M
etzler
: Forstpathologische Beiträge zur Erhaltung der Holzqualität
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Ästung überwallt, andere durchschnittlich nach
5,50 Jahren. Dies deutet darauf hin, dass eine
verzögerte Überwallung Pilzinfektionen begün-
stigt haben könnte.
Harzgetränkte Aststummel waren bei 40 % der
Äste mit einem Durchmesser von über 25 mm
(ohne Rinde) signifikant häufiger nach der Ästung
im Herbst (gegenüber Sommer) festzustellen.
Entsprechend konzentrieren sich die verharzten
Äste auf die höheren Baumetagen. Die Produk-
tion von Harz und dessen gerichteter Austritt an
Verletzungen ist ein wichtiger Mechanismus, mit
dem Wunden an Bäumen geschlossen und Pilz-
infektionen weitgehend ausgeschlossen werden
können. Dieses dürfte für die Holzqualität unbe-
deutend sein, da nur der asthaltige Kern betrof-
fen ist.
3.4 Auswirkungen von Ästungsfehlern
Wenn bei der Ästung der Astring (soweit über-
haupt vorhanden) verletzt wurde, führte dies zu
häufigeren Pilzinfektionen und Holzverfärbungen.
Die Überwallungsgeschwindigkeit wurde dadurch
nicht negativ beeinflusst. Allerdings sind auch
hier vermehrt Pilzinfektionen und Verfärbungen
festzustellen. Das versehentliche Belassen von
Aststummeln (meist 1-2 cm lang) führte zu ei-
ner durchschnittlich um drei Jahre verlängerten
Überwallungszeit.
Das größte Risiko bei einer Ästung sind Kambi-
umverletzungen (Tafel 1, Abb. 10). Diese entste-
hen beispielsweise, wenn Äste abreißen, bevor
sie vollständig mit der Säge abgetrennt sind. An
solchen Verletzungen sind die meisten Holzver-
färbungen festzustellen, und die Überwallungs-
zeit verlängert sich im Durchschnitt um mehr als
zwei Jahre.
3.5 Trockenästung
Nach Trockenästung ist das Splintholz nicht zu-
sätzlich mit Keimen belastet. Die Aststummel
dagegen weisen eine qualitativ ähnliche Pilzpo-
pulation auf wie die austrocknenden Äste des
ungeästeten Kollektivs. Gleichermaßen sind
etwa 45 % der Proben infiziert und zwar vor-
wiegend durch Sarea difformis. Offensichtlich
sind die belassenen Totäste und die überwallten
Aststummel von Totästen ökologisch ähnlich.
Interessanterweise ist die Isolierungsrate aus
dem Reifholz in der Nähe von abgeschnittenen
Dürrästen deutlich höher als in der Nähe von be-
lassenen oder von grün abgeschnittenen Ästen.
Dies kann dadurch erklärt werden, dass die Tro-
ckenästung zwangsläufig besonders im unteren
Stammbereich stattfand, wo Ascocoryne sarco-
ides, A. cylinchium und Neobulgaria premnophila
natürlich vorkommen (D
elatour
1976, R
oll
-H
an
-
sen
& R
oll
-H
ansen
1979b, H
use
1981, H
allaksela
1993).
3.6 Überwallungsgeschwindigkeit
Die Überwallungsgeschwindigkeit ist für den öko-
nomischen Erfolg einer Ästung aus zwei Gründen
entscheidend: 1) Je eher homogenes Holz mit
gleichmäßigem Faserverlauf hinzuwächst, um
so eher und besser ist der angestrebte Zweck
der Ästung erreicht. 2) Die Sauerstoffzufuhr, wel-
che für die holzzerstörende Aktivität von Pilzen
essentiell ist, wird durch die vollständige Über-
wallung gehemmt.
Die durchschnittliche Überwallungszeit betrug
5,5 Jahre. Auf den gut wüchsigen Standorten
Gaildorf und Lorch verkürzte sie sich auf nur
4,6 Jahre. Am Standort Pfalzgrafenweiler war
sie jedoch durch den geringen Radialzuwachs
auf 6,9 Jahre verlängert (M
etzler
1997b). L
enz
et al. (1991) gaben mit 2,5 Jahren eine sehr viel
kürzere durchschnittliche Überwallungszeit an,
was sich damit erklärt, dass für die Berechnung
nicht das Ästungsjahr sondern nur die Jahrringe
ab der Schnittkante bis zu ihrem Zusammen-
schluss zugrunde gelegt wurden. Die Jahrringe
vom Ästungszeitpunkt bis zum Erreichen der
Schnittkante wurden nicht berücksichtigt. Eine
nur schwache Beziehung der Überwallungszeit
mit dem Astdurchmesser und der größere Ein-
fluss des Zuwachses wurde von B
ues
(1996) be-
obachtet.
3.7 Folgen für die Forstpraxis
Erste Priorität bei der Ästung hat der sorgfäl-
tige Schnitt. Verletzungen am Stammholz füh-
ren zu einer erhöhten Infektionsrate mit Holz
entwertenden Pilzen. Ferner ist, wie auch beim
Belassen von Aststummeln, die Zeitspanne bis
zur Produktion von störungsfreiem Holz unnötig
verlängert.
Die Ästungszeitpunkte Sommer und Herbst un-
terscheiden sich graduell, wobei der Sommer-
ästung im Hinblick auf Holzverfärbungen und die
pilzliche Infektionsrate der Vorzug zu geben ist.
4 Präventive Maßnahmen gegen die
Stockfäule der Fichte
Die Stockfäule der Fichte wird überwiegend
durch den Wurzelschwamm Heterobasidion par-