Andrias 19 - page 355

S
chofer
: J
ulius
H
auck
(1876-1966), ein patriotischer Pilzkundler
289
denken, dass bei S
chaeffer
irrtümlicherweise
beide Arten als eine Art behandelt und bezeich-
net wurden. Ob er die Autorität S
chaeffer
s nicht
in Frage stellen wollte? Diese Verwirrung wurde
nie richtig aufgearbeitet und bestand in vielen
populärwissenschaftlichen Werken fort, und nur
diese sind für den gewöhnlichen Pilzsammler
relevant, bis in die späten Zwanzigerjahre des
letzten Jahrhunderts. Die Bezeichnung Panther-
pilz blieb also lange „un nomen confusum et un
nomen ambiguum“ (N
eville
& P
oumarat
2004:
399 f.). So wunderte sich S
chnegg
(1916) in sei-
nem Buch über die volkswirtschaftliche Bedeu-
tung der Pilze darüber, dass sich „tatsächlich die
Ansichten über die Giftigkeit von Pilzen mitunter
in kurzer Zeit ändern.....so der Pantherpilz, der
in älteren Pilzbüchern als giftig bis sehr giftig
bezeichnet wird, heute allenthalben als ess-
bar empfohlen wird“ (H
auck
1916b, Einleitung
und S
chnegg
1916: 39f). Bei S
ydow
(1905) und
K
lein
(1921) finden sich gute Abbildungen mit
eindeutigen Merkmalen des Pantherpilzes und
befriedigenden Beschreibungen. Bei G
ramberg
(1913), R
othmayr
(1913), M
acku
&
kaspar
(1915)
und M
ichael
(1917) gelten die als Pantherpilz
bezeichneten Pilze, wie einleitend erwähnt, als
essbar, sofern man die Huthaut entfernt. Die
Abbildungen sind qualitativ sehr unterschied-
lich. Die sehr guten Abbildungen bei G
ramberg
und M
ichael
zeigen eindeutige Merkmale der
Amanita excelsa-spissa s.l.: die deutlich geriefte
Manschette, eine warzige Knolle und einen leicht
gerieften Hutrand. In den Beschreibungen aller-
dings finden sich buntgemischt Merkmale beider
Pilzarten nebeneinander. So ist es nicht weiter
verwunderlich, dass es beim Verzehr eines so-
genannten Pantherpilzes zu Problemen kommen
konnte, deren Grund H
auck
nicht hätte erkennen
können.
Das Konservieren der Pilze für den Haushalt
Waren die Pilze erst einmal nach Hause ge-
bracht, so galt es, sie richtig zu verarbeiten und
die Übervorräte zu konservieren. Für H
auck
, der
seine Pilzkampagne startete, um in den mageren
Kriegsjahren den Speiseplan der hungernden
Bevölkerung aufzubessern, war es folgerichtig,
noch im Jahr 1916 eine Schrift über „Das Konser-
vieren der Pilze für den Haushalt“ (H
auck
1916b)
herauszubringen. Er hielt den Nährwert der Pilze
für sehr hoch und jedem Gemüse ebenbürtig
und ging sogar so weit, dass er den Nährwert
der Pilze mit dem der Kartoffel gleichsetzte und
glaubte, manche Pilze könnten Fleisch auf der
Speisekarte ersetzen. Pilze wurden als Aroma-
träger gelobt, mit dem man manch fades Essen
verbessern könne. Er ermunterte die Sammler,
die im Spätjahr anfallenden Mengen von Pilzen
nicht im Walde verkommen zu lassen, sondern
sie zu ernten und für den späteren Gebrauch zu
konservieren. Dazu gab er in seiner Broschüre
Ratschläge über die unterschiedlichsten Arten
der Konservierung, wie Trocknen, Sterilisieren,
Extrakte oder Essenzen bereiten, Einmachen
in Essig, in Salz oder in Butter, wobei die But-
terkonservierung in Notzeiten doch wohl nicht
optimal war. Dazwischen flocht er immer wieder
erprobte Rezepte für die Verwendung konser-
Abbildung 4. Irrtümliche Beschreibung des Pantherpilzes als Speisepilz in „Führer durch die Pilzausstellung“ von
J
ulius
H
auck
(1917a,19).
1...,345,346,347,348,349,350,351,352,353,354 356,357,358,359,360,361,362,363,364,365,...376
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