194
andrias, 19
(2012)
Ökologie:Auwaldartiger Mischwald, auf liegendem
Holz von Pinus sylvestris. R
yvarden
& G
ilbertson
(1993) geben als Substrat für alle übrigen europä-
ischen Kollektionen ebenfalls Pinus an, während
B
ernicchia
(2005) allgemein „Nadelholz, selten
Laubholz“ vermerkt (obwohl die italienischen
Funde allesamt von Pinus spp. stammen).
Häufigkeit und Verbreitung: Ein Nachweis.
Oberrheingebiet: 6517/3, Mannheim, Friedrichs-
feld, Dossenwald, nahe Kleintierzuchtverein, auf
liegendem Kiefernstamm, 90 m NN, 17.10.2009,
U. S
auter
(KR 26097).
Bestand und Bedrohung: Aufgrund der Datenla-
ge keine Aussage möglich.
Allgemeine Verbreitung: Boreal-temperat(-sub-
mediterran?), circumpolar. Asien (östliches Russ
land) und Europa. Hier in erster Linie im Norden
und Nordosten, doch sind auch Funde von Kü-
stenregionen Italiens bekannt. Aus Deutschland
sind keine weiteren Funde bekannt.
Ergänzungen zu Band 2 (
K
rieglsteiner
2000b)
Familie
Clavicoronaceae
C
orner
(Beih. Nova Hedwigia
33: 6, 1970)
Die beiden nahe verwandten und bisweilen sy-
nonym angesehenen Gattungen Artomyces und
Clavicorona waren in Baden-Württemberg bis-
her nicht nachgewiesen. Sie unterscheiden sich
von ähnlich aussehenden Gattungen mit weißem
Sporenpulver wie z.B. Clavaria oder Clavulina
durch das Vorhandensein von Gloeozystiden. Zu-
sätzlich sind die Sporen bei Artomyces stark, bei
Clavicorona schwach und undeutlich amyloid. Sie
bilden zusammen die Familie Clavicoronaceae,
die heute in der Ordnung Russulales ihren Platz
findet. Die Familie wird von manchen Mykologen
als synonym zu den Auriscalpiaceae gesehen.
1.
Fruchtkörper stark verzweigt; Äste wir-
telartig angeordnet; Astspitzen flach und
krönchenartig; Sporenpulver stark amylo-
id . . . . . . . . . . . Artomyces
1*
Fruchtkörper keulig-zugespitzt; höchstens
mit wenigen Verzweigungen; Sporenpul-
ver schwach amyloid . . . Clavicorona
Artomyces pyxidatus
(P
ers
.) J
ülich
(Bibl. Mycol. 85: 399 (1982) [1981]) (Karte 2)
(Tafel 1, Abb. 2)
Verzweigte Becherkoralle
Morphologie: Fruchtkörper 5-10 cm hoch, creme-
gelb bis blass ockerfarben, reich verzweigt, und
an eine Koralle (Ramaria) erinnernd. Astspitzen
jedoch artcharakteristisch flach und krönchenar-
tig statt zuspitzend, Äste oberwärts z.T. zu meh-
reren auf gleicher Höhe abzweigend (quirlartig).
Trama cremeweißlich, alt bräunend, wenig brü-
chig, etwas dumpf riechend, nach einiger Zeit
scharf schmeckend. Sporenpulver weiß. Sporen
breit ellipsoid bis eiförmig, amyloid, teils fein war-
zig, 3,5-4,5(5) x 2-2,5(2,8) µm. Gloeozystiden im
Hymenium vorhanden.
Ökologie: Im Gebiet einerseits in wärmebegün-
stigten Laubmischwäldern, andererseits (Ober
rheingebiet) in Kiefernforsten. An morschen
Stubben von Laubholz (Fraxinus excelsior, Po
pulus tremula) oder Pinus sylvestris, einmal an
einem liegenden Stamm.
Phänologie: Frühsommer (ab Mai) bis Herbst
(24.10.).
Häufigkeit und Verbreitung: Selten, aber mögli-
cherweise in Zunahme begriffen.
Oberrheingebiet: 6717/1, Kirrlach, nahe der Auto-
bahn, Kiefernforst, an finalfaulem Stubben (Pinus
sylvestris), 125 m NN, 24.06.2002, A. G
minder
.
– 6817/1, Graben-Neudorf, Kohlplattenschlag,
Kiefernmischforst, morscher Stubben, 125 m
NN, 25.06.2002, A. G
minder
. – 7813/3, Emmen-
dingen, Windenreute, 280 m NN, 26.08.2006
(S
chrimpl
2007), 03.10.2007, 24.10.2008, L.
S
chrimpl
(KR). – 8012/4, Teuchelwald, an mor-
schem Laubholz, 08.08.2010, E. S
trittmatter
(Beleg in Herbar S
trittmatter
). – Gäuland-
schaften: 6920/2, Lauffen, bei der Kläranlage,
Auwald, an morschem Stubben (Populus tremu
la), 190 m NN, 29.05.2003, A. G
minder
(Beleg
in Herbar G
minder
). – 7019/4, Enztal bei Mühl-
hausen, Hangwald, liegender morscher Stamm
(Fraxinus excelsior), 210 m NN, 27.06.2001, A.
G
minder
(Erstnachweis, Beleg in Herbar G
min
-
der
). – Keuper-Lias-Land: 7420/2, Schönbuch,
Bebenhausen, NSG „Eisenbachhain“, an mor-
schem Laubholzstubben (Betula?), 370 m NN,
23.07.2001, A. G
minder
(höchster Fundort).
Vertikale Verbreitung: In der planaren und kolli-
nen Stufe gleichmäßig verbreitet, im Gebiet nicht
über 370 m NN hinausgehend.
Bestand und Bedrohung: Die Art gilt in den mei-
sten Ländern als bedroht, doch scheint sie sich
in den letzten 20 Jahren eher auszubreiten. Dazu
passt auch das offenbar plötzliche Auftreten im
Gebiet. Da sie zudem durchaus nicht nur in na-
turnahen (Au-)Wäldern vorkommt, sondern auch
recht regelmäßig in Kiefernforsten, kann derzeit