Andrias 19 - page 364

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andrias, 19
(2012)
„Elsewhere in the ancient Near East, fungous
growths on houses were considered to be omens,
divine signs, most of which portended evil for the
occupants. Most striking is the Mesopotamian
series dealing with katarru fungus. Black-color-
ed fungus is a sign of health and prosperity, but
white, red, and green fungi are invariably omens
of ill fortune [...] It cannot escape notice that in
Israel precisely red and green fungi are condem-
natory signs (M
ilgrom
1991: 864
3
).
Bevor wir die Möglichkeit der Existenz von S. la-
crymans in Israel/Palästina zu biblischen Zeiten
diskutieren, müssen wir uns noch kurz der De-
tailbeschreibung von Zara’at an Häusern nach
Lev 14 zuwenden.
6 Symptome von Aussatz an Häusern
nach Lev 14
Der Häuser-Aussatz besteht darin, dass sich
„an den Mauern des Hauses grünlich gelbe oder
rötliche Vertiefungen zeigen, die Mulden in der
Mauer bilden“ (Lev 14,37). Diese Vertiefungen
können sich ausbreiten (Lev 14,39). Wenn man
die betroffenen Steine entfernt, ersetzt und den
Lehmmörtel erneuert, kann es sein, dass die
Symptome wiederkehren. Dies muss aber nicht
der Fall sein.
Welches ist das Substrat des beschriebenen
Prozesses? Es kommt entweder der Naturstein
in Frage oder der Mörtel zwischen den Steinen
oder der Putz auf der gesamten Innenwand. Als
Phänomen an Holzbalken an der Decke wird
Häuser-Aussatz in Lev 14 nicht beschrieben.
Eine sehr merkwürdige Angabe liegt darin, dass
Häuser-Aussatz zu Vertiefungen in Stein oder
Mörtel führt.
Wie verhält sich nun die biblische Beschreibung
von Zara’at an Hauswänden zur Biologie des
Echten Hausschwammes?
7 Diskussion
Substrat
Serpula lacrymans ist ein lignicoler Saprobiont
an Nadel-, selten auch an Laubholz. In Israel/
Palästina ist heute die Aleppo-Kiefer (Pinus hale-
pensis M
ill
.) weit verbreitet. Diese Art wird schon
in der Bibel erwähnt (Z
ohary
1966) und stand da-
mit auch in der Antike als Bauholz zur Verfügung.
Besonders wertvolle Häuser (Tempel, Paläste)
hatten auch Bauteile aus Zedernholz. Somit
wäre eine Voraussetzung für das Vorkommen
des Pilzes in biblischen Zeiten gegeben.
Chorologie
Der Hausschwamm ist heute in Israel/Palästina
nicht nachgewiesen (S
alomon
P. W
asser
, pers.
Mitt.). Damit ist natürlich nicht ausgeschlossen,
dass er in biblischen Zeiten dort gewachsen ist
und auch heute noch hier und da unerkannt vor-
kommt. Er müsste dann aber schon mindestens
seit dem 5. vorchristlichen Jahrhundert aus seiner
asiatischen Heimat in den Vorderen Orient vor-
gedrungen sein. Allerdings gibt es auch in Afrika
insgesamt und in den heißen Ländern Europas
und Asiens keine Nachweise für das Vorkommen
des Pilzes. Das spricht stark gegen seine frühere
oder spätere Existenz in Israel/Palästina.
Ökologie
Serpula lacrymans benötigt für seine Existenz
bzw. für sein Wachstum eine hohe Holzfeuchtig-
keit. Diese dürfte im zentraljudäischen Siedlungs-
gebiet allenfalls in Ausnahmefällen vorhanden
gewesen sein. Selbst wenn eine Holzdeckenkon-
struktion in der kurzen Regenzeit durchfeuchtet
worden sein sollte, trocknete sie in der folgenden
Dürreperiode wieder weitgehend aus. Die Stän-
derbauweise war in Israel nicht gängig, und wenn
es doch hin und wieder Tragbalken gegeben ha-
ben sollte, wäre kaum mit einem ständigen Kon-
takt zu Grundwasser zu rechnen.
Damit ergibt sich aus der ökologischen Perspek-
tive für die Möglichkeit der Identifikation von
Zara’at mit Hausschwamm dieses Ergebnis: (1)
Im Großreich Israel – unter D
avid
s Herrschaft –
3
Vgl. auch M
ilgrom
(1991: 870f.): „Supporting the notion that
we are dealing with wall fungus is the fact that the Meso-
potamian omen and Namburbi texts, cited above, focus on
kamunu and katarru appearing on walls and in inner courty-
ards, and both growths are identified as fungi (CAD, K 133,
303). Even more significant is that the katarru appears as
red and green, precisely like its biblical counterpart, and that
the term for red, miqtu, also stands for a fungus (CAD, M
105, no. 8).“ M
ilgrom
bezieht sich hier auf Chicago Assyrian
Dictionary 8, 133: Art.: kam
ū
na: „ [...] if k. of the open country
is seen in a man’s house; [...] if in a man’s house k. is seen in
a pot of vinegar; [...] in that year during the winter there will
be k. and „foreign“ k. in the land; [...] this fungus was seen in
the inner courtyard of the temple of Nabû, and katarru-lichen
(was seen) on the wall of the central storehouses, there are
namburbi-texts for them“; Chicago Assyrian Dictionary 8, 303:
Art.: katarru: „[...] if white k.-fungus appears in a man’s house;
[...] its appearance is as shiny as gypsum“ (hier könnte man
tatsächlich an Salpeterbildung denken!); Chicago Assyrian
Dictionary 10, 103-105: Art.: miqtu, Nr. 8 (S. 105): „red lichen
which is called m.“.
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