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andrias, 19
(2012)
untersucht und unter Einbeziehen der Wirtsbin-
dungen die Artabgrenzungen präzisiert. – Die
nucLSU rDNA mit den D1- und D2-Regionen
haben V
oglmayr
et al. (2004) benutzt, um phylo-
genetische Analysen an den Gattungen Basidio-
phora, Bremia, Paraperonospora, Phytophthora
und Plasmopara durchzuführen. Es konnte eine
Verwandtschaft von Plasmopara pygmaea s.,
Pl. sphaerosperma, Basidiophora, Bremia und
Paraperonospora umgrenzt und Plasmopara als
polyphyletisch erkannt werden. Die neue Gat-
tung Protobremia wurde für Pl. sphaerosperma
vorgeschlagen. Der Formenkreis von Bremia
lactucae s.l. ließ drei größere Verwandtschaften
auf Asteraceen-Wirten erkennen. Für alle unter-
suchten Arten konnten ellipsoide bis birnenför-
mige Haustorien nachgewiesen werden. Diese
subzellulären Strukturen können als gemein-
sames Merkmal für die gesamte Verwandtschaft
gewertet werden. – Eine von Helianthus x lae-
tiflorus isolierte Plasmopara halstedii s.l. wurde
molekular, biochemisch und infektionsbiologisch
von S
pring
et al. (2003) untersucht. Es zeigte
sich, dass die Isolate von H. x laetiflorus und H.
annuus konspezifisch sind. Die intraspezifische
Variabilität von P. halstedii haben S
pring
et al.
(2006) an Teilen der ITS-1, 5.8S und ITS-2 Re-
gionen der nukleären rDNA untersucht. Sie fan-
den, dass physiologisch hoch agressive Rassen
eine sehr junge Entstehungsgeschichte haben.
– Die Mikromorphologien der Haustorien und
Sporangienträger sowie molekulare Daten der
nuc-rDNA der Arthraxon spp. (Poaceae) parasi-
tierenden Bremia graminicola ließen unschwer
erkennen (T
hines
et al. 2006), dass diese Art
nicht zu Bremia gehört. Dementsprechend wur-
de eine neue Gattung, Graminivora, eingeführt.
– Morphologische, ultrastrukturelle und moleku-
lare Untersuchungen an Arten der Gattungen
Basidiophora, Benua, Bremia, Paraperonospo-
ra, Plasmopara, Plasmoverna und Protobremia
zeigten, dass diese Taxa nur auf dicotylen Wirten
vorkommen (T
hines
et al. 2007). Da Plasmopa-
ra penniseti mit dieser Gruppe nicht näher ver-
wandt ist, wurde für den Grasparasiten die neue
Gattung Poakatesthia vorgeschlagen. – In einer
Multigenanalyse haben G
öker
et al. (2007) ver-
sucht, die Phylogenie der Falschen Mehltaue
als obligate Parasiten zu rekonstruieren. Phyto-
phthora erwies sich als partiell paraphyletisch.
Vier Verwandtschaften konnten molekularphy-
logenetisch umgrenzt und zusätzlich durch
morphologische bzw. ökologische Merkmale
gestützt werden: Peronospora und Pseudope-
ronospora; eine Gruppe mit vesikulären bis bir-
nenförmigen Haustorien; Hyaloperonospora und
Perofascia, die überwiegend Kreuzblütler para-
sitieren; schließlich die Grasparasiten Viennotia
und Graminivora. – Die ITS-Sequenzen der auf
Fabaceen parasitierenden Peronospora-Arten
haben G
arcía
-B
lázquez
et al. (2008) benutzt um
phylogenetische Aussagen auch hinsichtlich der
Wirtsbindungen treffen zu können. Hierzu wurde
ein enges Artkonzept verwendet. In dieser Studie
wurden auch bisher unbekannte Wirte der ibe-
rischen Halbinsel berücksichtigt. – Die Verwandt-
schaften der grasbewohnenden Falschen Mehl-
taupilze haben T
hines
et al. (2008) erstmals einer
umfassenden molekularen Analyse unterzogen,
in der gezeigt werden konnte, dass sie über die
gesamten Peronosporaceae s.l. verteilt sind.
Waldökosysteme
Wälder, heimische Forste bis zu tropischen Ur-
wäldern und weltweit gestreut, waren Orte un-
serer Freilandforschung und der Probennahmen.
Diese reichten von den Böden undWurzelräumen
bis zu den Baumkronen, von den Symbionten zu
den Parasiten und den saproben Holzzerset-
zern. Damit war eine Vielzahl von ökologischen,
systematischen und phylogenetischen Frage-
stellungen verbunden, nicht zuletzt auch die
nach der Bedeutung von Biodiversität und der
Erhaltung in ihren Lebensräumen (O
berwinkler
2002). – Die über 18 Jahre bei botanisch-myko-
logischen Lehrveranstaltungen für Studierende
der Universität Tübingen in Oberjoch zusammen-
getragenen Daten hat O
berwinkler
(1994) als
Korrekturversion einer Flora des Gebietes, „Hö-
here Pflanzen und ihre Pilze“, für Teilnehmer der
Kurse und Exkursionen (Abb. 54), insbesondere
aber für die Mitglieder unseres damaligen Gra-
duiertenkollegs „Organismische Interaktionen in
Waldökosystemen“, zur Verfügung gestellt.
Mykologische Untersuchungen zu „neu-
artigen Waldschäden“
Neuartige Waldschäden erschienen Ende der
1970er Jahre so gravierend, dass sogar von
professoraler Seite prophezeit wurde, es würde
1990 keinen Wald mehr in Mitteleuropa geben.
Immerhin wurde dadurch mitbewirkt, dass ein kri-
tisches Umweltbewusstsein wachgerufen wurde.
In der seriösen Wissenschaft ging es allerdings
um sorgfältig erhobene, reproduzierbare Daten,
die begründete Interpretationen zuließen. – Meri-
stemschäden, die in Fichtenwurzeln durch nied-
rigen pH-Wert und Aluminium-Ionen ausgelöst
1...,76,77,78,79,80,81,82,83,84,85 87,88,89,90,91,92,93,94,95,96,...376
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