M
etzler
: Forstpathologische Beiträge zur Erhaltung der Holzqualität
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trat im Nord-Schwarzwald ein relativ hoher Be-
fallsgrad mit Buchenkrebs auf. Dies wurde bei
routinemäßigen waldwachstumskundlichen Mes-
sungen der BFH festgestellt und war der Anlass,
das Verbreitungsmuster der Krankheit in den Ver-
suchsparzellen zu untersuchen. Die Fläche befin-
det sich im ehemaligen Forstbezirk Bad Wildbad
auf einem flachgründigen Buntsandstein-Plateau
auf 600 m NN. Der Herkunftsversuch war auf ei-
ner Sturmwurffläche von 1986 angelegt worden,
wobei einzelne Buchen-Überhälter belassen
wurden. Die Nachbarbestände werden von Fich-
ten dominiert.
Nach der Identifizierung des Buchenkrebs und
des Erregers N. ditissima wurde der Befallsgrad
(Prozent infizierter Pflanzen) in den 149 Parzel-
len ausgezählt, insgesamt an 9.015 Bäumen.
Es wurde vermutet, dass neben den Proveni-
enzen auch die Nachbarschaft zu infizierten
Überhältern eine Rolle für die Häufung und
Verteilung der Erkrankung spielt (P
errin
1981,
M
etzler
&
von
E
rffa
2000). Der Buchenkrebs
in den Baumkronen der Überhälter wurde daher
durch sorgfältiges Absuchen mit einem Fernglas
diagnostiziert. Position und Höhe der Überhälter
wurden eingemessen und in eine Karte einge-
tragen. Auf den Karten wurden einerseits Äquidi-
stanzlinien von 20, 40, 60 und 80 m Radius um
die infizierten Überhälter herum eingetragen und
die einzelnen Parzellen derjenigen Zone zuge-
ordnet, welche die größte Fläche der Zelle be-
deckte. Da insbesondere die Ascosporen (Abb. 4)
aber über Regenspritzwasser auch die Konidien
(Abb. 5) von N. ditissima mit dem Wind verbreitet
werden, war zu prüfen, inwieweit neben dem Ab-
stand auch die vorherrschendeWindrichtung das
Verbreitungsmuster der Krankheit beeinflusst.
Zur Erstellung vonWindverbreitungszonen (WDZ:
„wind dispersal zones“) wurde eine Grafik der
vorherrschenden Windrichtungen einer nahe ge-
legenen und ähnlich exponierten Messstation der
Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Würt
temberg (LUBW) zugrunde gelegt. Dieses Muster
wurde um 180° rotiert, um so die potentiell vor-
herrschende Transportrichtung der Sporenfracht
zu erhalten. Es wurden verschieden große WDZ
so errechnet, dass der Flächeninhalt mit den oben
beschriebenen kreisförmigen Äquidistanzzonen
mit Radien von 20, 40 und 60 übereinstimmt. Der
Nullpunkt der Zonen (entsprechend dem Zentrum
der Windrose) wurde auf jeden erkrankten Über-
hälter als Ausgangspunkt der Sporenverbreitung
zentriert. Jede Versuchsparzelle wurde entspre-
chend dem Verfahren bei den Äquidistanzzonen
derjenigen WDZ zugeordnet, welche ihren größ-
ten Anteil bedeckte.
Im Mittel waren die 149 Parzellen mit insgesamt
9.015 Bäumen zu 11,6 % infiziert (M
etzler
et al.
2002). Dabei war ein hochsignifikanter Zusam-
menhang mit dem Abstand der Parzellen zu infi-
zierten Altbuchen und den Hauptwindrichtungen
festzustellen. Parzellen in der inneren Äquidi-
stanzzone bis zu einem Abstand von 20 m vom
nächsten infizierten Überhälter wiesen einen
Befallsgrad von durchschnittlich 21.4 % auf. Der
Befall sank in der 20-40 m-Zone auf 11,1 % und
über 8,9 % auf 7,2 % in den Zonen 40-60 m bzw.
60-80 m. Die 0-20m-Zone unterschied sich signi-
fikant von allen anderen Zonen.
Der Befall in den einzelnen Windverbreitungs-
zonen nahm ebenfalls von den inneren zu den
äußeren ab (Abb. 6). Die innere Zone A hat mit
20,6%den höchsten Befallsgrad. Sie unterschied
sich signifikant von allen anderen WDZ. Auch
Zone B und D unterschieden sich voneinander.
Die vereinigten WDZ C und D unterschieden sich
bei einem Signifikanzniveau von 95 % von B.
Somit beschreiben die WDZ das Risiko der
Buchenkrebs-Erkrankung besser als die Äquidi-
stanzzonen. Vergleichbare Ergebnisse zum Ein-
fluss der vorherrschendenWindrichtung erzielten
H
ouston
et al. (1979) bei Verbreitungsstudien an
der Buchenwollschildlaus Cryptococcus fagisu-
ga. Der geringfügig höhere Befall in der inneren
Äquidistanzzone gegenüber der entsprechenden
WDZ deutet darauf hin, dass im unmittelbaren
Nahbereich die Windverbreitung eine geringere
Rolle spielt, vermutlich bedingt durch die Verbrei-
tung der Konidien im Regenspritzwasser. Resi-
duen in der statistischen Analyse von A
ugustin
et
al. (2005) sind damit zu erklären, dass es inner-
Abbildung 5. Cylindrocarpon willkommii-Konidienform
von Neonectria ditissima. Messbalken 50 µm.