252
andrias, 19
(2012)
2005). In den behandelten Flächen wurde eine
Befallsreduktion um 80 % erreicht. Die Ergeb-
nisse führten 2006 zu einem Erlass des Regie-
rungspräsidiums Tübingen mit einer Empfehlung
zugunsten der Stockbehandlung.
5 Schäden durch Hallimasch im Nasslager
Die Beregnung von Rundholz hat sich als öko-
nomisch tragbare Konservierungsmethode viel-
fach bewährt, um größere Holzmengen nach
Sturmkatastrophen aus dem Markt nehmen zu
können (M
oltesen
1971, P
eek
& L
iese
1974, G
ibbs
& W
ebber
1996). Damit soll Holzentwertung so-
wohl durch Fäule und Bläue erregende Pilze als
auch durch holzbohrende Insekten verhindert
werden (L
iese
& K
arstedt
1971).
Nach den Stürmen „Vivian“ und „Wiebke“ 1990
wurden in Deutschland 15 Mio. Festmeter Holz
unter Beregnung gelagert (S
chmidt
1994, Tafel 3,
Abb. 15). Nach dem Sturm „Lothar“ im Dezem-
ber 1999 wurden allein in Baden-Württemberg
4 Mio. Festmeter auf über 100 Nasslagerplätzen
beregnet.
Unter den Gegebenheiten Süddeutschlands wer-
den hauptsächlich Fichte und Tanne, in geringem
Umfang auch Kiefer und Douglasie nach dieser
Methode eingelagert. Für Buche eignet sich die
Methode wegen der kaum vermeidbaren Holz-
verfärbungen nur beschränkt. Für Eichenholz ist
die Beregnung nicht erforderlich, da geringere
Mengen anfallen und eine einjährige Waldlage-
rung meist unproblematisch ist.
Physikalisches Prinzip der Beregnung ist es,
eine möglichst hohe Holzfeuchte zu gewährlei-
sten und so den Sauerstoff weitgehend auszu-
schließen. Während im Splintholz die Holzfeuch-
te durch die Beregnung wieder erhöht werden
kann, ist dies beim Reifholz nicht oder kaum der
Fall (S
chumacher
& G
rosser
1995). Entschei-
dend für den Konservierungserfolg der Bereg-
nung ist, dass eine ausreichende Beregnungs-
intensität gewährleistet ist. Wenn dies nicht der
Fall ist, kommt es zu teilweiser Austrocknung des
Holzes, was wiederum Fäulnis durch verschie-
dene Holzzerstörer wie Gloeophyllum sepiarium,
Heterobasidion annosum s.l. oder Stereum san-
guinolentum zur Folge hat (S
chumacher
& G
ros
-
ser
1995, G
ibbs
et al. 1996).
Allerdings hat sich in den letzten Jahren gezeigt,
dass Hallimasch-Arten (Armillaria spp.), im Ge-
gensatz zu anderen holzzerstörenden Pilzen,
auch in vorschriftsmäßig beregneten Poltern
eine langsam vordringende Mantelfäule verursa-
chen können (M
etzler
1994, G
ross
& M
etzler
1995). Jedenfalls sind die Stämme auch unter
Beregnung sehr anfällig für Hallimasch-Wachs-
tum unter der Rinde. Innerhalb weniger Jahre
können ganze Polter befallen sein. Entgegen
früherer Annahmen wird auch das Splintholz
angegriffen. In den ersten zwei Jahren sind die
entsprechenden Holz- bzw. Qualitätsverluste
meist tolerierbar. Nach vier Jahren lag nach einer
Studie an 27.000 Fm in 17 Nasslagerplätzen der
durchschnittliche Holzverlust bei 5,1 % (G
ross
& M
etzler
1995). Allerdings waren auch hier im
Gegensatz zu Plätzen mit Beregnungsmängeln
keine Schäden durch weitere holzzerstörenden
Organismen festzustellen.
Sehr bald nach Entdeckung des überraschenden
Phänomens waren im Hallimasch-befallenen
Holz charakteristisch ausgebildete Luftkanäle
entdeckt worden, denen eine besondere Bedeu-
tung bei der entstehenden Holzfäule zugeschrie-
ben wird (M
etzler
1994) und deren Entstehung
und Funktion näher zu untersuchen war. Die wei-
teren hier vorgelegten Untersuchungen (G
ross
& M
etzler
1995, M
etzler
& H
echt
2004) wurden
an den genannten Praxispoltern, an Versuchs-
poltern der FVA, Abt. Arbeitswirtschaft und Forst-
benutzung (jetzt Waldnutzung), sowie in Labor
experimenten durchgeführt.
5.1 Schadbild
Im Zusammenhang mit Hallimasch-Mycelfächern
unter der Rinde waren in der Anfangsphase nur
punktuelle, selten stammumgreifende oberfläch-
liche Fäulen festgestellt worden. Allein das Auftre-
ten von Fächermycel oder Rhizomorphen ist ohne
zusätzliche Beil- oder Nagelprobe kein sicheres
Anzeichen von holzzerstörendem Befall. Die Fäu-
le wurde bei maschineller Entrindung besonders
deutlich (Tafel 2, Abb. 13). Geschädigt war stets
der periphere Splintbereich (Mantelfäule), niemals
der Kern. An regulär beregneten Poltern konnte
kein Befall durch Insekten oder andere Pilze als
Hallimasch-Arten festgestellt werden.
Die entsprechenden Hallimasch-Isolate aus Ba-
den-Württemberg wurden als Armillaria cepistipes
und als A. ostoyae bestimmt. Anhand der Zerset-
zungssymptome am Holz konnte kein Unterschied
zwischen den Arten festgestellt werden.
5.2 Infektions- und Ausbreitungsmuster
im Polter
Die wahrscheinlichste Erstinfektionsquelle in
einem Polter ist die Einlagerung von einzelnen