M
etzler
: Forstpathologische Beiträge zur Erhaltung der Holzqualität
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Astquirle der oberen Krone belassen. Je ein Kol-
lektiv pro Bestand wurde im Juli bzw. Oktober
geästet. Durch die Verteilung der Ästungen auf
drei Jahre sollten die Besonderheiten des jähr-
lich spezifischen Witterungseinflusses auf das
Infektionsrisiko ausgeglichen werden. Ein wei-
teres Kollektiv pro Bestand wurde als Kontrolle
ungeästet belassen. Zwischen dem Ästungszeit-
punkt und der Auswertung etwa 13 Jahre später
waren am wechselfeuchten Standort Villingen-
Schwenningen 8 % der geästeten und 4 % der
ungeästeten Bäume durch Sturm ausgefallen,
am Standort Lorch 13 % bzw. 9 %. Ansonsten
waren Ausfälle gering und gleichmäßig über die
geästeten und ungeästeten Kollektive verteilt (M.
F
löss
, pers. Mitt.).
In den Jahren 1993 und 1994 wurden die Ver-
suchsbäume gefällt.Für jeden der sechs Ästungs-
zeitpunkte (drei Jahre mit je zwei Jahreszeiten)
sowie für die ungeästeten Kontrollen wurden je
fünf Bäume untersucht, insgesamt 150 geästete
und 25 ungeästete Bäume. Bäume aus den glei-
chen fünf Standorten wurden von K
lädtke
& Y
ue
(1997) auf ihr Wachstum hin untersucht.
Für die Untersuchung der Infektionen und der
Überwallung wurden von jedem Baum drei
Stammscheiben mit je ca. 6 cm Dicke aus dem
Bereich von Astquirlen aus der Höhe von ca. 2 m,
7 m und 10 m entnommen. Die Ästungsnarben
sind auf der Rinde auch noch Jahrzehnte nach
der Ästung zu erkennen. Insgesamt enthielten
diese Stammscheiben 1.840 Aststummel, 1.496
von ihnen waren von grünen Ästen. 344 waren
Stummel von Ästen, die bereits bei der Ästung
dürr waren, diese insbesondere aus den unteren
Baumhöhen. Letztere wurden getrennt ausge-
wertet. Von den 315 Ästen der ungeästeten Ver-
gleichsbäume waren 123 zum Zeitpunkt der Pro-
benahme noch grün, 192 bereits dürr. Dicke und
Vitalität der Äste wurden nach Längsschnitt der
einzelnen Äste ermittelt.
Drei Baumkompartimente wurden mikrobiolo-
gisch untersucht: Der Aststummel selbst sowie
Reifholz und Splint jeweils ca. 2 cm vom Aststum-
mel entfernt. Aus jedem Kompartiment wurde pro
Ast eine Rondelle von ca. 20 mm³ ausgestanzt
und zur Feststellung der enthaltenen Pilzkeime
auf SNA-Agar inkubiert (M
etzler
et al. 1993).
3.2 Pilzliche Infektionsrate
Die höchste pilzliche Infektionsrate bezogen auf
die 20 mm
3
Holzproben auf SNA-Agar (N
irenberg
1981) wurde in den Astbasen der ungeästeten
Kontroll-Bäume gefunden (34,4 %). Davon waren
die Totäste mit 50,0 % der Proben am meisten
mit Pilzen infiziert, dagegen nur 9,4 % der leben-
den Äste. Das kann durch den natürlichen Ab-
gang dieser Äste im Zuge der Beschattung der
unteren Äste, sowie mit der Flora der natürlichen
Astreinigung erklärt werden (B
utin
& K
owalski
1990).
Im Reifholz war die Gesamt-Infektionsrate der
geästeten Bäume signifikant höher als in dem
der ungeästeten Bäume. Im Splintholz konnten
keine statistisch gesicherten Unterschiede ge-
funden werden. Holzzerstörende Pilze fehlten
nahezu vollständig im geästeten Material. Nur
neun solcher Isolate wurden in den 4.357 Pro-
ben gefunden, mindestens drei davon standen
in Verbindung mit Ästungsfehlern. Bei vier dieser
neun Isolate handelte es sich um Stereum san-
guinolentum.
Klassische Bläuepilze wie Ophiostoma spp. oder
Ceratocystis spp. fehlten sowohl im geästeten
Material als auch in den Kontrollen. – Eine Phia-
lophora-Art (Stamm FVA 342) war nicht selten in
den Basen toter Äste von Bäumen der Kontroll-
Gruppe zu finden, ebenso in den Stummeln der
trocken geästeten Bäume.
In der Gruppe der „Sonstigen Pilze“, denen keine
Holzentwertung nachgesagt werden kann, oder
die als Antagonisten von Holzzerstörern oder
Bläuepilzen eine Rolle spielen, zeigen sich die
deutlichsten Einflüsse der Grünästung. Neonec-
tria fuckeliana (Konidien siehe Abb. 8) war mit
39 % der Pilzisolate der mit Abstand häufigste
Pilz, der aus grün geästeten Bäumen isoliert
wurde. Das am häufigsten damit infizierte Baum-
kompartiment waren die Aststummel, besonders
diejenigen, welche im Herbst geästet worden
waren. Bemerkenswerterweise ist dieser Pilz
auch in der Lage, das Reifholz der betreffenden
Bäume zu besiedeln und zwar besonders in den
höheren Baumetagen. N. fuckeliana ist kaum in
den ungeästeten Kontrollbäumen und auch nur
selten in trocken geästeten Bereichen zu finden.
In ungeästeten Bäumen wurde N. fuckeliana
ausschließlich an Trockenästen beobachtet.
Neonectria fuckeliana ist die einzige Pilzart mit
signifikant höherer Infektionsrate in verfärbtem
Holz. Dieser Pilz ist gut bekannt als Besied-
ler von frischen Rindenwunden an Fichte und
wurde auch häufig von grün geästeten Fichten
(S
chlegl
-B
echtold
1985) und von leicht rötlich
braun verfärbtem Holz isoliert (R
oll
-H
ansen
1962). Die Verfärbungen sind jedoch so gering,
dass sie für die Holzqualität als unbedeutend
angesehen werden. Es ist anzunehmen, dass