S
chofer
: J
ulius
H
auck
(1876-1966), ein patriotischer Pilzkundler
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schlecht, dass selbst H
auck
nicht mehr aus dem
Haus wollte. Als sich im September das Wetter
besserte, veröffentlichte er in der regionalen Zei-
tung einen überschwänglichen Artikel, mit dem
er die Bevölkerung zum Pilzverzehr, leider auch
giftiger Pilze, animierte: „Aber jetzt hinaus in die
schöne Natur, die ihren herbstlichen Segen vor
unseren Augen ausbreitet... Wie ist da alles an-
ders geworden; ein Leben und Wachsen hat hier
begonnen; und wir waren zu Hause bis in den
Tod betrübt ob des schrecklichen Regens. Der
Wald erschließt uns seine Schätze. Wie kleine
Zwerge stehen sie da mit ihren roten, gelben, wei-
ßen und braunen Köpfen auf einem Beine. Das
Reich der Pilze entfaltet seine Herrlichkeit. Dort
steht in großer Schar der Trompeten-Pfifferling;
da lüpft ein Samtfuß-Krempling den fruchtbaren
Waldboden. Nimm ihn mit und lasse auch den
Maronen-Röhrling, der dem Steinpilz an Güte
wenig nachsteht, nicht unbeachtet stehen. Hast
du eine tüchtige Hausfrau, bring ihr den Rotbrau-
nen Reizker und den Mordschwamm, der, wenn
auf besondere Art zubereitet, dir deinen Gaumen
reizt....Glücklich streckst du deine Hand nach
einem jungen Steinpilz aus, aber halt, du hast
den Gallen-Bitterling erwischt, der dir dein Da-
sein erbittern könnte. Fülle deine Sammelbüch-
se mit Scheiden-Streifling, Stockschwämmchen,
Ziegen-Pfifferling und dem Elfenbein-Schneck-
ling, dem ausgesprochenen Herbstpilze. Dann
geh nach Hause und lasse dich nieder zum billi-
gen, göttlichen Mahle“ (EZ 1917, 1. September).
Für Wissbegierige war H
auck
bereit, per Post
zugesandte Pilze zu bestimmen. Auch dafür war
er gut organisiert. Er verlangte, dass alle Pilze
mit einer Nummer gekennzeichnet seien, um
sich bei der Antwort kurz fassen zu können. Er
erhob eine Gebühr von 20 Pfennig pro Pilz und
wünschte als Anlage eine frankierte, adressierte
Rückpostkarte (H
auck
1917a; 1).
„Winke und Ratschläge für Pilzsammler
1916“, „Der Ratgeber für Pilzsammler 1916“
und der „Führer durch die Pilzausstellung
1916 und 1917“
H
auck
s Pilzkampagnen sollten hauptsächlich
dazu dienen, „sich mit diesen wertvollen Ge-
wächsen bekannt zu machen, welche in hohem
Maße geeignet sind, verschiedene jetzt fehlende
oder knappe und daher teure Lebensmittel zu
ersetzen“ (EZ 1916, 22. Juli). H
auck
wusste na-
türlich, dass vor der Verwertung an erster Stelle
das Erkennen der Pilze und damit die Sicherheit
der Verbraucher gewährleistet sein musste. Zu
diesem Zweck schrieb er 1916 eine kleine Bro-
schüre „Winke und Ratschläge für Pilzsammler“
(H
auck
1916c).In demnur 16Seiten umfassenden
Büchlein zählte H
auck
zunächst „die in unserer
badischen Heimat wachsenden Speisepilze“ auf.
Er teilte sie in neun Gruppen auf, beginnend mit
den Blätter- und Röhrenpilzen, endend mit den
Morcheln. Weiter gab er Sammel- und Verwer-
tungshinweise, nannte die Erscheinungszeit und
charakterisierte die bevorzugten Fundorte der
verschiedenen Arten (H
auck
1916c: 8-10). In den
beigefügten Merksätzen für Pilzsammler steht an
erster Stelle die Warnung, niemals einen Pilz zu
essen, den man nicht ganz genau kenne. Kon-
krete Hinweise auf giftige Pilze oder die Aufzäh-
lung von giftigen Pilzen fehlen jedoch vollkommen
(H
auck
1916c,16). Diesen Mangel erkannte und
behob H
auck
in der im nächsten Jahr 1917 her
ausgebrachten, vollkommen überarbeiteten und
erweiterten Neuauflage des Büchleins unter dem
Titel: „Ratgeber für Pilzsammler“ (H
auck
1917b).
Hier gab er zunächst eine allgemeine Einführung
in die Welt der Pilze, erklärte auf einfachste Wei-
se das Wesen eines Pilzes und charakterisier-
te die einzelnen Familien in kurzen Worten. In
dieser Neuauflage nahm nun auch die Warnung
vor Giftpilzen breiten Raum ein. In tabellarischen
Übersichten stellte er die Merkmale der giftigen
Pilze denen ihrer essbaren Doppelgänger ge-
genüber (H
auck
1917b, 8f.). Da seine äußerst
preiswerte Broschüre ohne Bilder bleiben muss-
te, empfahl er seinen Lesern, um das Erkennen
der Pilze zu erleichtern und sicherer zu machen,
sich bebilderte Pilzbücher bekannter Autoren zu
kaufen, wie von E. G
ramberg
(G
ramberg
1913),
E. M
ichael
(M
ichael
1917), J. R
othmayer
(R
oth
-
mayer
1913), P. S
ydow
(S
ydow
1905), J. M
acku
&
A. K
aspar
(M
acku
& K
aspar
1915), sowie, ihres
praktischen Taschenformats wegen, die Bänd-
chen von W. O
bermayer
(O
bermayer
1917) und H.
B
lücher
(B
lücher
1914).
Noch vor „Winke und Ratschläge für Pilzsamm-
ler“ (H
auck
1916c: 8) hatte H
auck
im Jahre 1916
einen „Führer durch die Pilzausstellung“ heraus-
gegeben (H
auck
1916a). Diesen Führer sah er
als wichtige, ergänzende, das Wissen vertiefen-
de Lektüre zu seinen Ausstellungen an. Nach
der 1. Auflage von 1916 mit 118 (H
auck
1916a)
folgte 1917 eine 2. verbesserte Auflage mit 206
besprochenen Arten. (H
auck
1917a, Abb. 3, 4).
Er war bemüht, alle aufgeführten Arten in seinen
Ausstellungen zu zeigen, und sofern in der Na-
tur nicht auffindbar, durch Modelle oder Bilder zu