Andrias 19 - page 291

F
ischer
: Ein Basidiomycet als Neubürger
233
demnach aus mindestens drei Infektionsereig-
nissen hervorgegangen sein müssen.
Im Spätherbst 2007 wurde ein Teil der Fläche,
beinhaltend die Reihen 1 bis 12, gerodet. Eine
dadurch ermöglichte Untersuchung des Holzkör-
pers ergab für alle Stöcke (insgesamt 366) einen
ausgeprägten Befall durch Fmed, sichtbar an ei-
ner meist von den Schnittwunden ausgehenden
Weißfäule (Tafel 1, Abb. 2, incl. isolierter Reinkul-
tur). Der Pilz in seiner vegetativen Form ist in der
Untersuchungsfläche also sehr weit verbreitet.
Die Diskrepanz zwischen Auftreten als Mycel (in
100 % der 366 Stöcke) bzw. Fruchtkörper (für die
gerodete Fläche insgesamt 14 Fruchtkörper ver-
teilt auf 12 der 366 Stöcke, entsprechend ~ 4 %)
ist allerdings enorm.
Vorkommen von F. mediterranea in Baden
und den deutschen Weinbaugebieten
Über den Zeitraum 2002-2009 wurden aus al-
len Weinbauregionen Badens Rebstöcke in
beträchtlicher Anzahl auf das Vorkommen von
F. mediterranea hin untersucht: In Tab. 2 ist ei-
nerseits das Vorkommen als Mycel im Holz, an-
dererseits das Vorkommen als Fruchtkörper für
die einzelnen Regionen dargestellt. Prinzipiell
finden sich die Fruchtkörper vor allem an älteren
und dabei abgestorbenen Rebstöcken. Die in
Tab. 2 enthaltenen Daten beruhen auf einer re-
präsentativen Auswahl hinsichtlich Alter und Vi-
talität der Rebstöcke; das Alter der untersuchten
Pflanzen reicht von etwa 5 Jahren (in jüngerem
Material ist ohnehin kaum ein Nachweis mög-
lich) bis hin zu etwa 50 Jahren, mindestens
75 % der untersuchten Stöcke sind tote Stöcke.
Bedingt durch das methodische Vorgehen (üb-
licherweise können nur Stöcke erfasst werden,
die nicht mehr im Ertrag stehen) sind die Werte
für das Mycelvorkommen nur als Mindestwerte
zu verstehen.
Fomitiporia mediterranea ist den gewonnenen
Daten zufolge ein weitverbreiteter Pilz in allen
badischen Weinbauregionen. Die nahverwand-
te und sonst häufige Art F. punctata findet sich
immer wieder in räumlicher Nähe, war aber kein
einziges Mal an Rebholz festzustellen. Insge-
samt findet sich kein anderer höherer Pilz auch
nur annähernd so häufig im Holz von Vitis vinife-
ra. Auffällig ist der Verbreitungsschwerpunkt der
Fruchtkörper im Bereich Südbaden, der Bereich
Bodensee ist davon allerdings ausgenommen.
In Abb. 4 dargestellt ist der aktuelle Kenntnis-
stand (2011) zum Vorkommen von F. mediterra-
nea in den deutschen Weinbaugebieten. Die Be-
arbeitung der einzelnen Regionen ist dabei aber
sehr unterschiedlich und entsprechend werden
keine quantitativen Aussagen getroffen. Einzelne
Regionen wie Sachsen, Hessische Bergstraße
und Saale-Unstrut sind bislang nur spärlich oder
gar nicht untersucht, die Bereiche Baden, Würt­
temberg und Franken sind hingegen vergleichs-
weise gut erfasst.
Für alle bisher erfassten Regionen kann F. me-
diterranea als ein im vegetativen Stadium häufig
vorkommender Pilz betrachtet werden, bei aller-
dings deutlich seltenerem oder sogar (weitge-
hend?) fehlendem Vorkommen als Fruchtkörper.
4 Diskussion
Seit wann ist F. mediterranea in Deutschland
etabliert?
Für eine ganze Reihe phytopathoger Mikromy-
ceten ist die Chronologie ihrer Einführung nach
Deutschland und angrenzenden Gebiete gut
bekannt (K
reisel
& S
choller
1994). Für F. me-
diterranea lässt sich diese Frage mit den vorlie-
genden Daten
nur näherungsweise beantwor-
ten. Die Beobachtungen deuten darauf hin, dass
bis zur möglichen Fruktifikation mindestens ein
Zeitraum von 10 Jahren vergeht, die der Pilz in
seiner vegetativen Form innerhalb der Wirts-
pflanze verbringt. Rebstöcke, die jünger sind als
etwa 5 Jahre, sind nicht sichtbar von der asso-
ziierten Weißfäule betroffen; Fruchtkörper finden
sich erst an älteren Stöcken, bevorzugt im Alter
von 15 Jahren und mehr. Der älteste im Rahmen
Tabelle 2. Vorkommen von Fomitiporia mediterranea in
den badischen Weinbauregionen; überprüft wurde das
Vorkommen als Fruchtkörper bzw. als Mycel/Weißfäule.
Weinbau-
Fruchtkörper
Mycel (Weißfäule)
regionen Baden (%)
(%)
Bodensee
0,7 % (n =  300
1
)
50 % (n = 150)
Markgräflerland 2,5 % (n =  500)
90 % (n = 150)
Breisgau
2,0 % (n =  500)
90 % (n = 200)
Kaiserstuhl
3,4 % (n = 1600)
90 % (n = 500)
Ortenau
1,2 % (n =  500)
80 % (n = 200)
Badischer
Kraichgau
0,6 % (n =  500)
50 % (n = 250)
Bergstraße
0,5 % (n =  200)
50 % (n =  80)
Tauberfranken 0 %
.5
(n =  300)
50 % (n = 150)
1
Anzahl beprobter / untersuchter Stöcke
1...,281,282,283,284,285,286,287,288,289,290 292,293,294,295,296,297,298,299,300,301,...376
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