M
etzler
: Forstpathologische Beiträge zur Erhaltung der Holzqualität
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e) Durch die physiologische Aktivität der Pilzhy-
phen entsteht innerhalb dieser röhrenförmigen
Barrieren Kohlendioxid und es kommt zu einer
Absenkung des pH-Wertes unterhalb pH 4,6
(M
etzler
1994). Je nach Temperatur kommt es
so bald zu einer Übersättigung der CO
2
-Konzen-
tration, wodurch dieses in den gasförmigen Zu-
stand übergeht. Die damit verbundene beträcht-
liche Volumenausdehnung führt zur Verdrängung
des Wassers aus den präformierten Röhren
(Sektflascheneffekt).
f) Die nun gasgefüllten Röhren stehen in Verbin-
dung mit der Außenluft. Die Diffusionsrate von
Sauerstoff im gasgefüllten Raum ist im Vergleich
zu der Rate in Wasser drastisch, d.h. etwa um
den Faktor 10.000 erhöht. So kann Sauerstoff
leicht in das Holz diffundieren. Der nun verfüg-
bare Sauerstoff ermöglicht zunächst lokal den
Abbau von Lignin, also die Entstehung von Weiß-
fäule durch den Hallimasch.
g) Im Verlauf dieser Fäuleentwicklung entstehen
„Bohrlöcher“ durch die Hyphen und dann größe-
re Durchbrechungen der Tracheidenwände, was
die Sauerstoffdiffusion zusätzlich begünstigt.
h) Das Mark von aus dem Holz herauswachsen-
den Rhizomorphen ist ebenfalls luftgefüllt und
steht in direktem Kontakt zu den röhrenförmigen
Luftkanälen im Holz. Damit ist ein zusätzlicher
Ferntransport von Sauerstoff durch eine wässe-
rige Umgebung möglich.
5.9 Maßnahmen gegen Hallimaschbefall
in Nasslagern
a) Da länger lebend gelagertes Sturmholz eine
besonders hohe Befallsrate mit Hallimasch auf-
weist, sollte dieses nicht oder nur nach dem Prin-
zip „last in, first out“ eingelagert werden.
b) Die schnelle Besiedelung ganzer Polter durch
den Hallimasch ist an die Berindung gebunden.
Eine nennenswerte Ausbreitung in Poltern mit
entrindetem Holz findet nicht statt (S
chumacher
& W
egener
1998).
c) Die Ausbreitung des Pilzes und der Holzab-
bau sind stark temperaturabhängig. Wenige Gra-
de Temperaturerhöhung, besonders im Bereich
zwischen 10 und 15 °C, beeinflussen diese Akti-
vitäten beträchtlich. Deswegen sollten möglichst
höher gelegene und damit kühlere Beregnungs-
plätze gewählt und möglichst kühles Bereg-
nungswasser verwendet werden.
In Kapitel 6 ist eine weitere Konservierungsme-
thode durch direkten Sauerstoffausschluss (Foli-
enverpackung) beschrieben, welche das Wachs-
tum von Hallimasch ausschließt.
6 Pilzentwicklung bei Holzlagerung
unter Schutzgasatmosphäre
Bei längerer konventioneller Waldlagerung be-
steht für Rundholz die Gefahr der Entwertung
durch Pilz- und Insektenbefall. Die Wertverluste
bei Fichte können nach einjähriger Lagerung
bei 40-50 % liegen (A
mmer
1963, K
uhn
1991).
Bei Buche taugt das Holz durch den zunächst
abiotisch verursachten Einlauf und die dann ei-
nige Monate später einsetzende Verstockung
(pilzliche Zersetzung) nur noch zu Brennholz.
Windwurfkalamitäten wie in Baden-Württemberg
durch die Stürme „Vivian“, „Wiebke“ (1990) und
„Lothar“ (1999) einerseits und den Wunsch der
Sägeindustrie nach kontinuierlicher Versorgung
mit Rundholz andererseits verlangen nach ver-
lässlichen Methoden, um die Holzqualität von
Frischholz auch über die warme Jahreszeit zu er-
halten. Ziel ist es, zu der Methode der Beregnung
(siehe Kap. 5) Alternativen zu entwickeln.
Die Aktivität von Holz entwertenden Pilzen lässt
erst bei sehr niedriger Sauerstoffkonzentrati-
on nach. Mit einer gasdichten Verpackung des
Holzes können durch die Atmung des Holzes und
der vorhandenen Mikroorganismen eine Redu-
zierung des Sauerstoffs und eine Erhöhung des
CO
2
-Gehalts erreicht werden (M
c
K
ee
& D
aniel
1966, S
cheffer
1986). Durch künstliche Zugabe
von Inertgas erreicht man bereits von Anfang an
einen niedrigen Sauerstoffgehalt. Y
de
-A
nderson
(1973) konnte so folienverpacktes Buchenholz
über ein Sommerhalbjahr konservieren.
Im Rahmen eines praxisrelevanten Gemein-
schaftsprojektes zur Entwicklung alternativer
Holzschutzverfahren (B
ort
& H
örger
1991, M
ah
-
ler
1992) wurde einjährig lebend gelagertes Fich-
ten-Sturmholz abgestockt und für ein weiteres
Sommerhalbjahr in verschiedenen Versuchsvari-
anten gelagert: weitgehend gasdichte Folienver-
packung (Tafel 3, Abb. 18), teilweise mit Bega-
sung durch Kohlendioxid oder Stickstoff, sowie
konventionelle Waldlagerung. Ziel war es, durch
die Folienverpackung nicht nur die Holzfeuchte
von der Einlagerung an zu stabilisieren, sondern
auch durch eine möglichst gute Abdichtung der
Folien eine kontrollierte sauerstoffarme Innenat-
mosphäre zu schaffen und zu erhalten. Die dabei
auftretenden Gesetzmäßigkeiten sollten erkannt
werden, so dass Prognosen zur Entwicklung der
Holzqualität bei längerer Lagerungsdauer gege-
ben werden können (M
etzler
et al. 1993).
Für die Bonitur der Holzverfärbung durch Bläuen
und Holz zerstörende Pilze wurden Stammschei-