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A

ly

& F

ischer

: 225.

Naturschutzgebiet im Regierungsbezirk Karlsruhe

145

Doppeleigenschaft: Streuobstwiesen sind gleich-

zeitig attraktiv für Bewohner des Offenlandes und

des lichten Waldes. Auf Licht, Wärme und Blü-

tenreichtum angewiesene Schmetterlings- und

Wildbienenarten finden hier, und nicht auf aufge-

düngten Wirtschaftswiesen, geeigneten Lebens-

raum. Specht- und Fledermausarten finden hier,

und nicht im Hochwald, Insektennahrung und

Höhlen bzw. zur Anlage von Höhlen geeignete

ältere, angemorschte Bäume.

Streuobstwiesen sind landesweit gefährdet

:

Nach Angaben des MLR

(http://www.mlr.baden

-

wuerttemberg.de/Streuobstwiesen/106632.html

)

sind seit 1965 47 % des Baumbestandes ver-

schwunden. Der Naturschutzbund NABU (http://

baden-wuerttemberg.nabu.de/themen/landwirt-

schaft/streuobst/news/15559.html) geht für die-

sen Zeitraum von einem Flächenverlust von zwei

Dritteln aus. Aber auch um den verbleibenden

Bestand sieht es nicht gut aus: Das Grünland

ist in erster Linie durch die Aufgabe der Nutzung

gefährdet. In der Folge entstehen Brachen und

Dominanzbestände aus Brennessel (

Urtica dioi-

ca

), Adlerfarn (

Pteridium aquilinum

), Drüsigem

Springkraut (

Impatiens glandulifera

) oder Brom-

beeren (

Rubus fruticosus agg

.). In diesem Zu-

stand sind im vorliegenden Gebiet heute bereits

17 % der Borstgrasrasen, 41 % der Nasswiesen

und 49 % der Fettwiesen!

Waldsimsen-Sümpfe

sind im südöstlichen Ge-

bietsteil an den nassesten Stellen an die Stelle

früherer Nasswiesen getreten. Bedenkt man,

dass 2005 von diesem Lebensraumtyp im gesam-

ten Regierungsbezirk nicht mehr als 32 ha gefun-

den wurden (

B

reunig

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chach

2007), wird die

naturschutzfachliche Bedeutung von 1,6 ha Wald-

simsen-Sumpf im vorliegenden Gebiet deutlich.

Neben der dominierenden Wald-Simse (

Scirpus

sylvaticus

) gehören zum typischen Artenspek-

trum Blut-Weiderich (

Lythrum salicaria

), Sumpf-

Hornklee (

Lotus

uliginosus

), Wiesen-Knöterich

(

Polygonum

bistorta

) und Mädesüß (

Filipendula

ulmaria

). An vier Stellen fanden sich inmitten der

Waldsimsen-Sümpfe

Sickerquellen

: Dieser Le-

bensraum ist in Baden-Württemberg gefährdet.

Feldgehölze und Gebüsche

mit einer Gesamt-

fläche von 6,5 ha sind teilweise aus brachgefal-

lenen Streuobstwiesen entstanden. Dominant

vertreten sind Trauben-Eiche (

Quercus petraea

),

Vogel-Kirsche (

Prunus avium

) und Edelkastanie

(

Castanea sativa

).

Der im Gebiet stockende

Wald

ist Auwald aus

Eschen und Erlen, Eichen- und Eichen-Hain-

buchenwald, Buchenwald, Hainbuchen- und

Hainsimsen-Traubeneichenwald. Darüber hinaus

kommen auch mit Nadelbäumen durchsetzte Be-

stände vor. Bei der Aufnahme des Waldes in die

Schutzgebietskulisse stand die Förderung der

Fledermäuse im Vordergrund. Deren Ansprüche

(lichte Wälder, Baumhöhlen) sollen hier im Rah-

men der naturnahen Bewirtschaftung über die

kommenden Jahrzehnte gefördert werden. Ent-

Abbildung 2. Naturnaher

Verlauf des Reichbachs;

in der Bildmitte eine ge-

lungen in die Landschaft

integrierte Installation,

13.4.2012.