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F
ischer
: Ein Basidiomycet als Neubürger
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2 Methoden
Untersuchungsgebiete
Die detaillierten Erhebungen zur Etablierung
und Ausbreitung von F. mediterranea wurden im
Zeitraum 2002-2007 in einer Rebfläche nahe der
Ortschaft Ihringen im Kaiserstuhl (Baden) durch-
geführt. Die Fläche ist Bestandteil des Staats-
weingutes Freiburg und Blankenhornsberg und
war 1979 mit der weißen SorteTraminer bepflanzt
worden. Sie umfasst etwa 1.600 Rebstöcke, ver-
teilt auf 54 Reihen mit jeweils 35 Pflanzstellen,
Fehlstellen sind bei der angegebenen Stockan-
zahl nicht eingerechnet. Bei einem Stockabstand
von 1 m sowie einer Zeilenbreite von 2 m um-
fasst die Anlage demnach eine Gesamtfläche
von etwa 3.200 m
2
.
Die Anlage wurde üblicherweise mindestens ein-
mal im Monat aufgesucht und die Stöcke auf das
Vorhandensein von Fruchtkörpern hin untersucht.
Abgestorbene Stöcke wurden nicht entfernt und
verblieben über den gesamten Untersuchungs-
zeitraum in der Anlage.
Zusätzliche Erhebungen erfolgten im Rahmen
von Fahrten in die meisten anderen deutschen
Weinbaugebiete.
Identifizierung und genetische Diversität
Der Nachweis eines Vorkommens als Mycel er-
folgte durch Aufschneiden der Rebstöcke und an-
schließende visuelle Überprüfung auf Weißfäule;
in Stichproben wurden Isolate entnommen, auf
2 % Malzextrakt-Medium (ME) kultiviert und wie
unten dargestellt identifiziert. Der Nachweis von
Fruchtkörpern erfolgte äußerlich visuell, dazu
wurden die Rebstöcke vor allem im Stammkopf-
bereich eingehend untersucht. Für die Versuchs-
fläche wurden die Fundorte von Fruchtkörpern in
den zugrunde liegenden Pflanzplan eingetragen;
ihre Vitalität im Sinne einer Sporulation wurde
üblicherweise durch visuelle Inspektion (aktive
Fruchtkörper lassen sich oft schon durch ihre
Farbe von nicht-aktiven Fruchtkörpern unter-
scheiden), vereinzelt auch durch Sporenfallen
überprüft.
Mycelien für Kreuzungstests wurden durch Ent-
nahme aus der Peripherie der Fruchtkörper oder
aus dem Holz unmittelbar daneben und nachfol-
gender Kultivierung auf 2% ME gewonnen (siehe
F
ischer
2002). Die entstehenden Reinkulturen
wurden auf molekularem Weg identifiziert: Nach
einer DNA-Extraktion wurden im zugrundelie-
genden PCR-Ansatz die für Basidio- und Asco-
myceten spezifischen Primer ITS 5 und ITS 4
(W
hite
et al. 1990) sowie die für F. mediterranea
spezifischen Primer Fmed1 und Fmed2 verwen-
det. Basierend auf für F. mediterranea spezi-
fischen Insertionen innerhalb der Regionen ITS1
und ITS2 resultieren Fmed1 und Fmed2 in einem
etwa 550 bp großen Amplikon (F
ischer
, 2006).
Die Zugehörigkeit zu spezifischen Genotypen
im Sinne einer vegetativen Inkompatibilität (z.B.
A
dams
& R
oth
1967, 1969) wurde mittels Kreu-
zungstests ermittelt: Dazu wurden vom Rand
frischer Mycelkolonien Impfstücke von etwa 0,5
x 0,5 cm entnommen und in einem Abstand von
etwa 1 cm auf 2 % ME platziert. Genetisch iden-
tische Mycelien vermischen sich dabei, ohne
dass es zu Farbreaktionen in der Kontaktzone
käme; Mycelien unterschiedlicher Klone bilden
etwa 1-2 Wochen nach erfolgter Konfrontation
eine dunkle Demarkationslinie zwischen sich aus
(A
dams
& R
oth
1969; C
ortesi
et al. 2000).
3 Ergebnisse
Vorkommen von Fruchtkörpern in der
Versuchsfläche in den Jahren 2002-2007
Tafel 1, Abb. 1 zeigt den Fruchtkörper 42/7, der
zum Zeitpunkt der Aufnahme (2007) zwei Jah-
re alt war. Die Fruchtkörper treten typischerwei-
se an toten Stämmen und dabei vor allem im
Stammkopfbereich nahe den Rebschnittwunden
auf. Sie sind morphologisch nicht unterscheidbar
zur nahverwandten Art F. punctata (P. K
arst
.)
M
urrill
; erst Untersuchungen zum Lebenskreis-
lauf, zum Temperaturoptimum kultivierter Myce-
lien sowie molekulare Daten erlauben eine klare
Unterscheidung (F
ischer
2002).
In Tafel 2, Abb. 3 ist der Nachweis von Fruchtkör-
pern für das Frühjahr 2003 (hellblaue Signatur),
den Sommer 2004 (dunkelblaue Signatur) sowie
abschließend für den Herbst 2007 (rote Signa-
tur) gezeigt. Die Fruchtkörper sind demnach eher
zufällig über die Anlage verteilt, eine Clusterbil-
dung ist nicht zu beobachten. Innerhalb des
Untersuchungszeitraumes von etwa 4½ Jahren
hatte sich die Anzahl der mit Fruchtkörpern ver-
sehenen Rebstöcke von 8 (2003) und 15 (2004)
auf letztlich 52 (2007) sehr deutlich erhöht. Die
Anzahl der betroffenen Rebstöcke korreliert nicht
genau mit der Anzahl der Fruchtkörper: Bedingt
durch zwei Stöcke mit zwei bzw. drei Fruchtkör-
pern steigt deren Gesamtzahl auf 55. Von diesen
55 Fruchtkörpern waren zum Abschluss der Un-
tersuchungen noch mindestens 30 im Sinne ei-
ner Sporulation aktiv, darunter auch die in Abb. 1
1...,279,280,281,282,283,284,285,286,287,288 290,291,292,293,294,295,296,297,298,299,...376
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