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O
berwinkler
: Mykologie am Lehrstuhl der Universität Tübingen 1974-2011
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Pflanzenparasiten
In einer vergleichenden Sequenzanalyse von Teil-
bereichen der 18S und 28S ribosomalen RNAs
bei niederen Eukaryonten hat U
nseld
(1988) in
seiner Dissertation auch Taphrina deformans und
T. vestergrenii berücksichtigt. Er konnte zeigen,
dass sich die verwendeten Teilsequenzen für eine
Interpretation der Phylogenie der untersuchten
Taphrinen und folgender Taxa eignen: Schizosac-
charomyces pombe, Septobasidium carestianum,
Gymnosporangium clavariiforme, Rhodospori-
dium toruloides, Ustilago hordei, Exobasidium
vaccinii und Lycoperdon pyriforme. Bemerkens-
wert war, dass sich anhand dieser Sequenzen
die Rotalge Porphyridium cruentum nicht von der
Grünalge Chlorella vulgaris und dem Reis, Oryza
sativa, abgrenzen ließ. – Licht- und transmissi-
onselektronenmikroskopisch konnten N
agler
et
al. (1989) nachweisen, dass in den Sporen und
Keimhyphen von Schroeteria delastrina und S.
poeltii keine Karyogamie und keine Meiose er-
folgen. Ferner konnten sie zeigen, dass an den
Septenporen Woroninkörper vorhanden sind und
dass die Spindelpolkörper vom Ascomyceten-
bauplan sind. Damit musste Schroeteria von den
Basidiomyceten zu den Ascomyceten transferiert
werden. – Die in Taiwan auf einer Süßgrasart der
Gattung Microstegium vorkommende, phytopa-
thogene Ovularia polliniae haben K
irschner
et
al. (2002) licht- und transmissionselektronenmi-
kroskopisch untersucht. Merkmale der Wirtsinter-
aktion, der Ontogenie und der Konidien wurden
mit denjenigen von Beniowskia sphaeroidea, Ra-
mularia und Ramulariopsis verglichen. Für den
Grasparasiten haben die Autoren die neue Gat-
tung Pleurovularia vorgeschlagen. – Die höchst
komplizierte, zelluläre Interaktion zwischen dem
Blattparasiten Cymadothea trifolii und Trifolium
repens wurde von S
imon
et al. (2004) transmis-
sionselektronenmikroskopisch analysiert. Zur Fi-
xierung wurden die Proben hochdruckgefroren
und gefriersubstituiert. Dies ergab eine optimale
Erhaltung subzellulärer Strukturen. Der in den
Pilzzellen aufgebaute Interaktionsapparat besteht
aus langgestreckten, miteinander vernetzten Zi-
sternen, die insgesamt von einer Membran ein-
gehüllt werden, die mit der Zytoplasmamembran
verbunden ist. Dieser Struktur gegenüber liegt
eine Kleezelle, deren Plasmalemma invaginiert,
sodass eine Blase entsteht. Diese Blase ist mit
dem pilzlichen Interaktionsapparat tubulär ver-
bunden, wodurch eine Verbindung zwischen Pilz-
und Pflanzenzelle entsteht, die haustoriale Ei-
genschaften besitzt und einen Nährstofftransport
ermöglicht. Immunocytochemisch konnte in der
Tubuswand Cellulose und Xyloglucan nachgewie-
sen werden, dagegen nicht Rhamnogalacturonan
I und Homogalacturonane (S
imon
et al. 2005a). Im
Interaktionsapparat waren Chitin, ß-1,3-Glucane
und eine pilzliche Polygalacturonase nachweis-
bar. Es wurde angenommen, dass der Kleepa-
rasit in der Wirtszellwand lokal Pektine abbaut,
jedoch nicht Cellulose und Xyloglucan. Anhand
elektronenmikroskopischer Befunde konnte der
vegetative Entwicklungsgang inklusive der Koni-
diogenese von Cymadothea trifolii rekonstruiert
werden (S
imon
et al. 2005b). – In Yunnan fanden
H
ou
et al. (2004) einen rhytismatalen Pilz auf Rho-
dodendron lutescens, den sie als neue Art und
neue Gattung, Nematococcomyces rhododendri,
vorschlugen. Die Fruchtkörper erinnern an Coc-
comyces, dagegen haben die elliptischen Sporen
fädige, hyaline Anhängsel. Die Gattung wurde
auch gegenüber Hypoderma, Hypodermella,
Myriophacidium, Ploioderma, Neococcomyces
und Therrya abgegrenzt. – Die intragenomische
Variation pilzlicher ribosomaler Gene wurde von
S
imon
& W
eiss
(2008) an den vier Ascomyceten
Davidiella tassiana, Mycosphaerella punctiformis,
Phoma exigua und Teratosphaeria microspora
untersucht. Sie fanden einen unerwartet hohen
Nucleotidpolymorphismus, der daraufhin deutet,
dass auch an diesen Loci nicht nur konzertierte
Evolution abläuft. – Die zelluläre Interaktion der
necrotrophen Mycosphaerella podagrariae auf
ihrem Wirt Aegopodium podagraria wurde von
S
imon
et al. (2009) ultrastrukturell untersucht. Am
Interaktionsort fanden sich elektronendichte Auf-
lagerungen auf die Zellwände des Wirtes und des
Parasiten. Herkunft, Bestandteile und Funktion
der Verdickungssubstanz blieben unklar. Moleku-
larphylogenetisch konnte bestätigt werden, dass
der Parasit zur Gattung Mycosphaerella gehört.
Humanpathogene Arten
Sequenzdaten der kleinen Untereinheit der ri-
bosomalen DNA zeigten, dass Paracoccidioides
brasiliensis nahe mit Blastomyces dermatitidis
verwandt ist (B
ialek
et al. 2000). Die Fortschritte
bei molekularen Diagnosen von B. dermatitidis
und Coccidioides spp., den Erregern der Blasto-
mycose und Coccidiomycose wurden von B
ialek
et al. (2005) referiert.
Borkenkäferpilze
Da die Borkenkäfer Holz nicht verwerten kön-
nen, sind sie auf Pilze angewiesen, die in den
Bohrgängen mit ihnen zusammenleben. Zu
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