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andrias, 19
(2012)
Buchen fördern und wäre damit hinsichtlich der
Wertholzerzeugung kontraproduktiv. Anstehende
Eingriffe ins Altholz sollten auf von Krebs befalle-
ne Buchen konzentriert werden.
3) Bei einem Befall von 25-100 % ist mit wirt-
schaftlich fühlbaren Schäden zu rechnen: Zusätz-
lich zum obigen Verfahren sollte die Entfernung
kranker überschirmender Bäume beschleunigt
erfolgen. Eine wesentliche Reduzierung der
Krankheit im Zuge der Selbstdifferenzierung
eines Bestandes ist nicht zu erwarten. Eher ist
damit zu rechnen, dass es zu weiteren Infekti-
onen kommt und dass so eine nennenswerte
Zahl erkrankter Buchen mit entsprechend gerin-
ger Holzqualität in den Endbestand einwächst.
Mischbaumarten sind zu begünstigen. Allerdings
muss auch die potentielle Wertentwicklung der
noch vorhandenen Überschirmung gegen die
potentiellen Wertverluste in der Verjüngung ab-
gewogen werden.
3 Grünästung der Fichte –
Infektionsrisiko und Überwallung
Die Astigkeit von Schnittholz ist ein wesentliches
Qualitätskriterium, je nach Verwendung im Hin-
blick auf die Ästhetik oder auf die mechanische
Stabilität (Abb. 7). Das Problem stellt sich insbe-
sondere bei Koniferen, deren dürre Äste meist
lange erhalten bleiben. Die Entfernung dieser
Äste (Trockenästung) ist eine unumstrittene
Methode um das Einwachsen der toten Äste
(„Schwarzäste“) weitgehend zu vermeiden, wel-
che keinen festen Halt im Holz haben und da-
her bei Brettware oft unter Zurücklassung eines
Astlochs herausfallen. Die kontrollierte Entfer-
nung auch von grünen Ästen im unteren Kro-
nenbereich von Bäumen im Stangenholz- und
jungen Baumholzalter führt in den folgenden
Jahrzehnten zum Zuwachs von astfreiem Holz.
Diese Grünästung gilt seit geraumer Zeit bei
der Douglasie als obligatorisch und problemlos,
solange sie nicht im Frühwinter durchgeführt
wird, da hier ein Infektionsrisiko durch die Rin-
denschildkrankheit der Douglasie, verursacht
durch den Pilz Phacidium coniferarum, besteht
(B
utin
2011). Auch für Picea abies ergibt sich
die verstärkte Notwendigkeit der Grünästung,
da bei zeitgemäßen, stammzahlärmeren Fich-
tenbeständen die basalen Äste wegen der hel-
leren Lichtverhältnisse länger grün bleiben und
deshalb stärker werden. Frühere Empfehlungen
gegen die Grünästung der Fichte basierten
meist auf Untersuchungen an unsauber durch-
geführten Ästungen, beispielsweise mit der Axt
oder anderen ungeeigneten Ästungswerkzeugen
(M
ayer
-W
egelin
1952, B
anerjee
1955, R
isley
&
S
ilverborg
1958). Spätere Untersuchungen an
sorgfältiger geästetem Material ergaben deutlich
bessere Resultate hinsichtlich der pilzlichen In-
fektionen (S
chlegl
-B
echtold
1985) und auch der
Holzqualität (L
enz
et al. 1991, S
auter
& M
essine
-
sis
1996). Allerdings fehlten immer noch differen-
ziertere Untersuchungen über den Einfluss un-
terschiedlicher Standorte und unterschiedlicher
Jahreszeiten der Ästung.
Basis der hier vorgestellten Ausführungen sind
die Arbeiten von M
etzler
(1997a, b) über die
pilzliche Infektionsrate in verschiedenen Baum-
kompartimenten und eventuell damit verbundene
Auswirkungen auf die Holzqualität unter dem
Einfluss der Ästungsjahreszeiten Sommer und
Herbst. Es wird nach Standorten unterschied-
licher Wüchsigkeit differenziert und die Überwal-
lung qualitativ und quantitativ beschrieben.
3.1 Methodik der Untersuchung
Fünf Fichtenbestände waren in den Jahren
1978, 1979 und 1980 nach einem Versuchsplan
von H. P
range
und S. S
chönhar
(ehem. FVA
Baden-Württemberg) geästet worden. Die Be-
stände liegen jeweils in den damaligen Forstbe-
zirken Biberach (Oberschwaben), Gaildorf, Lorch
(Schwäbisch-Fränkischer Wald), Pfalzgrafen-
weiler (Schwarzwald), sowie Villingen-Schwen-
ningen (Baar). Das Alter der Bestände war
damals 20 bis 25 Jahre, die Oberhöhen 14 bis
16 m. Der durchschnittliche jährliche Volumen-
zuwachs betrug zwischen 12 m³/ha im Bestand
„Pfalzgrafenweiler“ und 15 bis 17 m³ in den ande-
ren Beständen. Die Ästung wurde mit der Hand-
säge ggf. auf der Leiter bis zu einer Höhe 10 m
durchgeführt. Es wurden mindestens 8-9 grüne
Abbildung 7. Ästigkeit verursacht Qualitätsmangel bei
Schnittholz und ist die Ursache von Sollbruchstellen.