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(2012)
und Lehrzwecke verliehen, so für Schulen, Fern-
sehen, Vorlesungen und Vorträge. Auch wurden
Belege hauseigen für Ausstellungen (jährliche
Pilzausstellung, letztmalig 2009 und 2011 mit
den Sonderthemen „Trüffeln“ bzw. „Erdsterne“,
mehrere Sonderausstellungen wie z.B. „Biolo-
gische Vielfalt erforschen…“) oder bei sonstigen
Veranstaltungen wie dem Deutschen Natur-
schutztag genutzt. Diese wurden jedoch nicht in
der Statistik in Abb. 5 berücksichtigt.
5 Forschung
Die mykologische Forschung in der Abteilung
Biowissenschaften des Karlsruher Naturkunde­
museums ist ausnahmslos an die Pilzsamm-
lungen im Herbarium gebunden. Die wichtigsten
Projekte sind:
Die Flora der Rost- und Brandpilze
Baden-Württembergs
Dieses Projekt ist Bestandteil der landesweiten
Kartierungsarbeiten zur Fauna und Flora von Ba-
den-Württemberg mit Angaben zur Verbreitung
und Ökologie der Arten, wie sie auch von einigen
anderen Wissenschaftlern am Karlsruher Muse-
um durchgeführt werden. Die Bearbeitung der
Rost- und Brandpilze erbrachte bisher 390 Arten.
Finanziert wird das Projekt aus Museumsmitteln.
Die Rostpilzgattung Tranzschelia
Rostpilze (Pucciniales) sind eine sehr arten-
reiche Gruppe pflanzenparasitischer Kleinpilze
mit meist hochkomplexen Entwicklungszyklen.
Die taxonomische Bearbeitung der nordhemi-
sphärisch verbreiteten Gattung Tranzschelia
wird mit Kollegen aus den USA und dem Iran
erarbeitet. Neben klassisch-morphologischen
Untersuchungen mit Licht- und Rasterelektro-
nenmikroskop werden auch Sequenzanalysen
berücksichtigt. Teile des Projekts wurden bisher
von der Studienstiftung Mykologie und durch
Reisemittel der DFG finanziert.
Die synanthrope Pilzflora des
Ballungsraums Karlsruhe
Ziel ist es, die Diversität der Pilzflora Karlsruhes
und ihre Veränderung unter dem Einfluss des
Menschen seit 1924 zu dokumentieren. Auch
wird eine Referenzsammlung Karlsruher Pilze
im Herbarium angelegt. Fast alle Pilzgruppen
werden berücksichtigt. Hierfür werden neben
aktuellen Untersuchungen auch Daten aus der
Vergangenheit (Herbarbelege, Tagebücher, Lite-
ratur) ausgewertet. Bisher wurden 2.100 Belege
und gut 1.000 Arten gesammelt. Die Arbeiten
werden in Zusammenarbeit mit der Arbeits-
gruppe Pilze im Naturwissenschaftlichen Verein
Karlsruhe e.V. durchgeführt. Teile des Projekts
wurden bzw. werden vom Umweltamt Karlsruhe
sowie der FanB-Stiftung (Jena) finanziert.
Barcoding von Rostpilzen
Im GBOL-Projekt (GBOL –
G
erman
B
arcode
o
f
L
ife,
) werden die in
Deutschland vorkommenden Tiere, Pilze und
Pflanzen anhand ihres genetischen DNS-Bar-
codes (Fingerabdrucks) erfasst. Damit über-
nimmt Deutschland als Wissenschaftsnation
eine führende Rolle in einem internationalen
Konsortium aus Naturkundemuseen, Zoos,
Herbarien, Forschungseinrichtungen und staat-
lichen Institutionen, die den Aufbau einer „DNS
Barcode Bibliothek des Lebens“ zum Ziel haben.
Die GBOL-Partner stellen ihre professionelle ta-
xonomische Expertise und ihre bereits existie-
rende Infrastruktur (Sammlungs-, DNS-, Bio- und
Sequenzdatenbanken, Bioinformatik-Plattformen
und Labors) zur Verfügung, um umfassend und
flächendeckend die Arten zu sammeln, zu katalo-
gisieren, wissenschaftlich zu beschreiben, zu se-
quenzieren und in die globale Referenz-Barcode
Datenbank „BOLD“ einzuspeisen. In einer ersten
dreijährigen Phase wurden die in Deutschland
mit rund 500 Arten vertretenen Rostpilze (Puc-
ciniales) aufgenommen. Das Großprojekt, finan-
ziert vom BMBF, wird von Prof. J
ohann
W
olfgang
W
ägele
und Mitarbeitern (Forschungsmuseum
Alexander Koenig, Bonn) koordiniert, das Teilpro-
jekt Pucciniales von M. S
choller
in Kooperation
mit Kollegen der Universität Tübingen und dem
Julius-Kühn-Institut Braunschweig. Als wertvoll
für dieses Teilprojekt erweisen sich die ca. 12.000
Rostpilzbelege im Karlsruher Pilzherbarium.
Bestimmungsschlüssel für pflanzen-
parasitische Kleinpilze Mitteleuropas
Dieses Buchprojekt in Kooperation mit einem
Kollegen aus Sachsen wird durch die Stiftung
Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und
das Netzwerk Phytodiversität Deutschland (Net-
PhyD) finanziert. Die Rostpilze sind die arten-
reichste und gleichzeitig die am schlechtesten
untersuchte Gruppe obligat-phytoparasitischer
Kleinpilze Mitteleuropas. Die Fertigstellung des
Buches erfordert deshalb auch intensive mor-
phologische Studien und damit auch die Nutzung
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