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ittrich
: Geschichte des Vereins der Pilzfreunde Stuttgart e.V.
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2.2 Die Tätigkeitsfelder des Vereins
Ausstellungen, Führungen, Beratung
Von den Anfangsjahren bis in die Gegenwart
standen öffentliche Pilzführungen, Beratung für
den Verzehr, Pilzausstellungen und die Organi-
sation mykologischer Vorträge und Fortbildungs-
veranstaltungen auf dem Programm der Stutt-
garter Pilzfreunde. Auch für die Wissenschaft
engagierten sich verschiedene Mitglieder (siehe
unten).
Etwas näher soll auf die Pilzausstellungen ein-
gegangen werden. Aus G
ackstatters
Zeit sind
Pilzausstellungen in der Schickhardtschule,
später in der Schloss-Mittelschule dokumentiert.
Die Pilzausstellungen wurden durch öffentliche
kostenlose Pilzberatungen ergänzt. Die öffent-
liche Beratung in der Markthalle Stuttgart wird
am 22.7.1963 in der Nachfolge von G
ackstat
-
te
rs „Arbeitskreis Ernährung aus dem Walde“
übernommen und weiter ausgebaut. Schon an
diesem ersten Tag wurden 384 (!) Beratungen
durchgeführt, eine Zahl, die heute unvorstellbar
ist. Jährliche Pilzausstellungen fanden seit 1963
im Jägerhaus in Esslingen statt, ab 1988 dann in
der Waidachhütte in Stuttgart-Möhringen. In den
Ausstellungen in der Waidachhütte wurde auch
erstmals der Naturschutz thematisiert. Er sollte
in den folgenden Jahren ein wichtiger Schwer-
punkt der Vereinsarbeit werden. So wurden
Schautafeln geschützter und schützenswerter
Pilzarten gezeigt und Hinweise zum korrekten
Pilzesammeln gegeben. Eine vom Stuttgarter
Verein organisierte Ausstellung in Reutlingen im
gleichen Jahr zog sogar 3.000 Besucher an. Ein
„Highlight“ war auch 1990 eine Pilzausstellung
anlässlich der Landesgartenschau in Sindelfin-
gen. Seit 1997 findet jedes Jahr im Herbst eine
Pilzausstellung im Haus des Waldes in Deger-
loch statt, die von etwa 1.000 Pilzinteressierten
besucht wird. Schließlich konnten 2005 von O
tto
B
aral
(1909-2000), dem Künstler, Bildhauerlehr-
meister und Vereinsmitglied seit 1965, postum
Pilzaquarelle im Karlsruher Naturkundemuseum
ausgestellt werden. Ein Nachlassen des Interes-
ses der Bevölkerung wird auf den Reaktorunfall
von Tschernobyl im Jahr 1986 und die damit ver-
bundene radioaktive Belastung von Speisepilzen
in manchen deutschen Landstrichen zurückge-
führt. Ob dies auch ein Grund war, weshalb die
1985 erreichte Höchstzahl von 776 Vereinsmit-
gliedern (Abb. 8) nicht mehr erreicht wurde, wie
B
ollmann
(1998: 27) mutmaßt?
Abbildung 8. Entwicklung der Mitgliederzahlen des Stuttgarter Pilzvereins.