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O
berwinkler
: Mykologie am Lehrstuhl der Universität Tübingen 1974-2011
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Von den am Standort gefundenen Samenpflan-
zen erwies sich nur Helianthemum ovatum als
Ektomykorrhizapartner. Unter experimentellen
Bedingungen konnte die Pilzbesiedelung abge-
storbener Wurzelzellen von Robinia pseudoaca-
cia nachgewiesen werden (K
ovács
et al. 2003b).
Bei Helianthemum ovatum waren Ansätze eines
Hartigschen Netzes erkennbar. – Durch mor-
phologische Untersuchungen an Kulturen und
durch Sequenzvergleiche der 28S rDNA konn-
ten E. W
eber
et al. (2002) Arten der Anamorph-
gattung Lecythophora der Teleomorphgattung
Coniochaeta zuordnen.
Hefen
Aus Böden der Rhizosphäre von Mangobäumen,
Mangifera indica, die O
berwinkler
in Florida
sammelte, konnten S
paaij
et al. (1990) eine bis-
lang unbekannte Ascomycetenhefe der Candida-
ceae isolieren, die sie Myxozyma udenii nann-
ten. Aus Costa Rica konnten S
paaij
et al. (1992a)
Myxozyma neotropica, vom Holzmehl der Holz-
wespe Sirex juvencus (S
paaij
et al. 1992b) M.
sirexii, von Ips typographus f. japonicus, dem Ja-
panischen Buchdrucker, M. nipponensis (S
paaij
et al. 1993b) und aus den Blüten von Protea re-
pens, der ersten Protea, die in Kultur zu Blüte
gebracht werden konnte, M. vanderwaltii (S
paaij
et al.1993a) isolieren und beschreiben. – Aus
der Rhizosphäre der Fichte haben W
eber
et al.
(1992) die neue Hefeart Kluyveromyces piceae
gewonnen.
Pilze des Bodens und des Wurzelraumes
Von brasilianischen Böden haben P
fenning
&
O
berwinkler
(1993) Ophiostoma bragantinum
beschrieben. Als Nebenfruchtform konnte Sporo-
thrix inflata wahrscheinlich gemacht werden, eine
Art, die in Böden der gemäßigten Breiten weit
verbreitet ist. – Von Fichtenwurzeln im Schwarz-
wald bei Freudenstadt haben W
eber
et al. (1989)
einen Pilz isoliert und kultiviert, den sie als neue
phialidische Hyphomycetenart und -gattung, My-
xocephala albida, beschrieben und illustrierten.
Charakteristisch sind die bräunlichen, dickwan-
digen, mehrfach septierten und drei- bis vierfach
quirlig verzweigten Konidienträger auf denen sich
die Konidien in einem Schleimtropfen ansam-
meln. Aus Costa Rica haben W
eber
et al. (1994)
die neue Hyphomycetengattung Ticogloea, mit
der Art T. guttulata von Ticodendron incognitum-
Wurzeln und von Talauma sambuensis-Wurzeln
Leptographium costaricense (W
eber
et al. 1996)
beschrieben.
Glomeromycota
(Tafel 16, Abb. 52)
Bei licht- und transmissionselektronenmikrosko-
pischen Untersuchungen der chlorophylllosen
Gametophyten von Lycopodium clavatum fanden
S
chmid
& O
berwinkler
(1993) Pilzendophyten mit
Hyphen ohne Querwände und zahlreiche kleine
Vesikel unterschiedlicher Entwicklungsstadien.
Durch elliptische Interphase-Spindelpolkörper
konnten Vertreter der Oophyta als Endophyten
ausgeschlossen werden. Da keine Arbuskel ge-
funden werden konnten, blieb damals die Ent-
scheidung offen, ob Glomeromyceten die Inter-
aktionspartner sind. Wir schlugen für diesen
Interaktionstyp den Terminus „Lycopodioider My-
cothallus“ vor. – Auch in den chlorophylllosen
Gametophyten von Botrychium lunaria fanden
S
chmid
& O
berwinkler
(1994) Endophyten mit
nicht septierten Hyphen und intrazelluläre Hy-
phenknäuel, die von einer fibrillären Matrix und
demWirtsplasmalemma umgeben waren. Arbus-
keln konnten nicht nachgewiesen werden. Wie
bei Lycopodium-Gametophyten erfolgt auch hier
ein organischer Nährstofftransfer vom Pilz zur
Pflanze und nicht, wie bei arbuskulären Mykor-
rhizen, in umgekehrter Richtung. – Von K
ovács
et
al. (2003a) wurden in Sporophyten von Botrychi-
um virginianum aus Ungarn arbuskuläre Mykor-
rhizen in zwei bis drei Zellschichten der Wurzel-
rindegefunden.Die lappenartigeArbuskelstruktur
wurde mit ähnlichen Bildungen triassischer Fos-
silien verglichen. – In reifen Sporophyten von
Ophioglossum reticulatum aus demWilson Bota-
nical Garden, San Vito, Costa Rica, konnten
S
chmid
& O
berwinkler
(1996) arbuskuläre Mykor-
rhizen mit multinukleären, unseptierten Hyphen,
terminalen Vesikeln, intrazellulären Hyphenknäu-
eln und Arbuskeln nachweisen. – Auch in Game-
tophyten und jungen Sporophyten von Gleichenia
bifida aus dem Nationalpark Tapanti, Costa Rica,
konnten S
chmid
& O
berwinkler
(1995) arbusku-
läre Mykorrhizen mit unseptierten Hyphen, intra-
zellulären Hyphenknäueln, Arbuskeln und Vesi-
keln feststellen. In den Rhizoiden bildete der Pilz
kugelige Sporen. Während der Arbuskelbildung
erschienen Cytoplasma und Zellorganelle der
Wirtszellen vermehrt, dagegen wurde die Stärke
in den Chloroplasten abgebaut. – An Wurzeln
des Adlerfarns, Pteridium aquilinum, der auf
Cadmium-kontaminierten Böden wuchs, wurden
mit Elektronenenergieverlust-Spektroskopie Ele-
mentbestimmungen von T
urnau
et al. (1993c)
durchgeführt. Die Endomykorrhizazellen ent­
hielten mehr Cd, Ti und Ba als die Wurzelzellen.
– Mykorrhizierungen von heimischen Bäumen
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