Andrias 19 - page 317

M
etzler
: Forstpathologische Beiträge zur Erhaltung der Holzqualität
257
Das Vorkommen von Heterobasidion annosum
war auf einzelne Stämme der Polter „1.1“ und
„2.1“ beschränkt.
Die Bläuepilze, vertreten vor allem durch Ophio­
stoma piceae (Tafel 4, Abb. 22), zeigten ebenfalls
bei „Waldlagerung“ die stärkste Entwicklung. An-
sonsten waren hier die Unterschiede zwischen
den Versuchsvarianten etwas geringer. Oidio-
dendron griseum war der häufigste Bläuepilz in
den begasten Poltern.
Bei den Arten der „sonstigen Pilze“ waren deut-
liche Unterschiede sichtbar: Bei Waldlagerung
war die Zahl der Isolate und Arten am höchsten.
Bei den häufigsten Arten handelt es sich um
Trichoderma harzianum und T. koningii, gefolgt
von Cytospora mougeotii und Nectria fuckelia-
na. Trichoderma spp. waren auch im unbegasten
Polter „3.1“ häufig. Im CO
2
-Polter „1.0“ und im
Stickstoff-Polter „2.0“ dominierten Ascocoryne
sarcoides bzw. Acremonium butyri (jetzt eine
von mehreren Arten in Cosmospora; G
räfenhan
et al. 2011).
6.2 Sauerstoff als limitierender Faktor
für Holzzerstörer
Während bereits leicht erhöhte Konzentrationen
von Kohlendioxid für Säugetiere letal wirken
können, ist dies für eine Reihe holzzerstörender
Pilze nach H
intikka
& K
orhonen
(1970) nicht der
Fall. Selbst in einer Atmosphäre mit 50 % CO
2
und einem Restsauerstoffgehalt von ca. 10 %
wuchsen viele Holzzerstörer noch gut. Daher
ist anzunehmen, dass das Pilzwachstum in den
Versuchspoltern besonders durch den nied-
rigen Sauerstoffgehalt von teilweise unter 1 %
(0,01 atm) und weniger durch das Kohlendioxid
gehemmt wird. S
cheffer
(1986) ermittelte bei
mehreren Holzzerstörern und Bläuepilzen erst
für einen Sauerstoffgehalt von 0,8 % (= 0,008
atm) eine wesentliche Wachstumshemmung auf
einem Agarmedium mit löslichen Zuckern. Aller-
dings wird zum Ligninabbau deutlich mehr Sau-
erstoff benötigt, da die Spaltung des Lignins nicht
hydrolytisch (wie bei Zellulose), sondern oxidativ
erfolgt. Der Holzabbau durch verschiedene Fäu-
lepilze sinkt bei 10 % (0,1 atm) O
2
auf ca. 60 %,
bei 1 % (0,01 atm) O
2
auf ca. 10 % gegenüber
der Aktivität unter natürlichen Atmosphäre ab
(H
ighley
et al. 1983). Phanerochaete chrysospo-
rium baut bereits bei 5 % (0,05 atm) O
2
-Gehalt
kein Lignin mehr ab (K
irk
et al. 1978).
Während also die Höhe des Kohlendioxidge-
halts in diesem Zusammenhang fast außer Acht
gelassen werden kann, ist der Sauerstoff für
das Pilzwachstum entscheidend und zwar sub-
stratspezifisch.
Wenn der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre und
damit evtl. die Aktivität der Pilze gegen Null geht,
muss das nicht bedeuten, dass diese Mikroor-
ganismen absterben. In gänzlich sauerstofffreier
Atmosphäre kann Schizophyllum commune über
ein bis zwei Jahre überleben, eine Reihe von an-
deren Holzzerstörern und Bläuepilzen über viele
Monate (S
cheffer
1986). Unter annähernd sau-
erstofffreien Bedingungen ist eine Abtötung von
im Holz vorhandenen Pilzen kaum zu erreichen.
Bei der Auslagerung des Holzes in Normalatmo-
sphäre ist also die Aktivität von evtl. latent vor-
handenen Pilzen zu berücksichtigen.
Hohe Holzfeuchtigkeit behindert über die nied-
rige Diffusionsrate von Sauerstoff in Wasser die
Aktivität von Holzzerstörern (W
orrall
& P
armeter
1983, M
etzler
& H
echt
2004). Deshalb wird Fich-
tenholz üblicherweise nur mit einer Splintfeuchte
oberhalb von 100-120 % für eine Nasslagerung
vorgesehen (H
ütte
& S
chumacher
1992). Wenn
in der Folienverpackung der natürliche Wasser-
gehalt des Holzes weitgehend erhalten bleibt,
ist dies somit von großem Vorteil. Die Splintholz-
feuchte blieb bei den verpackten Poltern zwi-
schen 113 % und 154 %. Bei Waldlagerung sank
sie auf 30 %, während die Zahl der Pilzarten,
die Menge der Isolate sowie das Ausmaß der
entsprechenden Verfärbungen stark zunahmen.
Das langsame Trocknen der berindeten Stämme
während der Sommermonate hält das Holz lan-
ge in dem für Pilze optimalen Bereich zwischen
30-100 % Feuchtigkeit. Hier können auch wäh-
rend des Versuchszeitraums zusätzliche Pilz-
infektionen über die Luft stattgefunden haben,
während bei den verpackten Poltern der pilzliche
Erstbefall überwiegend zwischen Aufarbeitung
und Einlagerung erfolgt sein muss. Besonders
gravierend ist bei normaler Waldlagerung der
Befall durch S. sanguinolentum, einen der häu-
figsten Rotstreifepilze (
von
P
echmann
et al. 1967).
F
rühwald
et al. (1988) führen die Vermehrung
von Heterobasidion annosum s.l. in beregneten
Poltern auf unzureichende Holzfeuchtigkeit von
knapp 100 % zurück. Z
ycha
& K
nopf
(1963) so-
wie A
mmer
(1963) ermittelten für die Holzzerset-
zer Hypholoma fasciculare und H. capnoides
eine noch höhere Feuchtigkeitstoleranz im Holz.
Die Bedeutung des Sauerstoffgehalts in der um-
gebenden Gasatmosphäre zeigt sich am CO
2
-
Polter „1.0“ mit dem niedrigsten O
2
-Gehalt: Hier
wurde das geringste Pilzwachstum beobachtet.
Das Fehlen von holzzerstörenden Pilzen und das
1...,307,308,309,310,311,312,313,314,315,316 318,319,320,321,322,323,324,325,326,327,...376
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