Andrias 19 - page 88

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andrias, 19
(2012)
südöstlich von Augsburg gelegenen Höglwaldes
untersucht. Er fand bei 123 Mikropilzarten nur ge-
ringe qualitative Unterschiede, dafür aber deut-
liche Veränderungen der Dominanzverhältnisse.
Dies wurde nicht nur durch unterschiedliche
Bodenchemismen erklärt, sondern auch durch
spezifische Merkmale der organismischen Inter-
aktionen. – Fluoreszenzmikroskopische Untersu-
chungen zur Vitalität von Mykorrhizen an Fichten
verschiedener Schadklassen am Standort „Post-
turm“ bei Ratzeburg hat R. W
eber
(1993) als
Dissertationsthema durchgeführt. Sie fand, dass
die äußerlich erkennbaren Kronenschäden der
Fichten unterschiedlicher Schadklassen auffäl-
liger sind als die Unterschiede in den Feinstwur-
zelsystemen. Diese erschienen vielmehr stark
von Bodenchemismen und Klimaeinflüssen ab-
hängig zu sein. – Den Gesundheitszustand von
Waldbäumen und die Vitalität ihrer Mykorrhizen
in verschiedenen Waldbeständen Westdeutsch-
lands haben K
ottke
et al. (1993) vergleichend
untersucht. – K
ottke
& W
öllmer
(1995) haben
Beobachtungen zur Mykorrhiza- und Feinstwur-
zeldynamik sowie zur Aktivität von Bodentieren
im Schwarzwald unter Einsatz der Rhizoskopie
durchgeführt. Wurzelproduktion und -differen-
zierungen sowie Mykorrhizaentwicklung in Ab-
hängigkeit von Stickstoffverfügbarkeit hat K
ottke
(1995) vorgestellt. – Den Einfluss des Stickstoff­
eintrags auf Ektomykorrhizen von Waldbäumen
haben B
eckmann
et al. (1996) und W
allenda
&
K
ottke
(1998) studiert. Sie waren der Meinung,
dass die Fruktifikationsraten von „Generalisten“
kaum, die von „Spezialisten“ auf Koniferen an-
scheinend mehr beeinflusst waren. Auch unter
Kultivierungsbedingungen waren Verallgemei-
nerungen über negative Auswirkungen erhöhter
Stickstoffkonzentrationen nicht möglich. – Die
Vitalitäten von Ektomykorrhizen der Fichten im
Höglwald wurden von Q
ian
et al. (1998a) fluores-
zenzmikroskopisch bestimmt. Untersucht wurden
Mykorrhizen von Cenococcum geophilum, Rus-
sula ochroleuca (Ocker-Täubling), Tylospora sp.
und Xerocomus badius (Maronen-Röhrling), die
damals nicht identifizierbaren „Piceirhiza gelati-
nosa“ und „P. nigra“ sowie zwei weitere, nicht be-
nennbare Ektomykorrhizen. – Den Einfluss von
Kalkung und Ansäuerung auf die Mykorrhizen in
Fichtenbeständen des Höglwaldes haben Q
ian
et al. (1998b) studiert. Auf versauerten Flächen
schienen R. ochroleuca und X. badius als mykor-
rhizierende Arten gefördert, während in gekalkten
Parzellen Tuber puberulum (Flaumhaarige Trüf-
fel) und „Piceirhiza nigra“ vermehrt auftraten.
Statistische Absicherungen waren jedoch nicht
möglich. – Die pathogenen und antagonistischen
Effekte von Mikropilzpopulationen untereinander
und auf Ektomykorrhizen in versauerten oder ge-
kalkten Fichten- und Buchenwäldern wurden von
Q
ian
et al. (1998c) untersucht. Das Beziehungs-
geflecht dieser Bodenpilze erscheint in höchstem
Maße komplex. Es ist offensichtlich für die Funk-
tionalität der Rhizosphäre ebenso bedeutend wie
abiotische Faktoren. – Der Einfluß von Trocken-
heit auf Mykorrhizen der Buche wurde von S
hi
et al. (2002) experimentell überprüft. Die ektomy-
korrhizierenden Byssocorticium atrovirens und
Lactarius subdulcis (Süßlicher Buchen-Milchling)
wurden nicht beeinflusst, Xerocomus chrysente-
ron hingegen gefördert. Die Speicherung von
Zuckeralkoholen, die den Trockenheitseffekten
entgegen wirken, hängt offensichtlich von der je-
weiligen Pilzart ab. – Mykorrhizen als dominante
Elemente der Rhizosphäre und Pilz-Wurzel-Sym-
biosen als Überlebensstrategien in artenreichen
Pflanzengesellschaften und auf Pionierstandor-
ten hat K
ottke
(2002, 2003) dargestellt. „Das un-
terirdische Geheimnis von Steinpilz und Trüffel“
im Wald lüfteten N
örr
et al. (2003).
Sturmwurfflächen, verursacht durch die
Orkane „Vivian“ und
Wiebke“ 1990 und
„Lothar“ 1999
Ab Herbst 1990 haben wir auf den Sturmwurf-
flächen von Oberjoch, am Iseler und am Ornach
(Abb. 55) die Pilzsukzessionen verfolgt und wäh-
rend der Kurse im Berghaus Iseler mit Studieren-
den die Pilze bearbeitet. – Auf drei von der Forst-
direktion Tübingen als zukünftige Bannwälder
ausgewiesenen Sturmwurfflächen und angren-
zenden stehenden Nachbarbeständen wurden
mykologische Sukzessionsstudien durchgeführt,
die Aussagen über die Ökologie von Schad- und
Nutzpilzen und ihre Beeinflussung von forstlich
wichtigen Waldbäumen ermöglichten (O
berwink
-
ler
et al. 1993). Die natürliche Sukzession auf
den ungeräumten Sturmwurfflächen führte zu
artenreichen Wiederbewaldungsstadien. Für die
forstliche Praxis ließen sich aus diesen Untersu-
chungen wichtige Erkenntnisse für die Beurtei-
lung und Verbesserung der Pflege und Erhaltung
von Wäldern ableiten. Die Möglichkeiten und
Chancen für die Waldökosystemforschung auf
Sturmwurfflächen wurden von G
örke
et al. (1996)
erläutert. Pilz-Baum-Interaktionen in Sturmwurf-
flächen und stehenden Nachbarbeständen ha-
ben H
onold
et al. (1994, 1996) und R
exer
et al.
(1995) untersucht. Pilze im Totholz von Waldbio-
1...,78,79,80,81,82,83,84,85,86,87 89,90,91,92,93,94,95,96,97,98,...376
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