Carolinea 72
(2014): 133-135, 2 Abb.; Karlsruhe, 15.12.2014
133
Erster Nachweis der Efeu-Sommerwurz
(
Orobanche hederae
) im Raum Mannheim
T
homas
J
unghans
Abstract
First occurrence of
Orobanche hederae
in
the area around Mannheim
The first record of
Orobanche hederae
D
uby
for Mann-
heim is reported. The habitat is especially remarkable
because it is located at the edge of a near-natural deci-
duous forest whereas most populations of the species
outside its natural distribution appear in anthropogenic
vegetation like parks, graveyards, and urban ruderal
sites.
Autor
Dipl.-Biol., Dipl.-Umweltwiss.
T
homas
J
unghans
,
Rotdornweg 47, D-33178 Borchen;
E-Mail:
tjunghans@aol.com.Außerhalb ihres mehr oder weniger geschlos-
senen west- und südwesteuropäischen Verbrei-
tungsgebiets kommt die atlantisch-submediterran
verbreitete
Orobanche hederae
D
uby
nur spora-
disch in wärmebegünstigten Lagen Südwest- und
Mitteldeutschlands vor.Verbreitungsschwerpunkt
in Baden-Württemberg ist Heidelberg, wo die
Pflanze seit den 1990er Jahren mit derzeit etwa
60 Einzelvorkommen und 3000-3500 Individuen
auftritt (
D
emuth
1996,
J
unghans
2001,
W
interhoff
& H
aar
2002,
V
esselinov
L
alov
2007). Ein wei-
terer Bestand im Rhein-Neckar-Gebiet existiert
seit 1996 im Bereich der mittleren Bergstraße
bei Hemsbach (
D
emuth
2001). In der nördlichen
Oberrheinebene gibt es Vorkommen in Karlsru-
he (
D
emuth
1996) sowie seit 2005 im Stadtge-
biet von Darmstadt (
R
öhner
& S
chwöbel
2010).
Erstmals nachgewiesen in Baden-Württemberg
wurde sie bei der St. Anna-Kapelle beim Isteiner
Klotz (
W
inter
1889).
Am 6. Juni 2014 konnte
Orobanche hederae
in Mannheim und somit erstmals im nordwest-
lichsten Teil Baden-Württembergs nachge-
wiesen werden. Der Fundort liegt nördlich von
Mannheim im Käfertaler Wald am Rande eines
Laub-Mischwaldes östlich des Wasserwerks
Käfertal bei etwa 98 m ü. NN (MTB 6417/31, R
3466075 H 5488475). Insgesamt fanden sich nur
drei Sprosse unter einer alten Stiel-Eiche. Außer
Efeu treten als häufige Begleiter am Standort
noch
Geranium robertianum
,
Cardamine impa-
tiens
,
Alliaria petiolata
und
Impatiens parviflora
auf. Eine weitere Nachsuche in der Umgebung
ergab keine weiteren Funde, lediglich ein ver-
trockneter Spross (vermutlich aus dem Vorjahr)
wurde zwischen vertrocknetem Laub auf der an-
deren Seite der Eiche fast unmittelbar am Stamm
gefunden. In diesem Bereich konnten am 3. Juli
auch zwei weitere blühende und teilweise schon
fruchtende Pflanzen aufgefunden werden. In den
ausgedehnten Efeu-Anpflanzungen im Bereich
des benachbarten Wasserwerks sind – soweit
von außen sichtbar – keine
Orobanche
-Pflanzen
vorhanden. Da der Verfasser in der Nähe des
Vorkommens seit Jahren floristische Untersu-
chungen durchführt, können Einschleppungen
durch Anpflanzungen als Ursache für das Vor-
kommen ausgeschlossen werden.
In den letzten Jahren häufen sich die Meldungen
von weiter nördlich und östlich des Hauptverbrei-
tungsgebiets liegenden Vorkommen (
J
unghans
2009), so wurden zum Beispiel drei der vier der-
zeit bekannten Vorkommen der Sippe in Rhein-
land-Pfalz nach 2002 entdeckt (
O
chse
2008,
L
ang
& W
olff
2011). Der einzige Wuchsort der in Hes-
sen als verschollen geglaubten Art wurde 2008
in Wiesbaden gefunden (siehe Internetquelle).
Zumeist finden sich die Vorkommen der Art in
mehr oder weniger stark anthropogen beeinfluss
ter Vegetation wie Grünanlagen, Friedhöfe, Vil-
lenviertel, Anpflanzungen in der Nähe alter histo-
rischer Bauwerke (Schlösser, Burgen, Ruinen)
und Straßenränder. In naturnaher Vegetation ist
die Art abseits ihres natürlichen Verbreitungsge-
biets selten zu finden, so zum Beispiel in Baden-
Württemberg am Isteiner Klotz im Weißseggen-
Eichen-Linden-Wald (
D
emuth
1996). Von den
neueren Fundorten sind nur wenige etwas na-
turnäher, wie etwa ein Vorkommen im mittleren
Westfalen (
B
omholt
& B
üscher
2002), in einem
Kalk-Buchenwald im Bergischen Land oder an
einem halbschattigen Standort unter Stiel-Ei-
chen in Dortmund (
G
ausmann
& B
üscher
2011).