Andrias 19 - page 92

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andrias, 19
(2012)
Hier war größtmögliche Freiheit der Objektwahl
mit scharfer Kontrolle der Ausarbeitung kombi-
niert. Das Hauptaugenmerk lag auf der naturge-
treuen Wiedergabe zellulärer Baupläne der Pilze.
Erfreulicherweise haben ehemalige Teilnehmer
dieser Lehrveranstaltung an anderen Orten und
in anderen Ländern diese Tradition fortgeführt. In
Oberjoch, wie beim Zeichenkurs, lag der Anreiz
zu mehrfacher bis dauernder Teilnahme, in der
eigenständigen Arbeitsweise – von der Materi-
albeschaffung im Gelände bis zum Endprodukt
von (Neu)beschreibungen mit Illustrationen, von
Reinkulturen für Laborexperimente und von Pro-
ben für Elektronenmikroskopie und für moleku-
lare Analysen.
Nationale und internationale mykologische
Aktivitäten
Diese Auflistung stellt nur eine Auswahl dar.
Wir begannen mit dem Aufbau einer Stamm-
sammlung für Pilze 1974 und haben sie bis
heute weiter geführt. Viele der bei uns isolierten,
identifizierten, charakterisierten und weiter in
Kultur gehaltenen Arten sind weltweit benutzt
worden. Mehrfach wurden unsere Pilzstäm-
me auch für industrielle Screenings auf unter-
schiedliche Sekundärmetabolite verwendet. Die
Stammsammlung wurde auch intensiv für unsere
Lehrveranstaltungen eingesetzt. – Am Sonder-
forschungsbereich 76, „Chemische Biologie der
Mikroorganismen“, der Tübinger Mikrobiologie
waren wir mit eigenen Basidiomycetenstämmen
und Screenings auf antibiotisch wirksame Ver-
bindungen seit 1974 beteiligt.
Als 1976 das Berghaus Iseler der Universität Tü-
bingen für Lehrveranstaltungen genutzt werden
konnte, begannen dort unsere floristischen und
vegetationskundlichen Lehrveranstaltungen und
Forschungsaktivitäten, die bis 2011 fortgesetzt
werden konnten. – In Lausanne war O
berwinkler
1976 Teilnehmer am internationalen H
erbette
-
Symposium über das „Species concept of Hy-
menomycetes“ und 1991 an demjenigen zum
„Genus concept in mycology“.
Am interdisziplinären Schönbuch-Forschungs-
schwerpunkt haben wir uns 1978 mit einem
mykofloristisch-ökologischen Pilz-Baumwurzel-
Projekt beteiligt. Damit begann die Mykorrhiza­
forschung an unserem Lehrstuhl, die sich ab
1981 intensiv mit Themen der Waldschadensfor-
schung beschäftigte.
Mit der Teilnahme von O
berwinkler
an der my-
kologischen Expedition des New York Botanical
Garden 1978 nach Kolumbien bekam die Tübin-
ger Tropen-Mykologie neuen Aufschwung. In die-
sem Jahr wurde auch die Kooperation mit B
ando
-
ni
, University of British Columbia, Vancouver, zu
Themen der Heterobasidiomyceten-Systematik
angefangen. – Wie oben erwähnt begannen wir
die Publikationsreihe „Studies in Heterobasidio-
mycetes“ 1980.
Von 1978-83 war O
berwinkler
1. Vorsitzender
der Deutschen Gesellschaft für Mykologie. In der
weiteren Nachfolge von O
berwinkler
waren die
Amtsträger, dann Präsidenten genannt, seine
Schüler A
gerer
(2000-2006, 2011-2012), P
iepen
-
bring
(2007-2008) und L
anger
(2008-2011). Jah-
restagungen der Gesellschaft wurden 1977 und
2006 in Tübingen abgehalten. – 1991 haben die
meisten Tübinger Mykologen an der Tagung der
Sektion Mykologie der Deutschen Botanischen
Gesellschaft in Bayreuth und 1997 in Regens-
burg teilgenommen.
Bereits 1981 wurde unser erstes molekularbio-
logisches Labor von B
lanz
und B
rennicke
einge-
richtet, die damit ihre in Urbana und Stanford be-
gonnenen Arbeiten bei uns fortsetzen und eine
junge, hiesige Generation von Molekularbiologen
ausbilden konnten. B
rennicke
wird wegen sei-
nes enormen methodischen Inputs an unserem
Lehrstuhl erwähnt. Da er mit Höheren Pflanzen
arbeitete, sind seine Arbeiten nicht Gegenstand
dieser Übersicht.
Den Botanik-Lehrstühlen der Universität Tübin-
gen wurde 1985 das Kooperationsprojekt „Pilz-
Baumwurzel-Symbiosen“ im Landesforschungs-
Förderungsprogramm bewilligt. 1991 konnten sie
ein koordiniertes Forschungs- und Lehrkonzept
im Rahmen des von der DFG finanzierten Gra-
duiertenkollegs „Organismische Interaktionen
in Waldökosystemen“, dessen Sprecher O
ber
-
winkler
war, umsetzen. Dieser Verbund konnte
schließlich noch Lehrstühle der Universität Frei-
burg einbeziehen.
Auf Einladung von
van
U
den
haben B
lanz
, D
eml
und O
berwinkler
1986 einen international be-
suchten Hefe-Kurs am Gulbenkian Institute of
Science in Oeiras, Portugal, abgehalten (Abb.
58).
1987 begannen wir in Zusammenarbeit mit J
o
-
hannes
C
hen
von der Chung-Hsing-Universität
Taichung, mit Untersuchungen zur Pilzflora von
Taiwan. Diese Arbeiten in Taiwan konnten mit
weiteren Kollegen und ehemaligen Schülern von
uns bis heute fortgesetzt werden. – Ein projekt-
bezogener Wissenschaftleraustausch mit Taiwan
2000-2001 wurde vom DAAD gefördert. Daran
waren K
irschner
und Z.-C. C
hen
beteiligt. – Mit
1...,82,83,84,85,86,87,88,89,90,91 93,94,95,96,97,98,99,100,101,102,...376
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