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andrias, 19
(2012)
zeitweiser Sauerstoffzutritt nach der Ästung evtl.
gemeinsam mit der N. fuckeliana-Infektion zu
einer Oxidation von phenolischen Substanzen
geführt hat. Nach Abschluss der Wundheilung ist
der Sauerstoffzutritt unterbunden, so dass keine
weitere Verfärbung mehr stattfindet.
Pezicula livida ist spezialisiert auf die Basis be-
lassener Äste, welche sich im Absterbeprozess
befinden. Diese Art wurde auch von K
owalski
&
K
ehr
(1993) als einer der häufigsten Besiedler
von geschwächten, jedoch noch lebenden Astba-
sen der Fichte gefunden. Seine maximale Popu-
lationsdichte scheint der Pilz im Frühstadium der
natürlichen Astreinigung zu erreichen, um dann
von Phialocephala- und Phialophora-Arten ver-
drängt zu werden (B
utin
& K
owalski
1990). Eher
gleichmäßig verteilt sind die beiden nächst häu-
figsten Pilze im Holz: Sarea difformis (Anamorph:
Epithyrium resinae) und Zalerion arboricola (Abb.
9). Erstgenannte zeigt eine Präferenz für belas-
sene Äste und für Aststummel nach Trockenä-
stung. Deutlich spezialisiert auf letzteres Kollektiv
ist auch Corniculariella cf. abietis. Als wichtigstes
Ergebnis dieser Studie kann festgehalten wer-
den, dass Holz zerstörende Pilze durch eine
sorgfältig durchgeführte Grünästung nicht geför-
dert werden. Bakterien sind besonders häufig in
Aststummeln nach Sommerästung festzustellen.
Sie fehlen fast vollständig im ungeästeten Kollek-
tiv. Sie sind offenbar nicht in der Lage, auf das
Splint- oder Reifholz überzuwechseln und haben
hier keine wirtschaftliche Bedeutung.
3.3 Holzqualität
Mikrobielle Infektionen im Xylem lebender Bäu-
me können zu Holzverfärbungen oder Fäulen
führen, sie können den Wassertransport stören
oder je nach Art der Organismen als Endophyten
ohne erkennbare Wirkung bleiben.
Holzzersetzung konnte nur in wenigen punktu-
ellen Fäulen von weniger als 2 cm Durchmesser
im Bereich von Aststummeln festgestellt werden.
Einige gelbliche streifenförmige Verfärbungen
im Holz waren beschränkt auf das (asthaltige)
Reifholz von geästeten Bäumen. Derartige Ver-
färbungen, die ein Volumen von 5 dm³ über-
schritten, wurden an zwei der 75 im Sommer ge-
ästeten und in sechs der 75 im Herbst geästeten
Bäumen festgestellt. Sie traten vorwiegend im
Höhenbereich von sechs bis acht Metern auf und
werden in diesem Umfang nicht als ökonomisch
bedeutsam gewertet.
Der nach der Ästung astfreie Zuwachs ist das
ökonomisch wertvollste Baumkompartiment.
Dieses war vollständig frei von Holzverfärbungen
oder Fäulen mit Ausnahme von zwei punktuellen
Erscheinungen in zwei der 150 Bäume als Folge
von Rinden- oder Astringverletzungen.
Dem verfärbten Holz benachbarte Aststummel
waren durchschnittlich erst 6,13 Jahre nach
Abbildung 8. Neonectria fuckeliana Konidienform.
Messbalken 50 µm.
Abbildung 9. Zalerion arboricola, einer der häufigsten
Besiedler von toten Aststummeln an Picea abies.
Messbalken 50 µm.