutter, mit einer starken Abflachung
der Gefällekurve im Mittel- und Unterlauf aufwei-
sen. Es handelt sich um die von H
ilgendorf
&
B
rinkmann
(1980) untersuchte Nidda und die von
W
orbes
(1979) und K
rause
(1979) kartierte Fulda.
Auch hier wird die typische Weichwasserflora der
kalkarmen Oberläufe vollständig abgelöst von
potamalen, eutraphenten Arten in den Mittel- und
Unterläufen, deren Arteninventar große Ähnlich-
keit mit dem der Schutter und der unteren Kinzig
aufweist. Die über weite Strecken dominanten
Arten in diesen Flüssen und den größeren ih-
rer Nebenflüsse waren
Sparganium emersum
,
Potamogeton pectinatus
,
Nuphar lutea
und
Ra-
nunculus
fluitans
, im Fulda-Unterlauf zusätzlich
Potamogeton nodosus
und
Myriophyllum spica-
tum
. Beide Gewässer waren zum Zeitpunkt ihrer
Untersuchung stark eutrophiert und wiesen über
weite Strecken eine Massenentwicklung der oben
erwähnten Arten auf, sofern Wassertiefe und Be-
schattung dies zuließen (K
rause
1979, W
orbes
1979). Große Ähnlichkeiten gibt es auch mit der
Vegetation vieler potamaler Fließgewässer in
Norddeutschland (W
iegleb
1981, G
arniel
2000).
6.2 Umweltfaktoren und Vegetationsstruktur
Neben dem Karbonatgehalt werden heute über-
wiegend Strömung und Licht als entscheidende
Umweltfaktoren angesehen, welche Artenzahl,
Struktur und Zusammensetzung der makrophy-
tischen Vegetation in Fließgewässern (lowland
rivers) bestimmen (B
utcher
1933, F
ranklin
et al.
2008, S
chütz
1992). Nährstoff-Konzentrationen
und Fließgewässer-Management sind als un-
tergeordnete Faktoren zu sehen, die allerdings
in bestimmten Fällen prägende Bedeutung er-
langen können (C
arbiener
et al
. 1990, J
anauer
1981, K
ohler
et al. 1971, 1974). Dabei ist zu be-
achten, dass alle genannten Faktoren nie isoliert
betrachtet werden sollten (F
ranklin
et al. 2008).
Die aus dem geringen Gefälle resultierenden
geringen bis mäßigen Fließgeschwindigkeiten
sind in Schutter und Unditz mit Sicherheit kein